Im Focus: Der Fototreff Dorsten

von Martina Jansen

Im Focus: Der Fototreff Dorsten

10.000 Klicks: Die magische Grenze für gute Bilder.
Sie kommen zurück aus dem Urlaub, von einer Feier oder aus der Natur. Beide Speicherkarten ihrer Kamera sind voll, die beiden Akkus dagegen restlos ausgesaugt. Mit der Gewissheit jetzt „die“ Fotos geschossen zu haben, laden Sie Ihre Fotodateien zu Hause auf Ihren PC. Und? Ihre Bilder sind ganz okay, doch der „Wow-Effekt“ bleibt aus.
Getreu dem Zitat des Fotografen Helmut Newton: „Die ersten 10.000 Aufnahmen sind die schlechtesten“, haben Sie leider wieder nur geknipst und nicht fotografiert. Dabei fehlen manchmal nur winzige Tipps und Ihre Fotos werden wahre Meisterwerke.

Diese Tipps geben Ihnen die Fotofreunde des offenen Fototreffs Dorstens gerne. Zwischen 20 und 25 Frauen und Männer, der etwa 60 im zugehörigen Forum angemeldeten Mitglieder, treffen sich seit Juli 2011 regelmäßig im Kultur- und Begegnungszentrum am Brunnenplatz in Hervest. Es geht hier zwanglos zu, „Star-Allüren“ der Profis gibt es nicht. Jeder wird da abgeholt, wo er steht. Jede Frage wird gerne beantwortet oder auch mal kontrovers diskutiert.

Foto oben rechts: Der alte Förderturm von Fürst Leopold ©Werner Markus

Ins Leben gerufen hat den Treff Marcus Barduhn (40). Als begeisterter Hobby-Fotograf ist er seit 2003 in diversen Foren unterwegs und hat natürlich auch an zahlreichen Usertreffen teilgenommen. Da ihm der Weg dorthin allerdings mit der Zeit zu weit wurde, lag es nahe, selbst einen Fototreff in der Nähe zu gründen. 

Zusammen mit Wolfgang Trosch lud er daher auf seiner Internetseite am 28. April 2010 zu einem Treffen in ein Dorstener Café ein. 25 Teilnehmer hatten sich angemeldet, die ersten 15 Besucher kamen jedoch spontan und unangemeldet vorbei, so dass Marcus Barduhn so langsam die Schweißperlen auf der Stirn standen. Wohin mit all den Fotofreunden? „Mit so viel Interesse habe ich absolut nicht gerechnet“, erinnert sich der gebürtige Dorstener „und schon gar nicht damit, dass sich daraus ein regelmäßiges Treffen entwickeln würde.“
Zum „harten Kern“ zählen seit dem unter anderem die Gründungsmitglieder Martina Benning, Irene Upadek, Bernd Uckermann, Klaus Schilling, Georg Lottritz, Andreas Karpen, Wolfgang Trosch und Roland Winkler. 

Foto oben rechts: Erster Fotostammtisch im April 2010 ©Alfred Gebauer

Mittlerweile kommen zwar einige Frauen mehr zum Fotostammtisch ins Kulturzentrum, dennoch sind sie zahlenmäßig immer noch stark unterlegen, aber nicht weniger präsent.

Foto rechts: Bis hier hin und nicht weiter ©Margot Aldenhoff

Martina (55) blickt bereits auf 40 Jahre Erfahrung in der Fotografie zurück. Begonnen hat sie auf Klassenausflügen und hat sich dadurch etwas Taschengeld dazu verdient. Durch ihre drei Kinder geriet ihr Hobby eine Zeit lang etwas in den Hintergrund, seit kurzem ist sie jedoch wieder richtig aktiv. Martinas Motto: „So gut wie möglich fotografieren, so wenig nötig bearbeiten.“

Irene Upadek (53), die zweite Frau im Gründungsteam, ist ebenfalls dem Treff treu geblieben. „Ich fand meine Fotos einfach nur langweilig“, erinnert sie sich. „Daher habe ich gerne die Anregungen hier im Treff umgesetzt und experimentiere jetzt zur Zeit gerne mit Licht.“ Wahrscheinlich hat sie mittlerweile die 10.000er-Fotogrenze geknackt und sieht ihre Bilder nun mit anderen Augen.

Foto oben rechts: Nachts in Dorsten ©Martina Benning

Roland Winkler hat sich auf Naturfotografie spezialisiert. Einige seiner Aufnahmen sind auf den Schautafeln des Biotops in Hervest zu sehen, andere hat er auf seine Seite gestellt www.naturfotografie-rw.de. Ein Blick lohnt sich auf alle Fälle.

Foto rechts: Das lange Warten hat sich gelohnt ©Roland Winkler

Aber auch andere Stammtischler zeigen ihre Fotos zu Recht gerne der Öffentlichkeit. So sind auf der Homepage des Lippeverbandes www.polderklicks.de zahlreiche ihrer Fotografien sehen. Selbst finanziell lohnt sich das Hobby. Werner Marcus fotografiert hin und wieder auf Hochzeiten und stellt auch aus.
Die Fotos von Horst Tripp dagegen sind in Bilddatenbanken käuflich zu erwerben. Der 69-Jährige ist seit Anfang 2014 Teilnehmer beim Fotostammtisch und seine Fotos – zum Beispiel aus Island – könnten durchaus Ansichtskarten zieren.

Foto rechts: Tilda ©Josef Hannig

Marcus Barduhn wollte keinen Verein mit starren Regeln gründen, er dachte an einen reinen Gedankenaustausch untereinander. Dennoch gibt es eine wiederkehrende Konstante: Die Treffen beginnen jeweils mit einem Thema, über das anhand von eingesendeten Fotos gesprochen wird. Danach geht es weiter zum „gemütlichen Teil des Abends“, während dem die Fotofreunde in kleinen Gruppen weiter plaudern können.

Foto rechts: Island ©Rainer Eggers

Gemeinsame Fotoausflüge in die nähere Umgebung, die Martina Benning gerne organisiert, kurze Vorträge, fototechnische Aufgaben und Workshops durch die Mitglieder runden die Treffen ab. Zuverlässig zur Seite stehen Marcus Barduhn noch Bernd Uckermann, der den Kontakt zum Kulturzentrum hält, und auch Klaus Schilling, der ihm bei der Administration der Homepage hilft und das Fotothema organisiert.

Foto rechts: Nebel in Rhade ©Christian Pohl

Neue Teilnehmer am offenen Stammtisch sind immer gerne gesehen. Einfach im Forum anmelden oder ganz zwanglos beim nächsten Treff dabei sein. Die Termine sind auf der Homepage einzusehen: www.fototreff-dorsten.de.

Bis dahin gilt: Die ersten 10.000 Aufnahmen wegknipsen, um anschließend gut zu fotografieren.

Foto rechts: Gegenverkehr am Luner Weg ©Wolfgang Gorsky

Text: Martina Jansen

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