Heimatvereine in Dorsten – Natur- und Heimatpflege
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Heimatvereine in Dorsten – Natur- und Heimatpflege
Was wäre der Sportverein ohne Franz, der bei jedem Heimspiel seines Vereins am Grill steht?
Wie viel schlechter ginge es ausgebüxten Schildkröten, kranken Igeln oder aus dem Nest gefallenen Eichhörnchen, wenn sich nicht Barbara, Karina, Simone oder Claudia um sie kümmern würden? Wie viele Elektrogeräte würden auf dem Schrott landen, wenn sie nicht die Mitglieder des „Repair Cafés“ ehrenamtlich reparieren würden?
Ehrenamt in Dorsten hat viele Gesichter und die Stunden, die hier unentgeltlich geleistet werden, kann niemand mehr zählen.
Als Anerkennung dafür stellen wir in der heutigen Folge stellvertretend für alle unentbehrlichen Helfer die Arbeit der Heimatvereine Dorstens vor. Auch hier wird in zahlreichen Arbeitsstunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. Die plattdeutsche Sprache und alte Handwerkskunst wird durch die Mitglieder aufrecht erhalten, es wird Natur- und Landschaftspflege betrieben oder alte Gebäude werden renoviert.
Heimatverein Deuten
Fast jeder dritte Einwohner Deutens ist Mitglied im dortigen Heimatverein. Das Heimathaus im kleinsten Dorstener Stadtteil liegt sehr ruhig im Wald des Naturschutzgebietes der Üfter Mark.
Ein Novum hier: Sechs jüngere Frauen sind bei der letzten Vorstandswahl zu den zwei Männern, die dem Vorstand erhalten blieben, neu gewählt worden. „Wir sind alle sehr froh, dass uns die langjährigen Mitglieder des Vereins und des alten Vorstandes so gut unterstützen und uns mit Rat und Tat hinsichtlich der Pflege des Brauchtums und des Schutzes der Natur zur Seite stehen“, freut sich Sabrina Gülker, die zweite Schatzmeisterin. „Ohne ihre Hilfe würde es auch nicht gehen“, ergänzt die erste Schatzmeisterin Alice Duckheim.
Eine aktuelle Aktion des Heimatvereins: Die „Holzgruppe“ hat kürzlich zehn neue Ruhebänke her- und sie entlang der Deutener Wanderstrecken aufgestellt. Das Hauptaugenmerk aller Mitglieder liegt jedoch im Moment auf dem Mühlenfest am 10.September 2017an der Deutener Mühle. Traditionell findet es alle zwei Jahre immer im schützenfestfreien Jahr statt und wird gemeinsam mit dem Mühlenverein organisiert.
Foto oben rechts: Heimat verein(t)“ ist das Motto des Vereins, nach dem die Aktionen, hier das Sternenpicknick, im Dorf geplant und umgesetzt werden
Heimatverein Hervest
Mit 500 Mitgliedern ist der Heimatverein Dorf-Hervest e.V. der zweitgrößte und zugleich auch jüngste Heimatverein in Dorsten. Seit 1995, fünf Jahre nach der Vereinsgründung, ist er auf dem Hof Schulte-Tenderich beheimatet. Der Hervester Verein hat sich ebenfalls dem Heimatschutz verpflichtet und dazu die ehemalige Bäckerei Meuser gekauft. Das Gebäude soll erhalten bleiben, wird nun umgebaut und in naher Zukunft dem Verein als neues Zuhaue dienen.
Der Naturschutz liegt den Mitgliedern ebenfalls am Herzen. Dazu errichteten vor einigen Jahren Mitglieder der „Mittwochtruppe“ zusammen mit der Biologischen Station Lembeck eine Nisthilfe, um Störche im Hervester Bruch anzusiedeln. Damit auch die übrige Tierwelt im dortigen Naturschutzgebiet Bruch genossen und beobachtet werden kann, stellten Mitgliedern des Heimatvereins in Zusammenarbeit mit dem Kreis Recklinghausen Beobachtungsplattformen und Sitzgruppen in diesem Gebiet auf. Diese Rastmöglichkeiten, sowie die 60 aufgehängten Nistkästen werden von den Vereinsmitgliedern ebenso regelmäßig gepflegt, wie die Ruhebänke rund ums Dorf.
Foto oben rechts: Beringung der Jungstörche durch den Heimatverein
Heimatverein Lembeck
Der Lembecker Heimatverein Lembeck 1922 e.V. mit seinen 470 Mitgliedern schafft den Spagat zwischen Tradition und Neuzeit. Besonders stolz sind die Mitglieder auf ihre alten Gebäude auf dem Gelände des Heimatvereins, insbesondere aber auch auf das Heimatmuseum im Schloss Lembeck. Das 325 Jahre alte Museum ist ebenso alt wie das Schloss und schon ein Kunstwerk an sich. Gerne führen Vereinsmitglieder durch das Museum.
Foto oben rechts: Die „gute alte“ Zeit. Zu bestaunen im Museum des Heimatvereins Lembeck
Aber der Verein will nicht das frühere Leben der Lembecker Bevölkerung erinnern, er möchte alte Handwerkskunst auch den jungen Lembeckern nahebringen. So backt Heinrich Welter seit Jahren mit den Entlassungskindern der beiden Lembecker KiTas Brot im alten Backhaus und erklärt: „Es macht mir immer noch Spaß.“
Selbstredend nimmt der Verein am Festumzug der Tausendjahrfeier mit einem geschmückten Erntewagen teil. Nicht nur zu diesem Anlass, sondern jeden Dienstagmorgen, reinigen Vereinsmitglieder die 70 Bänke, und das Umfeld im Lembecker Dorf oder schauen, welche weiteren Arbeiten sie zum Gemeinwohl noch erledigen können.
Foto oben rechts: Brotbacken mit den diesjährigen Abschlusskindern des Don Bosco Kindergartens
Heimatverein Rhade
Der Heimatverein Rhade e.V. hat sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht, die Natur und das Rhader Platt zu erhalten und der Bevölkerung näher zu bringen. Platt verstehen viele jüngere Rhader zwar noch, können aber häufig nur noch wenige Floskeln „op Platt sülvs spreken“. Das Hauptmerkmal im Sinne des Ehrenamtes ist hier im Verein jedoch die Pflege vorhandener Denkmäler im westlichen Stadtteil Dorstens. So ist ihr Vereinsheim das von ihnen selbst renovierte „Museum Soggeberghaus“. Auch die Rhader Wassermühle wurde von Vereinsmitgliedern restauriert und konnte im Jahre 2003 der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Foto oben rechts: Die Rhader Wassermühle
Momentan bündelt die „Alte Endelner Schule“ die Kräfte der Ehrenamtler. Die Schule liegt zwar auf Lembecker Gebiet, dennoch stecken die Rhader viel Zeit in die Renovierung „ihrer“ Schule. Zusammen mit der Rhader Unternehmer Gruppe (RUG) war der Heimatverein Rhade e.V. Schirmherr der Feierlichkeiten anlässlich der 800-jährigen urkundlichen Erwähnung von Rhade am Tag der Rhader Vereine. Zu diesem Anlass verkaufte er den Jubiläumssekt, mit dem man das 800-Jahre-Frühstück unter freiem Himmel bestens beginnen konnte.
Foto oben rechts: Alte Endelner Schule
Heimatverein Wulfen
Der Heimatverein Wulfen 1922 e.V. zählt mehr als 1000 Mitglieder. Das bedeutet, dass jeder fünfte Alt-Wulfener sich für die Pflege alter Sitten und Gebräuche, für den Erhalt der Plattdeutschen Sprache sowie für die historische Entwicklung seines Heimatortes einsetzt. Von den regelmäßigen „Schnatgängen“, auf denen die früheren Grenzmarkierungen (Schnats) der einzelnen Gemeinden gezeigt werden, bis zu Vorführungen alter Techniken wie das Seildrehen und Flachsspinnen, gibt es im Verein zum Erhalt dieser alten Handwerkskunst gleich mehrere Gruppen.
Foto oben rechts: Die alte Handwerkskunst des Seildrehens beherrschen noch einige Mitglieder des Heimatvereins
Auch die dunkle Seite der Wulfener Vergangenheit wird nicht vergessen. Der Heimatverein pflegt das Gemeinschaftsgrab für die 23 Opfer des Bombenangriffs auf Wulfen vom 22. März 1945 und stellte zudem eine Namenstafel hier beigesetzter jüdischer Mitbürger aus Wulfen auf. Bei aller Brauchtumspflege kommt vor allem ein Brauchtum nicht zu kurz: Das Bierbrauen. Dazu lädt die Braugruppe am 30. September ab 17:00 Uhr zum „Bayrischen Abend“. Dort kann das alte Handwerk nicht nur optisch, sondern auch kulinarisch bewundert werden.
Foto oben rechts: Der Kiepenkerl, ein umherziehender Händler in seiner traditionellen Tracht mit Rückentrage (Kiepe)
Text: Martina Jansen
Fotos: Heimatvereine Dorsten, privat, KiTa Don Bosco, Frank Langenhorst lembecker.de