„Großer Bahnhof“ zum 140. Geburtstag

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

„Großer Bahnhof“ zum 140. Geburtstag

Informations- und Aktionstag am 1. September von 13:00 Uhr bis 18:00 Uhr: der Dorstener Bahnhof auf dem Weg zum Bürgerbahnhof

Genau vor 140 Jahren, am 1. Juli 1879, ging der Dorstener Bahnhof mit der „Rheinischen Eisenbahn“ und der Strecke Oberhausen-Coesfeld-Rheine in Betrieb. Ein Jahr später eröffnete die „Niederländisch-Westfälische Eisenbahn“ die entgegengesetzte Strecke Gelsenkirchen-Borken-Winterswijk. Auf der einen Strecke wurde Steinkohle in die Niederlande transportiert, auf der Strecke gegenüber gelangten landwirtschaftliche Erzeugnisse nach Dorsten.

Im Laufe der 140 Jahre erlebte der Bahnhof zahlreiche Veränderungen: von der Verstaatlichung der „Rheinischen Eisenbahn“ hin zu mehreren größeren Umbauten, Stilllegungen und Namensänderungen von „Deutsche Reichsbahn“ über „Deutsche Bundesbahn“ bis hin zur „Deutschen Bahn“. Das einzig beständige in der ganzen Zeit war und ist das Empfangsgebäude, das im Jahr 1880 erbaut wurde und sich immer noch in Insellage genau mittig zwischen den beiden Gleisanlagen befindet. Neben Büroräumen und der Dienstwohnung des Bahnhofsvorstehers diente es als Aufenthaltsraum der anfangs noch getrennten Fahrgäste der 2. und 3. Klasse.
Während des Zweiten Weltkrieges blieb das alte Gebäude unbeschadet erhalten, wurde Mitte des letzten Jahrhunderts erneut umgebaut und erhielt vier Jahre bevor es unter 1989 Denkmalschutz gestellt wurde noch einmal einen neuen Anstrich. Das Gebäude erstrahlte nun zwar in einem warmen Gelb, aber die Farbe ließ die Feuchtigkeit aus dem Inneren des Gebäudes nicht nach außen, sodass das Gebäude immer mehr verfiel.

Foto oben rechts: der Dorstener Bahnhof im Jahre 1912

Die „Bahnhofsfamilie“, ein Zusammenschluss engagierter Personen, beginnt demnächst, das Bahnhofsgebäude mit Fördergeldern aus dem Programm „Wir machen MITte –Dorsten 2020“ zu sanieren und das alte Empfangsgebäude als Bürgerbahnhof auch für Vereine wieder mit Leben zu füllen. Parallel dazu gestaltet die Stadt Dorsten das Bahnhofsumfeld neu. „Unser Ziel ist es, dass das alte Empfangsgebäude eines der schönsten Gebäude in Dorsten wird“, so Harald Stücken vom Verkehrsverein Dorsten und Herrlichkeit e. V., dem Veranstalter des Aktions- und Informationstages.

Die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Dorstener Arbeit GmbH wird das Obergeschoss in Zukunft als Büroräume und Ausbildungsgastronomie nutzen. Ihre Mitarbeiter stehen dort interessierten Bürgern als kompetente Ansprechpartner zur Verfügung.

Foto oben rechts: Die Organisatoren tragen gemeinsam zum Erfolg des Aktions- und Informationstages bei

„Wir wollten während der zwei Jahre bis zur Fertigstellung über den Bahnhof im Gespräch bleiben und feiern daher den 140. Geburtstag, auch um speziell Jugendliche für den Standort (wieder) zu begeistern“, erklärt Manfred Diekenbrock von den Eisenbahnfreunden „On Wheels“ das jetzige Datum der Veranstaltung. Aufgrund der Summe von 5.400 Euro aus dem Bürgerfonds, den die Eisenbahnfreunde erhielten, können alle Angebote am Aktionstag kostenlos angeboten werden.

Etwa 70 Prozent aller Fahrgäste sind Jugendliche, die die Bahn nutzen“, weiß Christian Joswig Leiter des Soziokulturellen Zentrums „Das Leo“ und des „Treffpunkt Altstadt“, das sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs befindet. „Bedingt durch diese räumliche Nähe engagieren wir uns für unsere Jugendlichen ebenfalls zum Thema Bürgerbahnhof.“

Die Veranstaltung richtet sich daher insbesondere an die jüngere Generation. Streetworker und Leo-Mitarbeiter Joshua Hildebrand bietet dazu kostenlose Graffiti-Workshops an und lud Rapper aus dem Jugendzentrum ein, die die Workshops musikalisch begleiten. Die nötigen technischen Anschlüsse für den Sound stellt freundlicherweise das THW.

Foto oben rechts: Bald erstahlt das alte Empfangsgebäude in neuem Glanz

 

Die bemalten Planen werden später an die Bauzäune gehängt und verschönern damit das Umfeld während der Baumaßnahmen.

Die Bahnhofsfamilie möchte jedoch auch die Dorstener Bürger untereinander an Infoständen der gemeinnützigen Beschäftigungsgesellschaft „rebeq GmbH“, die die Radstation betreibt, des Stadtteilbüros und des Bürgerparks „Maria Lindenhof“ ins Gespräch bringen. Daneben sorgen ein Stück der Theatergruppe „Phönix“ oder vorgetragene Bahnhofsgeschichten, präsentiert durch die „stadtinfo“, Fahrten mit dem „Roten Brummer“ oder wahlweise der Rikscha für Kurzweil. Den jungen Gästen vertreibt die „Mobile Jugendhilfe Hervest“ mit Spielangeboten die Zeit und für den kleinen Hunger steht der Speisewagen „Le Wagon“ der Dorstener Arbeit vor Ort.

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak, Martina Jansen und privat

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