Für ein Leben ohne Angst

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Für ein Leben ohne Angst

36 Jahre „Frauen helfen Frauen“

Gewalt gegen Frauen ist eine Straftat! Dennoch werden täglich Frauen in ihren Wohnungen körperlich misshandelt und psychisch unter Druck gesetzt. Vom Partner oder anderen Familienmitgliedern. Und ihre Kinder sehen dabei hilflos zu. Das geschieht weit weg von uns? In Hamburg, Berlin oder München? Leider nein. Auch in Dorsten, vielleicht sogar in Ihrer Nachbarschaft, erleben Frauen regelmäßig dieses Martyrium.

Zum Glück gibt es einen Zufluchtsort für Frauen, die von jetzt auf gleich der Gewalt in ihrer familiären Umgebung entfliehen möchten – oder müssen. Im Dorstener Frauenhaus setzen sich die engagierten Frauen Sabine Fortmann, Nadine Kötters und Barbara Klaus-Krämer für Frauen in Not ein. „Unser Frauenhaus in Dorsten ist das ganze Jahr hindurch meist voll belegt“, weiß Barbara Klaus-Krämer, Teamleiterin im Dorstener Frauenhaus. 21 Jahre gehört sie nun dem Verein „Frauen helfen Frauen“ in Dorsten an, der bisher fast 4800 Frauen und Kindern in Not helfen konnte.

Sechs Jahre nach der Gründung der ersten Frauenhäuser in Deutschland, gründete sich im März 1983 auch in Dorsten der Verein „Frauen helfen Frauen“. Ein Jahr später mietete er eine Wohnung an und konnte in dem Jahr bereits 35 bedrohten Frauen durch Beratungen, Weitervermittlung und Unterkunft helfen.

1987 zog der Verein in ein von der Stadt gemietetes Haus, in dem nun mindestens acht Frauen mit ihren Kindern Platz fanden. Hier und auch in den Räumen des zwölf Jahre später gegründeten „SpinnenNetz Dorsten“ in der Wiesenstr. 12 führten die Mitglieder ehrenamtlich Beratungen und Veranstaltungen unterschiedlicher Art durch. Zusätzlich richteten sie hier kurz darauf einen Second-Hand-Verkauf von Kinder- und Frauenkleidung ein.

Trotz des Gewaltschutzgesetzes, das am 1. Januar 2002 endlich in Kraft trat, war und ist das Frauenschutzhaus nach wie vor leider notwendig. „Auch wenn häusliche Gewalt rechtlich nun nicht mehr als Privatsache und Bagatelldelikt angesehen wird, sind die Frauen dennoch weiterhin gefährdet, wenn sie ihrem sozialen Umfeld nicht entkommen“, weist die stellvertretende Teamleiterin Sabine Fortmann auf die Wichtigkeit der Frauenhäuser hin.

Foto oben rechts: (v. l.) Sabine Fortmann, Nadine Kötters und Barbara Klaus-Krämer. Die zwei weiteren Mitarbeiterinnen waren beim Fototermin leider verhindert.

Aufgrund eines Schimmelbefalls im alten Frauenhaus sah sich der Verein gezwungen, 2010 ein drittes Mal umzuziehen. Und auch eine Veränderung des Second-Hand-Ladens „SpinnenNetz“ stand 2014 an. Er wurde in „FrauenSache“ umbenannt und feierte am 15. Januar Eröffnung auf der Ursulastraße 27. In dem von zehn ehrenamtlichen Frauen geführten Laden, der sich aus Spenden finanziert, können sich die Bewohner des Frauenhauses, die oft nichts aus ihrer Wohnung mitnehmen konnten, kostenlos einkleiden.

Das jetzige Haus des Vereins bietet noch bis etwa März in sechs Zimmern 13 Personen Unterkunft, danach erfolgt ein erneuter Umzug in ein größeres Haus. Die Bewohner zahlen ihre Miete entweder aus eigener Tasche oder das Jobcenter übernimmt sie. Sie leben inEigenverantwortung, kaufen ein und versorgen sich selbst. Um ihnen dazu einen sicheren Freiraum zu gewähren, verpflichten sich alle Bewohner, die Adresse geheim zu halten. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme werden Frauen aus Dorsten selten in Dorsten, sondern in Nachbarstädten untergebracht.

„Es ist schön zu sehen, wie schnell die Frauen im wahrsten Sinn des Wortes aufblühen, eine andere Haltung und ein anderes Erscheinungsbild bekommen. Nach kurzer Zeit fühlen sie sich wohl, werden selbstständig und selbstbewusst, können wieder lächeln und auch lachen“, freut sich Diplom-Pädagogin Nadine Kötters. „Sie schauen nicht mehr verzweifelt, sondern voller Zuversicht in ihre Zukunft“, fährt sie fort.

„Auch die Kinder stecken ihre Erlebnisse hier relativ schnell weg. Sie finden zurück in einen gewohnten Alltagsrhythmus und müssen sich endlich keine Sorge mehr um ‚Mama‘ machen, wenn sie in der Schule sind“, ergänzt Sabine Fortmann, „denn Gewalt gegen die Mutter betrifft auch immer die Kinder, sei es direkt und körperlich oder auch psychisch.“

Die Frauen bleiben so lange wie nötig, in der Regel haben sie jedoch nach drei Monaten eine neue Bleibe gefunden oder bekommen gerichtlich das alleinige Wohnrecht mit ihren Kindern in ihrer alten Wohnung zugesprochen. „Durch die praktische und psychologische Hilfe und die professionelle Unterstützung, die wir den Frauen als auch den Kindern anbieten, sind die Frauen dann soweit in ihrer Selbstständigkeit gestärkt, dass sie ihre eigenen Entscheidungen treffen können“, betont Barbara Klaus-Krämer.

Dazu ist das Frauenhaus personell und fachlich optimal aufgestellt. Neben der ehemaligen Erzieherin Barbara Klaus-Krämer setzt sich auch Sabine Fortmann seit sieben Jahren für die Frauen ein. „Manchmal entstehen durch diese Hilfe Kontakte zu uns oder unter den ehemaligen Bewohnerinnen, die jahrelang halten“, freut sie sich.

Zwei weitere Sozialarbeiterinnen sowie Nadine Kötters nehmen sich viel Zeit für Gespräche mit den oftmals traumatisierten Frauen und Kindern. „Nicht immer führt ihr Weg ins Frauenhaus. Wir zeigen den Frauen einige Wege auf, die sie gehen können. Wie sie ihr Leben weiterführen möchten, das ist ihre Entscheidung“, so die Diplom-Pädagogin. „Wir unterstützen die Frauen bei der Bewältigung ihrer Probleme und zeigen ihnen, dass sie mit ihrem Schicksal nicht alleine sind“, bekräftigt Barbara Klaus-Krämer noch einmal die Aussage ihrer Kollegin.

Foto oben rechts: Der Erlös des Second-Hand-Ladens fließt in das Frauenhaus

Werden Sie zum Schutzengel der Bewohnerinnen und ihrer Kinder

Ein stetiges Kommen und Gehen von Personen führt dazu, dass Mobiliar, Fußböden, Türen usw. einer besonders starken Abnutzung ausgesetzt sind. So geht auch schneller etwas zu Bruch, das ersetzt werden muss. Das kostet Geld, das das Frauen- und Kinderschutzhaus Dorsten nicht hat. Es ist daher auf Spenden angewiesen, um auch weiterhin Frauen in Not helfen zu können.

Spendenkonto: Frauen helfen Frauen e. V. Dorsten
Sparkasse Vest Recklinghausen
IBAN DE 85 4265 0150 1015 0146 71
BIC WELADED1REK
Verwendungszweck "Schutzengel"

Sie erleben als Frau Gewalt, wie immer sie auch aussehen mag? Sie haben Angst um ihre Kinder und wissen nicht wohin?
Rufen Sie eine Mitarbeiterin des Frauenschutzhauses unter der Telefonnummer 02362 41055 an. Eine der fünf Mitarbeiterinnen ist rund um die Uhr telefonisch erreichbar und wird Sie ins Frauenhaus begleiten. Dort sind Sie mit Ihren Kindern sicher, unabhängig Ihres Alters, Ihrer Nationalität oder Ihrer Religion.

Zögern Sie nicht, rufen Sie an, wenn Sie Hilfe brauchen.

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak und privat

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