Dr. Kathrin Pieren
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Den Kopf voll mit neuen Ideen
Magister, Master und Doktor, die Anzahl der Titel, die Dr. Kathrin Pieren innehat, ist groß. Dennoch ist die Leiterin des Jüdischen Museums alles andere als abgehoben. „Jetzt, wo wir uns kennen, können Sie den Doktor weglassen“, bietet sie mir lächelnd an. „Ich lege nicht so viel Wert auf meine Titel.“
Die Atmosphäre im Garten des Jüdischen Museums in der Julius-Ambrunn-Straße ist entspannt und ich höre der gebürtigen Schweizerin sehr gerne zu, wenn sie aus ihrem Leben erzählt. Am 1. Juli 2020 trat sie ihren Dienst als neue Leitung des Museums an. Mitten im Lockdown. Dafür brach die 52-Jährige ihre Zelte in England ab und zog nach Dorsten. Was liegt näher, als sie in dem Jahr zu treffen, in dem jüdisches Leben in Deutschland auf eine 1700-jährige Geschichte blicken kann?
„Bereits als Teenager interessierte mich der Holocaust und ich beschäftigte mich näher mit dem jüdischen Leben. So ganz unbekannt war mir diese Welt durch jüdische Freunde und Familienmitglieder nicht und mich faszinierte diese Welt immer mehr. So besuchte ich zahlreiche Museen, um mehr zu erfahren“, erzählt Dr. Pieren.
Im Anschluss an ihr Studium der italienischen Sprache und Literatur machte Dr. Pieren rasch Karriere in der Forschungsförderung. „Ich wollte aber weiterlernen und nahm 2003 ein Auslandsstudium in England mit dem Abschluss Master in Museologie auf. „Dort lernte ich die Funktion und Geschichte der Museen kennen. Ich wusste nun unter anderem, wie ich Sammlungen manage und Besucheranalysen durchführe. Aber Jüdische Geschichte interessierte mich dennoch weiter.“ So hatte ihre Doktorarbeit auch das Jüdische Museum in Berlin zum Thema.
„Bis dahin war es für mich ein interessanter, aber kein geradliniger Weg“, erinnert sich die Neu-Dorstenerin. „Ich lasse mich gerne etwas treiben, gestalte mein Leben flexibel und habe keinen festen Lebensplan. Aber ich hatte dabei stets eine große Loyalität gegenüber Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sowie Freundinnen und Freunden gehabt. Ich möchte im Leben etwas bewirken, aber das ‚wie, wann und wo‘, das lasse ich offen und so landete ich hier in Dorsten.“ Hier bekam Dr. Kathrin Pieren die Chance, nicht nur ein größeres Museum als in England zu leiten, es ist zudem auch noch ein jüdisches Museum. Online kannte sie unsere kleine Hansestadt bereits, nun aber erkundet und genießt die Museumsleiterin sie auch real mit dem Rad, zu Fuß oder bald auch auf dem Paddle Board.
Foto oben rechts: Dr. Kathrin Pieren, Leiterin des Jüdischen Museums
„In England haben sich die Museen der Öffentlichkeit viel weiter geöffnet, als es bei uns der Fall ist“, erzählt die Leiterin weiter. „Ich möchte jüdische Geschichte auch in Dorsten bekannter machen und gleichzeitig die Hemmschwelle verringern, das Museum zu besuchen. Ich finde Museen toll und ich würde mich freuen, wenn auch andere Menschen so denken würden.“
Um neue Besucherkreise zu einem oder auch gerne zu mehreren Besuchen zu animieren, wollen sie und ihr Team in Zukunft vermehrt mit Grundschulen und jüdischen Gemeinden zusammenarbeiten. Und da auch ein Museum mit der Zeit geht, will das Jüdische Museum seine Sammlung online stellen, verlegt eine museumseigene Zeitschrift und verschickt einen E-Newsletter.
Für den kommenden Sommer ist ein Kulturfestival geplant, aber auch für die nächsten Jahre hat Dr. Pieren bereits reichlich Ideen im Kopf. Zeitnah soll eine Fotoausstellung des jüdischen Fotografen Bert Stern über Marilyn Monroe auch jüngere Besucher des Museums ansprechen. Für die jugendlichen Besucher ist im Herbst im Rahmen des Kulturrucksacks ein Rap-Workshop geplant.
„Wir möchten sensibilisieren für die Geschichte und Religion unserer Mitbürger und unseren Besuchern spezielle jüdische Themen näherbringen. Dazu gehören die jüdischen Speisegesetze, internationale Küche sowie die Bedeutung der jüdischen Feiertage. Wir laden alle Bürger herzlich dazu ein, während des Laubhüttenfestes im September an einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Jüdischen Gemeinde Recklinghausen teilzunehmen, bei der sie die Bedeutung des Feiertages, die damit verbundenen Traditionen und Speisen kennenlernen können.“
Große Unterstützung erhält das Team um Dr. Kathrin Pieren dabei durch die Stadt Dorsten, aber auch die Vernetzung mit Privatpersonen und vielen Vereinen beutet einen großen Mehrwert für ihre Arbeit.
Nutzen Sie doch gerne die Angebote und überzeugen Sie sich von dem vielfältigen Angebot. Vielleicht werden sie zu einem Stammbesucher des Museums. Dr. Pieren und ihr Team würden sich sicher freuen.
www.jmw-dorsten.de
Foto oben rechts: "Museen finde ich toll." (Kathrin Pieren)
Text: Martina Jansen
Fotosd: Christian Sklenak