Die Taschengeldbörse – eine Brücke zwischen den Generationen

von Martina Jansen

Die Taschengeldbörse – eine Brücke zwischen den Generationen

Jugendliche füllen ihr Sparschwein

Lena und Mirsad würden sich gerne ein wenig Taschengeld dazuverdienen. Else Meyer und Gisela Schulten hätten ab und zu gerne ein wenig Hilfe im Alltag. Was liegt da also näher, als Jung und Alt zusammenzubringen?
Um den reibungslosen Ablauf dieser Treffen kümmern sich ehrenamtlich Rotraud Meyer, Heidrun Römer, Hugo Bechter sowie Winfried Dammann. Gerade erst hat sich eine ältere Dame bei Rotraud Meyer in der Agentur für Ehrenamt registriert und angegeben, wobei sie Hilfe benötigt. Nun liegt es bei der „Vermittlerin“, die passenden Jugendlichen anzusprechen und den Erstkontakt herzustellen.  

Foto oben rechts: Bei ihnen laufen alle Fäden zusammen: Die ehrenamtlichen Organisatoren der Taschengeldbörse (v.l.): Rotraud Meyer, Winfried Dammann, Hugo Bechter und Heidrun Römer

Auf Anhieb gepasst hat es bei Else Meyer und Lena Ollesch. „Ich brauchte Hilfe beim Einrichten meines neuen Laptops“, erklärt die rüstige Seniorin, „und Lena hat es mir absolut klasse erklärt. Du warst sehr geduldig“, fährt sie mit einem Lächeln in Richtung Lena fort. „Es hat mir ja auch Spaß mit Ihnen gemacht“, antwortet die Schülerin sichtlich stolz, aber auch etwas verlegen über das Lob. Neben PC- und Smartphone-Unterstützung bietet die Hervesterin auch Hilfe im Haushalt oder Garten an. Lenas Opa machte sie auf die Taschengeldbörse aufmerksam und war sofort damit einverstanden, dass sich seine 15-jährige Enkelin dort anmeldet. Dreimal haben sich Else Meyer und Lena seitdem getroffen – und nun kommt die 71-Jährige auch alleine zurecht: „Ich brauche den Rechner ja nur zum googeln und für Facebook.“
Die Chemie zwischen den beiden stimmte sofort. Das ist aber auch die Voraussetzung, damit den Jugendlichen ihre Arbeit Spaß macht. Daher fragen Rotraud Meyer oder ihre Kollegin bzw. Kollegen nach dem ersten Treffen nach, ob beide Seiten zufrieden sind. Jeden weiteren Kontakt nehmen die beteiligten Personen dann selbstständig auf.

Foto oben rechts; Die Chemie stimmt zwischen Else Meyer und Lena Ollesch

Auch mit Mirsad Duday waren alle Senioren absolut zufrieden. Schlechte Erfahrungen hat er bisher auch keine gemacht. Mirsad, ein Schulfreund Lenas, der sich im August in der Taschengeldbörse angemeldet hat, ist immer freundlich und mit Freude bei der Sache. „Ich habe kürzlich einer älteren Frau erklärt, wie sie SMS schreiben kann. Das war schon sehr lustig und hat uns beiden Spaß gemacht“, erzählt er lächelnd. Der 15-Jährige hilft im Garten, im Haushalt und auch bei Problemen mit Handy und Computer. Er ist zuverlässig und geht gerne eine Runde mit dem Hund, erledigt Einkäufe oder liest auch mit Vergnügen vor. Am liebsten würde er dabei in Hervest, Holsterhausen oder der Altstadt bleiben.

Foto oben rechts: Zuverlässig und mit Freude bei der Arbeit: Mirsad Duday aus Hervest

Die Möglichkeiten, hin und wieder einfache Hilfe durch Jugendliche anzunehmen, sind also vielfältig. Jedoch soll die tägliche Arbeitszeit von 2 Stunden, beziehungsweise die Wochenarbeitszeit von zehn Stunden, nicht überschritten werden, denn die schulischen Leistungen dürfen durch diesen „Nebenjob“ natürlich nicht leiden. Versichert sind die Jugendlichen bei ihren Arbeiten dabei über die Privathaftpflicht der Eltern.

Zur Zeit sind sowohl 60 Senioren, als auch 60 Jugendliche angemeldet. Einige von ihnen kennt Rotraud Meyer noch aus der Zeit, in der sie die Leitung der KiTa Johannesstraße inne hatte. „Es berührt mich schon sehr zu sehen, wie die Kinder sich entwickelt haben. Auch Mirsad kenne ich durch die KiTa“, freut sie sich. „Und ich freue mich natürlich auch zu sehen, wie Jung und Alt immer mehr Verständnis für einander zeigen.“  

Auch wenn die Wünsche der Jugendlichen unterschiedlich sind, ist der Weg dorthin auf der Taschengeldbörse doch für alle ähnlich: Durch kleine Hilfestellungen füllen sie alle ihre Sparschweine.

Die Vermittlung über die Agentur für Ehrenamt ist kostenlos, die Bezahlung der Jugendlichen erfolgt unabhängig von der Agentur. Empfohlen wird dabei ein Stundenlohn von mindestens 5 Euro.
Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren sowie Senioren ab 55 Jahren können sich gerne in der Agentur in Dorsten, An der Vehme 1, registrieren lassen. Bei Minderjährigen ist das Einverständnis der Eltern notwendig. Die Agentur ist jeden 1., 2. und 4. Donnerstag im Monat von 14:00-18:00 Uhr besetzt. Die Ansprechpartner/innen sind dort unter der Telefonnummer 02362/793623 zu erreichen.

Text: Martina Jansen
Fotos: Martina Jansen

Zurück