Die Rauhnächte
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Die Rauhnächte
Die Zeit „zwischen den Jahren“
Woher die Begriffe Rauhnächte oder auch Rauchnächte kommen, ist nicht ganz geklärt. Es ist möglich, dass die Rauchnächte sich von dem Ritual des Räucherns ableiten, aber wahrscheinlich geht der Begriff auf den germanischen Mondkalender zurück. Dieser hat mit 354 Tagen exakt elf Tage beziehungsweise zwölf Nächte weniger als unser heutiger Sonnenkalender. Die fehlenden Tage werden als tote Tage oder Tage außerhalb der Zeit bezeichnet. Wen wundert es da, dass Bräuche des Aberglaubens und viele Rituale entstanden sind, von denen sogar heute noch einige in Gebrauch sind.
Die Rauhnächte beginnen nach Mitternacht des 24. Dezembers und enden um Mitternacht des 5. Januars, dem Tag vor den „Heiligen Drei Königen“. In dieser Zeit, so sagt der Aberglaube, gelten die Naturgesetze nicht mehr, Tiere können reden, die Pforte zur Anderswelt steht offen und die Seelen Verstorbener sowie böse Geister sollen nun aktiv sein.
In dieser Zeit sollen sich die Menschen Zeit für einander nehmen, sich erholen und sich besinnen. Und sie sollen vor allem abschließen, abschließen mit der Vergangenheit, damit sie ohne Last ins neue Jahr starten können. Dazu gehören alte Schulden zu begleichen, Geliehenes seinem Besitzer zurückzubringen, aber auch das Ritual der 13 Wünsche. Hierbei werden 13 Wünsche an das kommende Jahr jeweils auf einen Zettel geschrieben und dieser anschließend zusammengefaltet. Angefangen am 1. Weihnachtstag wird nun ungelesen jeden Tag ein Wunschzettel verbrannt. Nur den letzten Zettel darf derjenige lesen und soll nun selbst versuchen sich diesen Wunsch zu erfüllen.
Foto: ©Adobe Stock.de/ Jan
Frau Holle
Die gute alte Frau Holle, die es im Märchen schneien lässt, war ursprünglich eine nordische Schutzgöttin und die Hüterin der Jahreszeiten. Von der Jungfrau über die erwachsene Frau bis hin zur Greisin stellt sie den Zyklus des Werdens, Seins und Vergehens, aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dar. Das ganze Jahr über spinnt sie die Fäden des Schicksals, die sie im neuen Jahr zerreißt, nur in den Rauhnächten steht ihre Spindel still. Dann führt sie ab Silvester gemeinsam mit ihrem Mann Odin die Reiter der „Wilden Jagd“ an und zeigt dabei ihre dunkle Seite. Zum letzten Mal zieht sie in der Nacht der Wunder, der Nacht zum 6. Januar, umher und bestraft diejenigen, die ihr Haus nicht aufgeräumt oder gar Bettwäsche gewaschen haben. Im Durcheinander halten sich die bösen Geister gerne auf und wird die Bettwäsche gewaschen, so wird damit der Tanz der guten Geister gestört und das Betttuch wird später zum Leichentuch. Mit viel Lärm vertreibt Frau Holle oder Perchta, wie sie auch genannt wurde, anschließend das Böse aus Haus und Scheune, bevor sich das Tor zur Zwischenwelt wieder schließt.
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Was ist geblieben aus jener Zeit?
Einige Bräuche haben sich, wenn auch in etwas abgewandelter Form, bis in die jetzige Weihnachtszeit erhalten, auch wenn deren ursprüngliche Bedeutung kaum noch jemand kennt.
In die Zukunft sehen
In den Rauhnächten konnten die Menschen ein Blick in die Zukunft werfen, heute orakeln wir beim Bleigießen.
Silvesterfeuerwerk
Mit Trommeln und Lärm wurde das Böse im alten Jahr vertrieben, zu Silvester verscheuchen wir es heutzutage mit Böllern und Raketen.
Licht ins Dunkle bringen
Auch sollten ins Fenster gestellte Kerzen diese bösen Geister vertreiben. Die heutige Weihnachtsbeleuchtung dient sicher nicht mehr diesem Zweck.
Der Geburtsstorch
In Teichen und Seen wohnten, so glaubten die Menschen damals, neben Frau Holle auch die Seelen Verstorbener, bis sie sich mit ihrer Hilfe zu ihrer Wiedergeburt auf den Weg machten. Heute bringt der Storch auf Glückwunschkarten immer noch die Babys.
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Räuchern
Wurden damals mit Weihrauch per Hand die bösen Mächte aus dem Haus und der Scheune vertrieben und die guten Geister willkommen geheißen, so übernehmen diese Arbeit mittlerweile Räuchermännchen.
Segensspruch
Die drei Buchstaben des Segensspruches, den die Sternsinger im Januar an die Haustüren schreiben, könnte auf drei Frauen zurückgehen, die von Tür zu Tür gewandert sind, um das Haus zu segnen. Ihre Namen: Katharina, Margarethe und Barbara. Sie können aber auch für die Gaben stehen, die Frau Holle überbracht wurden, damit sie die Häuser segnet: Käse, Milch und Butter. Heute stehen sie sie für die Heiligen Drei Könige Caspar, Melcheor und Balthasar oder auch für Christus mansionem benedicat (Christus, segne dieses Haus).
Von Angesicht zu Angesicht
So wie damals niemand Frau Holle gesehen hat, hat bisher auch noch keine Menschenseele das Christkind zu Gesicht bekommen.
Ob Sie an diese alten Geschichten glauben oder nicht, das bleibt Ihnen überlassen, aber es kann trotzdem nicht schaden, um Mitternacht in der letzten Rauhnacht alle Fenster und Türen aufzureißen, um das Alte mit dem Durchzug nach draußen zu befördern, um Platz für Neues zu schaffen.
Foto: ©Adobe Stock.de/ Esther Hildebrandt
Text: Martina Jansen
Quelle: Wikipedia und verschiedene Erzählungen