Die Ignaz-Rive-Stiftung
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Die Ignaz-Rive-Stiftung

Ein Zeugnis für Weitsicht, Fürsorge und soziale Verantwortung
Im Jahr 1831 legte Hermann Bernhard Ignaz Goswin Rive den Grundstein für ein beeindruckendes Erbe: die "Ignaz Rive'sche Familienstiftung“. Seit der Jahrtausendwende ist die Stiftung mit 49 Prozent als Gesellschafter an der Dorstener Wohnungsgesellschaft mbH (DWG) beteiligt. „Die anderen 51 Prozent teilen sich die Stadt Dorsten und Windor GmbH sowie eine Privatperson“, erklärt Thorsten Beckmann, Prokurist der DWG, der die Geschäfte der Stiftung führt. Der heutige Stiftungsvorstand besteht aus vier Familienmitgliedern und vier von der Stadt bestellten Ratsmitgliedern.
Ignaz Rive
Als angesehener Kurfürstlich Kölnischer Hofkammer-Rat und späterer Königlich Preußischer Steuereinnehmer hatte Hermann Bernhard Ignaz Goswin Rive das Leben vieler Menschen aus nächster Nähe beobachtet und er wollte etwas Bleibendes hinterlassen. Sein Testament vom 17. Juli 1831 sicherte den Fortbestand der Stiftung, die nach seinem Tod im Jahr 1841 durch die Genehmigung von König Friedrich Wilhelm von Preußen am 6. März 1842 sowie die gerichtliche Bestätigung 1859 endgültig wirksam wurde.
Foto oben rechts: Erklärung zum Wappen: Ein nach rechts springender schwarzer Windhund mit goldenem Halsband. (Der Hund springt tatsächlich nach rechts, weil Wappen in der Heraldik sozusagen „von hinten“ gesehen werden.) Auf dem gekrönten Helm ein geschlossener silberner Pflug, die Flügel belegt mit einem schwarzen Balken, und silbern-schwarzen Decken.

Ein Mann ohne direkte Erben, aber mit einer Vision
Ignaz Rive (1764–1841) starb kinderlos. In erster Ehe war er mit Clara Cremer (1758–1818) verheiratet, in zweiter mit Isabella de Weldige, genannt Cremer, (1800–1852). Doch anstatt sein beträchtliches Vermögen zu zersplittern, entschied er sich für eine außergewöhnliche Regelung: Sein gesamter Besitz sollte ungeteilt bleiben und unter öffentliche Verwaltung gestellt werden.
Sein Wunsch war es, insbesondere seine Familie zu unterstützen: Die jährlichen Erträge aus seinem Vermögen sollten an seine bedürftigen Verwandten fließen, an seine vier Brüder sowie die Geschwister und Nachkommen seiner verstorbenen ersten Ehefrau Clara Cremer. Dabei dachte er vor allem an diejenigen, die Hilfe benötigten, um ein würdiges, bescheidenes Leben zu führen oder ihre Kinder auszubilden.
Sorgfältige Verwaltung und ein weitsichtiger Plan
Die Verantwortung für die Stiftung übertrug Ignaz Rive dem Armenvorstand von Dorsten, unterstützt von vier männlichen Mitgliedern der Familien Rive und Cremer, die vom Gemeinderat benannt wurden. Falls es in beiden Familien keine Bedürftigen mehr gab, sollten die Erträge dem städtischen Armenfond zufließen, eine bemerkenswert soziale Entscheidung.
Für seine zweite Ehefrau Isabella verfügte er besondere Rechte: Sollte sie ihn überleben, würde sie das gesamte bewegliche Vermögen erben und zudem lebenslang die Nutznießung des unbeweglichen Besitzes genießen.
Eine Stiftung mit doppeltem Zweck
Die Stiftung war aber viel mehr als nur eine private Familienhilfe, sie war eine unselbstständige öffentliche Stiftung, die von der Stadt Dorsten verwaltet wurde. Neben der Unterstützung seiner Verwandten wurde so auch das Gemeinwohl berücksichtigt.
Das Erbe von Ignaz Rive ist bis heute lebendig: Die Stiftung besitzt weiterhin beträchtlichen Grundbesitz. Während sie viele Jahre von der Stadt Dorsten verwaltet wurde, wird sie heute, gemäß der aktuellen Rechtslage in NRW, als selbstständige Stiftung geführt.
Unterstützung für Nachkommen – ein Vermächtnis, das weiterlebt
Auch heute können Nachkommen der Familien Rive und Cremer, sofern sie ihre Verwandtschaft nachweisen, unter bestimmten Voraussetzungen finanzielle Unterstützung beantragen, beispielsweise für eine akademische Ausbildung. Am Ende eines Jahres werden verbleibende Mittel an mildtätige Organisationen wie die Lebenshilfe Dorsten, Spes Viva, die Dorstener Tafel oder an Frauen helfen Frauen e.V. gespendet. „Weitere mildtätige Einrichtungen können gerne Anträge an die Stiftung stellen, um in Form einer Zuwendung ihre Projekte vorantreiben zu können“, so Thorsten Beckmann. Das Antragsformular ist auf www.dorsten.de hinterlegt. Gerne steht Thorsten Beckmann unter der Telefonnummer 02362/9925-13 für Anfragen und Informationen zur Verfügung. „Mit ihrem Auftrag ist die Ignaz-Rive-Stiftung ein beeindruckendes Zeugnis für Weitsicht, Fürsorge und soziale Verantwortung“, so Thorsten Beckmann.
Foto oben rechts: Ludger Cirkel (m.) freute sich zum Ende des vergangenen Jahres als Vorsitzender der Dorstener Lebenshilfe über die Zuwendung. aus der „Ignaz-Rive-Stiftung“, übergeben durch Thomas Drees, Vertreter der Familie im Vorstand der Ignaz-Rive-Stiftung und Markus Funk, ehemaliger Geschäftsführer der WINDOR
Text: Christian Sklenak
Quelle: Stadt Dorsten
Fotos: DWG und Stadtarchiv Dorsten