Die Dorstener Tafel e. V.

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Herbert Rentmeister erklärt die drei Säulen des Ehrenamtes

Der Name „Die Tafel“ ist geschützt. Ob ehrenamtlich geführt wie hier in Dorsten oder unter dem Dach sozialer Organisationen, alle richten sich nach den Richtlinien der Gründertafel in Berlin. „Wir sind keine Grundversorger, denn in Deutschland muss niemand verhungern“, beginnt Herbert Rentmeister, seit sechs Jahren Vorsitzender des Vereins ‚Dorstener Tafel e. V.‘, und fährt fort: „Hier erhalten bedürftige Dorstener Bürger Lebensmittel zu einem geringen Preis, um sich mit dem Ersparten vielleicht einen kleinen Wunsch zu erfüllen.“

Herbert Rentmeister sah als sozial eingestellter Schulleiter schon früh die Not, die es in einigen Familien gab. Bei einer Sitzung der Eine-Welt-Gruppen in Dorsten mit Vertretern der Kirchen und des Sozialamtes wurde dieses Problem erkannt. Auf der einen Seite werden Lebensmittel weggeworfen, auf der anderen Seite sind Kinder unversorgt. „Das darf es so in KiTas und Grundschulen aber nicht geben“, beschloss die Gruppe 2002. „Wir wollten, dass den Lebensmitteln Respekt gezollt wird und zudem Gerechtigkeit für alle“, nennt Herbert Rentmeister die Beweggründe für die Idee, Lebensmittel an Bedürftige weiterzugeben. Dank der Hilfe des damaligen Pfarrers Daniel Eickmann-Gerland wurde sie 2003 in den Kellerräumen der evangelischen Kirchengemeinde in Barkenberg realisiert. Zwei Monate später gründen drei Frauen und vier Männer gemeinsam mit Herbert Rentmeister die „Dorstener Tafel e. V.“.
„2004 zogen wir mit dem Dorstener Laden in die Sozialstation der Caritas am Handwerkshof in Barkenberg“, erzählt der engagierte Schulleiter. „Es ging weiter mit dem ‚Kinderladen Kunterbunt‘, den wir 2006 zusätzlich einrichteten. Hier kaufen etwa 40 bis 50 Dorstener wöchentlich mit dem Dorsten Pass ein“, fährt er fort.
Zwei Jahre später folgte auf Initiative des kürzlich verzogenen Pastors Ulrich Franke der dritte Pfeiler, der Mittagstisch. „Dort haben wir vor der Pandemie zweimal pro Woche für 20 bis 25 Gäste, die sich keine warme Mahlzeit leisten können, ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Mittagessen aus den gespendeten Lebensmitteln angeboten“, erwähnt der Dorstener. Da der Abstand der ehrenamtlichen Helfer untereinander in der jetzigen Küche jedoch nicht eingehalten werden kann, muss der Mittagstisch zurzeit leider ausfallen.

Foto oben rechts: Herbert Rentmeister, Vorsitzender des Vereins „Dorstener Tafel e. V."

Die Tafel lebt von Lebensmittelspenden, an denen sich alle Dorstener Lebensmittelgeschäfte freiwillig beteiligen. Bis auf sonntags fahren ehrenamtliche Mitarbeiter täglich mit zwei Autos sowie einem Kühlwagen die Geschäfte ab und laden die Spenden ein. Der Raum, in dem die Lebensmittel verkauft werden, erinnert an einen sehr gut sortierten „Tante-Emma-Laden“ mit persönlicher Bedienung. „Er steht unter der Kontrolle des Veterinäramtes, aber bisher gab es keine Beanstandungen, sondern nur Belobigungen“, freut sich der erste Vorsitzende.
Wir erstellen und vergeben regelmäßig etwa 180 bis 200 neue Ausweise mit einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von drei oder vier Personen. Uns reicht dafür die Vorlage des Dorsten Passes, denn wir möchten keine Grenze überschreiten und die Nachweise der Bedürftigkeit unserer Kunden sehen. „Diese Diskretion wissen unsere Kunden zusätzlich zu unserer Arbeit sehr zu schätzen“, betont Herbert Rentmeister.

Die strikten Hygieneregeln, das Rotationssystem sowie die kurzen Warteschlangen an nur noch einem Verkaufstag in der Woche garantieren nicht nur den Kunden einen gefahrlosen Einkauf bei der Dorstener Tafel. Auch die Helfer selbst werden dadurch geschützt. Hier gibt es keine fertig gepackten Tüten, aber auch keine Selbstbedienung. Die Kunden bestimmen selbst, was sie kaufen möchten, Mitarbeiter vor Ort achten jedoch darauf, dass die Verteilung gerecht zugeht.
„Die Tafel hat ein gutes Standing bei der Dorstener Bevölkerung, sodass wir auch viele private Spenden erhalten. Unter dem Aspekt „Teilen“ erhalten wir zudem Spenden aus verschiedenen Martinsumzügen, aber auch die Sternsinger denken jedes Jahr an uns und schenken der Tafel ihre gesammelten Süßigkeiten.“

Viele Lebensmittel bleiben zurzeit nicht übrig, dennoch versorgen die Mitarbeiter der Tafel auch weiterhin das Frauenhaus und die Obdachlosenhilfe in Hervest. Und sollten dann immer noch Waren vorhanden sein, so freuen sich die Foodsaver sowie diverse Pferdewirte im Umkreis.

Foto oben rechts: Die Hygieneregeln werden auch bei der „Tafel“ eingehalten

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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