Die Bühne ist sein Zuhause

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Die Bühne ist sein Zuhause

Nils Mechlinski, der empathische Junge aus Rhade

Vor mir sitzt ein junger Mann, der Lebensfreude, Empathie und Herzlichkeit ausstrahlt. Nils Mechlinski, den viele Dorstener sicher noch als DJ Lockvogel kennen, hat das Musik-Genre gewechselt. Der Rhader Junge macht nun seit einiger Zeit Electro-Popmusik für Kinder.

Sein erstes Kinder-Pop-Album war blau, das zweite ist nun gelb. So heiter wie diese Sonnenfarbe ist, so heiter und zum Mitsingen ansteckend sind darauf auch seine Lieder. Wer jedoch mit Kinderliedern klatschen, hüpfen und Osterhäschen verbindet, der liegt bei „Nilsen“ falsch. „Meine Texte sind zeitgemäß, lustig, aber durchaus auch kritisch, dennoch kindgerecht“, erklärt er. Popmusik für die Kleineren halt.

Peter Pan, das zweite Lied des gelben Albums, spiegelt seine eigene Einstellung wider. „Ich bin ein Kind geblieben und möchte es auch bleiben, denn es erleichtert vieles im Leben“, erzählt Nils und ich nehme es ihm voll ab. Dabei halte ich ihn für sehr reif in seinem Alter, aber Reife und Spaß haben schließen sich ja nicht unbedingt aus. Mit 25 Jahren ist der Songwriter bereits verheiratet, hat eine neun Monate alte Tochter und kennt seine Ziele ganz genau.

Foto oben rechts: Nils Mechlinski macht Electro-Popmusik für Kinder

 

Das sah anfangs jedoch nicht so aus. „Mir fehlte einfach eine Perspektive in meinem Leben“, blickt der sympathische Twen zurück. Musik war ihm schon wichtig, daher gründete er im Alter von 14 Jahren mit zwei Freunden ein DJ-Team, mit dem für er deutschlandweite Disco-Auftritte gebucht wurde.
2013 absolvierte er ein freiwilliges Jahr im Kirchhellener Jugendkloster und möchte diese Zeit nicht mehr missen. „Ich habe rapunzelmäßig mit sechs Patres oben im Turm gelebt und sehr viel von dieser Zeit für mich mitgenommen“, erinnert sich der junge Musiker. „Es war schon eine derb interessante Zeit. Wir haben Glauben mit Spaß verbunden“, erzählt er weiter.
Während dieser Zeit suchte Nils also nach Perspektiven für seine Zukunft.

Foto oben rechts: Nils Mechlinski, ein junger Mann, der Lebensfreude, Empathie und Herzlichkeit ausstrahlt

Musik sollte es auf alle Fälle sein und so trat er 2014 beim RTL-TV-Format „Das Supertalent" auf. Er schied zwar in der zweiten Runde aus, dennoch begann nun seine musikalische Karriere. Das Produzententeam Silverjam/ Dev Entertainment, das unter anderem auch Lena Meyer-Landrut, Robin Schulz, Helene Fischer und Tokio Hotel produziert, wurde auf ihn aufmerksam. Die beiden Hamburger sahen in ihm großes Potenzial und wollten Nils Mechlinski daher eine Chance bei ihnen geben. „Ich war damals 18 Jahre und meine Eltern taten sich schwer, mich in vier fremde Hände zu geben und mich nach Hamburg ziehen zu lassen. Sie hatten sich meine Zukunft etwas anders vorgestellt“, erinnert sich Nils. „Sie hätten es gerne gesehen, wenn ich nach der Schule eine Ausbildung begonnen und dann Geld verdient hätte. Das habe ich im Prinzip auch gemacht, nur den mittleren Part habe ich ausgelassen“, lacht er. Und er behielt recht damit, dass er diesen Weg einschlug, denn mit „Ne Sekunde Sommer“ landete er als „DJ Lockvogel“ mit seinem DJ Mentor Leyk auf Platz 1. Es folgten Konzerte in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie eine Saison im Megapark auf Mallorca.

„Nach ‚ne Sekunde Sommer‘ habe ich keinen Song gefunden, der an diesen Erfolg hätte anschließen können. Ich wollte daher etwas anderes ausprobieren und erfand die Kindermusik neu.“ So liefert der DJ, Produzent und Songwriter nun Ideen für neue Texte und verarbeitet in ihnen Erlebnisse aus seiner nicht so weit entfernten Kindheit. Zudem arbeitet er zusammen mit dem Produzenten-Duo am Feinschliff der Kindersongs. „Das heißt jetzt aber nicht, dass ich auf den Lockvogel keinen Bock mehr habe“, stellt Nils klar.

Foto oben rechts: Die Bühne ist Nils' Zuhause

Die Karriere des Musikers aus Rhade ging stetig weiter nach oben. Alle Kindersender senden oder spielen seine Musik rauf und runter, er ging mit TOGGO auf Tour, füllte Konzerthallen, – dann kam Corona. Mehr als 80 geplante Auftritte im letzten Jahr wurden gecancelt und in diesem Jahr sieht es auch nicht besser aus“, bedauert der Musiker. Nils fehlt der direkte Kontakt zu „seinen“ Kindern, ihm fehlen das Lachen und die Begeisterung, dennoch kann er der Krise auch etwas Positives abgewinnen. „Ich war bei der Geburt meiner Tochter dabei, erlebe sie jeden Tag und habe das gelbe Album fertiggestellt. Ich bin durch die Krise innerlich und künstlerisch gewachsen.“

Nils fährt fort: „Partys planen, einladen, Menschen zusammenzuführen, das findet sich auch in meiner Musik wieder. Ich bin ein Harmoniemensch und schätze das Leben mit festen Freunden, die ich teilweise seit meiner Schulzeit in Rhade habe. Ich möchte so bleiben, möchte mich nicht verstellen und am liebsten mein ganzes Leben lang Musik machen.“
Wenn Nils sein herzliches und ansteckendes Lachen in 60 Jahren noch behalten hat, dann ist er seinem Credo wirklich treu geblieben.

Foto oben rechts: Der Rhade Junge ist bodenständig geblieben

Nils entdeckt auch gerne neue Musik-Talente. Fühlt ihr euch angesprochen? Dann schreibt ihn doch auf Facebook unter „Nilsen“ an.

Text: Martina Jansen
Fotos: Andre Elschenbroich, Universalmusic Germany, Universalmusic Germany | aiinudesign und privat

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