Die „Big Five“

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Die „Big Five“

Fünf Wulfener engagieren sich in Afrika

Fast jeder kennt sie: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard, die sogenannten „Big Five“. Aber diese „Großen Fünf“ gibt es nicht nur in Afrika, sondern auch in Dorsten. Fünf afrikabegeisterte Wulfener sind eng verbunden mit Malawi, dem kleinen Binnenstaat im Südosten Afrikas.  

„William Allan, Krankenhausverwalter und unser Kontaktmann in Muona, nennt und begrüßt uns in Malawi immer mit „Hello Big Five from Germany“, beginnt Richard Vadder, allgemein nur „Ritschi“ genannt, von seinen Erlebnissen in Afrika zu erzählen.

Die zunächst ungeplante ehrenamtliche Tätigkeit der fünf Freunde Peter Brzezinski, Bernhard Heming, Günter Hessing, Ritschi Vadder und Hannes Schürmann begann mit einer privaten Reise nach Afrika. Während der Reisevorbereitungen erinnerte sich Ritschi Vadder an seine Sternsingerzeit, in der er mit einigen seiner Mitreisenden für Schwester Rita in Malawi sammelte. Die Spenden sollten die vor Ort ansässigen Schwestern in Muona, einer der ärmsten Regionen der Welt, im Süden Malawis gelegen, bei ihrer Arbeit unterstützen.

Foto oben rechts: (v. l.) Peter Brzezinski, Bernhard Heming, Günter Hessing, Ritschi Vadder und Hannes Schürmann

Die Afrikareisenden beschlossen, sich selber ein Bild davon zu machen, wie die Spenden aus all den Jahren verwendet wurden, und trafen vor Ort die Schwestern des Münsteraner Ordens an, die die Arbeit im Sinne Schwester Ritas, die sich mittlerweile im wohlverdienten Ruhestand befindet, fortführen. Herzlich begrüßten sie die fünf Wulfener und zeigten ihnen stolz ihre Mädchenschule, die aus Spendengeldern finanziert wird.

„Während diese Schule komplett ausgestattet war, saßen die 1000 Schüler der staatlichen Jungenschule auf nacktem Beton: kein Stuhl, kein Tisch, kein Lehrerpult, keine Tafel. Dieses Bild ging uns auch zu Hause nicht mehr aus dem Kopf“, erinnert sich Richard Vadder und die fünf Freunde beschlossen zu helfen.

Aufgrund ihrer Rundreisen durch Afrika, das sie auf eigene Faust erkundeten, hatten die fünf reichlich Fotos und Erlebnisse im Gepäck, um Bildvorträge in Schulen und den umliegenden Kirchengemeinden zu halten und dabei Spenden zu sammeln. Mit den ersten Spendengeldern wollten sie konkret in Muona helfen. „Wir wollen aber keine kurzfristigen Wohltäter sein, sondern dazu beitragen, dass sich die Bevölkerung selber hilft“, so Richard Vadder, der Vorsitzende der “Afrikafreunde Wulfen e.V.“. „Die Menschen vor Ort wissen besser, was sie benötigen und was nicht“, und er berichtet weiter über gespendete Wolldecken, die nicht benötigt werden und von Sterilisationsgeräten, die verrosten, weil es in Malawi kein destilliertes Wasser gibt. So hapert es bei gut gemeinten Ideen und Spenden manchmal an Kleinigkeiten.

Foto oben rechts: Petra Vadder, Ehefrau einer der fünf Wulfener Freunde, wird von Kindern begrüßt

Das Ziel des ersten Hilfsprojekts der „Afrikafreunde Wulfen“ war es,  zumindest einen Klassenraum der Jungenschule in Muona mit Stühlen zu versehen. Da traf es sich gut, dass gerade zu diesem Zeitpunkt die „Blaue Grundschule“ in Barkenberg geschlossen wurde. Die Stühle hätten die ehrenamtlichen Helfer zwar kostenlos erhalten, jedoch war der Transport per Container nach Afrika einfach zu teuer. Daraufhin gründete ihr Kontaktmann William Allan im Dezember 2006 die Muona-Foundation, eine Stiftung zur Selbsthilfe, an die die Wulfener das gesammelte Geld überwiesen. Mit diesen Spenden konnte die Bevölkerung vor Ort die Stühle selber bauen und ihren Lebensunterhalt für einige Zeit sichern.

Das Geld reichte sogar, um drei Klassenräume der „Fatima Boys Full Primary School“ mit dem notwendigen Mobiliar auszustatten. Ende 2007 war das Projekt mit insgesamt 10 Klassenräumen beendet, nachdem sich schottische und holländische Touristen vor Ort für die Idee begeisterten und das Geld für die restlichen Möbel spendeten. Diesen Erfolg konnten die Afrikafreunde im Jahre 2010, dieses Mal gemeinsam mit ihren Ehefrauen, bei ihrem zweiten Besuch in Malawi mit eigenen Augen sehen. Auf ihrer Afrikatour im Oktober und November 2016 ging es zum dritten Mal nach Muona, um den Neubau einer Schule zu besichtigen. Dieser Bau wurde notwendig, da aufgrund einer großen Flutkatastrophe Anfang 2015 etliche Gebäude zerstört wurden.

Foto oben rechts: Die Schüler und ihr Lehrer freuen sich über die neuen Tische in ihrem Klassenraum

Durch ihre Vorträge, bei denen sie weiterhin Spenden sammelten und durch die finanzielle Unterstützung zahlreicher Wulfener Geschäftsleute konnten die „Afrikafreunde Wulfen“ bis heute etwa 20.000 Euro an die Muona-Foundation übergeben. Davon wurden Bildungs- und Schulprojekte realisiert, aber auch ein Teil als Soforthilfe für die Hungersnot 2016 verwendet. Das Brunnenbauprojekt, bei dem Maisfelder bewässert werden können, auch wenn der Regen ausbleibt, oder auch das „Ziegenprojekt“ konnten von den Spendengeldern ermöglicht werden. Bei diesen Projekt handelt es sich um ein Schneeballsystem zur Selbsthilfe. Hierbei wurden den ersten 20 Familien Ziegen überreicht, der nächste Ziegennachwuchs wurde dann an weitere Familien im Dorf weitergegeben. Last, but not least, steht in Kürze das “Biogas-Projekt” an, eine sehr gute Alternative zum Abholzen der Wälder. Statt Brennholz soll nun Viehdung als günstige Energie fürs Kochen verwendet werden. 

Gerade frisch mit neuen Eindrücken zurück aus Südafrika, fliegen die Wulfener am 12. Januar erneut nach Afrika, genauer gesagt nach Uganda. Mit neuen Fotos im Gepäck werden die „Big Five“ anschließend wieder Vorträge halten und weiterhin dabei Spendengelder sammeln.

Manchmal reicht eben ein kleiner Impuls und es entsteht daraus etwas Großes. So wurde aus einem „Wir müssten“, „Wir sollten“ und „Wir könnten“ glücklicherweise ein „Wir machen“.
Weitere Informationen finden Sie auf www.afrikafreunde-wulfen.beepworld.de

Foto oben rechts: Verteilung der Hilfsgüter nach der Flutkatastrophe

Text: Martina Jansen
Fotos: privat

 

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