Das Technische Hilfswerk – Ein Ehrenamt mit großer Verantwortung

von Martina Jansen

Das Technische Hilfswerk – Ein Ehrenamt mit großer Verantwortung

„Einmal THW, immer THW“, da ist sich Zugführer Jörg Prus sicher. Ein Blick auf die Eintrittsdaten der Helfer und Helferinnen gibt ihm Recht. „Wir sind hier eine große Familie und verbringen sehr viel Zeit zusammen. Alleine bei den Renovierungsarbeiten unserer 30 Jahre alten Unterkunft haben wir uns untereinander länger gesehen als unsere eigene Familie“, ergänzt Peter Boll, der Pressesprecher des Ortsverbandes Gladbeck-Dorsten.
Einige ehrenamtlichen Helfer haben „Familie“ wörtlich genommen, so wie die Familie Berger, die ursprünglich mit acht Familienmitgliedern im Ortsverband vertreten war. Mittlerweile sind sie jedoch „nur“ noch zu dritt. Sven Berger konnte damals noch mit acht Jahren in die Jugendgruppe eintreten – somit kommt der 28-Jährige bereits auf 20 Dienstjahre. Seit seinem sechsten Lebensjahr ging er mit in die Unterkunft und als er dann zwei Jahre später endlich seine erste Uniform geschenkt bekam und er offiziell eintreten konnte, war die Freude natürlich riesengroß. Mittlerweile ist er Gruppenführer „Wasserschaden und Pumpen“.

Foto oben rechts: Nachtübung der Fachgruppen des Ortsverbandes mit Verkehrssicherung und Ausleuchten der Einsatzstelle

Last but not least ist Alexandra Prus nicht nur stellvertretende Ortsbeauftragte, sondern gleichzeitig auch Ehefrau des Zugführers.

Zusammen mit allen Helfern aus dem Dorstener Ortsverband sind Peter Boll und Jörg Prus 1994 dem Ortsverband Gladbeck zugeordnet worden. Nach kleinen Anfangsschwierigkeiten ist aus den zwei Verbänden mittlerweile ein tatkräftiges und eingeschworenes Team geworden.

Zusätzlich zu den zur Zeit 50 aktiven und 30 nicht mehr aktiv an Einsätzen teilnehmenden Helfern und Helferinnen im Ortsverband an der Stollenstraße in Gladbeck sind 15 Jugendliche in der Jugendgruppe angemeldet, davon vier Mädchen. Zehn weitere Frauen sind ebenfalls hier im Einsatz – einen „Frauenbonus“ gibt es jedoch nicht. 

Foto oben rechts: Die Führungskräfte des THW Ortsverbandes bei der Lagebesprechung, Zugführer Jörg Prus bei der Ausführung an der Lagekarte

Das THW ist das Aushängeschild der BRD und damit dem Bundesinnenministerium unterstellt. Es wird nachgeordert von der Feuerwehr, der Polizei oder auch von der Deutschen Bahn. Die HelferInnen des THW sind damit also nicht die Ersten am Einsatzort. An ihren blauen Autos und Uniformen sind sie auf Anhieb zu erkennen. Die blaue Farbe im Ortsverband wurde nicht aufgrund der räumlichen Nähe zu den „Königsblauen“ gewählt. Sie ist bundesweit einheitlich und wurde beibehalten, als nach dem Zweiten Weltkrieg die Fahrzeuge der Brandbekämpfung rot und die der Bergungsaufgaben blau gestrichen wurden. Diese Arbeitsaufteilung gilt auch heute noch: Ob bei Hochwasser- oder Sturmschäden, bei eingeklemmten Personen in Autos oder bei der Suche nach Verschütteten, das THW unterstützt die anwesenden Rettungskräfte. Sie bauen Zelte zum Aufwärmen auf, stellen Energie und Beleuchtung zur Verfügung und kümmern sich mit ihrer Feldküche um die Verpflegung. Mithilfe des Einsatzgerüstsystems bauen die Männer und Frauen des Technischen Hilfswerkes Hochwasserstege auf oder stützen einsturzgefährdete Wände ab, löschen aber keine Brände.  

Foto oben rechts: Manpower beim Sandsacktransport und fachgerechten Stapeln bei der Hochwasserschutzübung in Dorsten am Lippedamm

 

Der Zug des THW ist eine autarke Stadt mit eigener Wasserver- und Entsorgung, eigener Strom- und Kraftstoffversorgung und mit allem benötigten Material inklusive Betten. So gerüstet können die HelferInnen Deutschland- und sogar weltweit eingesetzt werden. Ihr üblicher Radius geht auch schon über Reken, Bottrop, Teile Gelsenkirchens, Dorsten und Schermbeck hinaus.

„Um auf Einsätzen unseren HelferInnen ein wenig „Komfort“ bieten zu können, haben wir in zahlreichen Stunden einen alten Postcontainer umgebaut. Er enthält nun eine Toilette sowie Wasch- und Sitzgelegenheiten, Fenster und eine Heizung“. Der Dienststellenleiter Helmut Haarmann, beim THW Ortsbeauftragter genannt, ist sichtlich stolz auf die Leistung des Teams. Dieser Sozialcontainer wurde vor sieben Jahren vom Helferverein angeschafft und ist durch den Umbau deutschlandweit einzigartig.

Foto oben rechts: Tisch und Sitzgruppe bei der Motorsägeübung aus einem Baumstamm ausgesägt

Alle zwei Wochen treffen sich die Mitglieder und werden theoretisch geschult oder fahren hinaus zu Übungen, so wie heute. Ein leer stehendes Hochhaus eignet sich dabei hervorragend zu Rettungs- und Bergungsübungen. „Wir sind hier im Zug alle für eine bestimmte Aufgabe besonders qualifiziert, allerdings lege ich Wert darauf, dass jeder die gleiche Grundausbildung an allen Geräten und Fahrzeugen erhält“, erklärt Jörg Prus den Umstand, dass alle Ehrenamtlichen zur Übung ausrücken. „So kann ich im Bedarfsfall immer auf die in ihren Fachgebiet spezialisierten Kräfte zurückgreifen und habe aber auch immer genügend Helfer und Helferinnen, die sich zumindest gut auskennen“, ergänzt der Zugführer.

Foto oben rechts: Der THW Ortsverband Gladbeck/Dorsten in der Trümmerstraße auf dem Übungsgelände in Wesel beim Abtransport eines "Verletzten"

Hier im Hochhaus üben die erfahrenen Helfer aus der achten Etage das Abseilen und Bergen aus Höhe. Anna-Lena Loick, das zweite „Loicksche Mitglied“ im Ortsverband neben ihrer Mutter und ihrem Bruder Florian, war fünf Jahre in der Jugend aktiv und ist seit kurzem ein Mitglied in der Erwachsenen-Gruppe. Natürlich übt die 17-Jährige das Abseilen nicht aus der achten Etage, sondern beginnt bei Etage eins oder zwei. Aber auch aus dieser Höhe ist es sicherlich schwer genug, nur im Seil zu hängen und dabei ganz auf Kollegen und Technik zu vertrauen. Der 30-Jährige Dennis Zutz, seit 12 Jahren der Gruppe Bergung und Beleuchtung zugeordnet, nimmt Anna Lena bei den Übungen quasi „an die Hand“ und achtet auf sie. 

Foto oben rechts: Junghelferin Anna-Lena Loick bei der Abseilausbildung mit dem Rollglissgerät

Vor Ort in der Unterkunft bereiten währenddessen Heinrich Knappmann, Kerstin Loick, Martin Schimanski und Erich Paufler das Essen für die heutigen 40 Helfer vor.
Die Speisekarte liest sich gut. Laut Aussage von Erich Paufler hat es bisher noch jedem geschmeckt. „Wer hier alle zwei Wochen von 18:00 bis 23:00 Uhr seine Zeit verbringt, der soll zumindest gut essen“, erklärt Peter Boll, der hinter der Arbeit der vier Köche steht.

Der stellvertretende Schirmmeister Michael Knaack bringt den Sinn der Arbeit beim THW auf den Punkt: „Ich bin seit 33 Jahren dabei und wenn es wieder mal ganz heftig war, dann frage ich mich, warum ich das alles mache. Aber wenn wir nur ein einziges Menschenleben aus Gefahr gerettet haben, dann weiß ich es wieder.“

Der Helferverein unterstützt das THW und hat das Auto für Versorgungfahrten gesponsert, aber es müssen noch weitere Löcher gestopft werden. Daher ist das THW, wie viele andere Organisationen auch, auf Spenden angewiesen. So muss zum Beispiel im Jugendaufenthaltsraum eine Brandschutzdecke eingezogen werden.

Wer den Ortsverband Gladbeck-Dorsten gerne unterstützen möchte, sei es finanziell oder durch „Manpower“, ist herzlich dazu eingeladen, sich auf der Homepage www.thw-gladbeck-dorsten.de etwas umzusehen.   

Foto oben rechts: Helferin Sabrina Bittrich erhält den Einsatzauftrag

Die jugendlichen Helfer und Helferinnen, die mit 10 Jahren in den Ortsverband eintreten können, treffen sich unabhängig von den Erwachsenen alle zwei Wochen. Sie werden zwar unter anderem an den vorhandenen Geräten geschult, nehmen aber nicht aktiv an Einsätzen teil. Sie spielen jedoch die Verletzten bei Langzeitübungen oder können bei der turnusmäßigen Kontrolle der Gladbecker Notwasserbrunnen mithelfen. In der Jugendgruppe darf der Spaß natürlich nicht zu kurz kommen. Deshalb treffen die verschiedenen Jugendverbände in Wettbewerben oder Zeltlägern aufeinander.  

Du hast jetzt Interesse an der Jugendarbeit im Technischen Hilfswerk gefunden? Dann achte beim nächsten Weltkindertag auf den Stand des THW und unterhalte dich dort mit den anwesenden Jugendlichen.

Foto oben rechts: Die Jugendgruppe des Ortsverbandes freut sich auf ein forderndes Übungswochenende in Wulfen

Text: Martina Jansen
Fotos: privat

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