Das Gartenparadies fängt gleich hinter dem „Bananenhaus“ an
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Das Gartenparadies fängt gleich hinter dem „Bananenhaus“ an.
Das Zuhause der Familie Schöller in Holsterhausen wird nicht umsonst von Nachbarn und auch Pizzafahrern „Das Bananenhaus“ genannt, denn die fast 5 m hohe Staude im Vorgarten ist schon von weitem sichtbar.
Diese Pflanze weckte letztes Jahr sogar Heimatgefühle bei einem ehemaligen afrikanischen Mitbürger, der daraufhin seinen Sohn von Zuhause holte und ihm erklärte:“ Schau mal, so sieht es in Afrika aus“.
Da dieser Mann bei Thomas Schöller zu Recht den grünen Daumen vermutete, schenkte er ihm Kerne von „zuckersüßen afrikanischen Apfelsinen aus meinem Dorf“, aus denen mittlerweile bereits eine stattliche Pflanze von mindestens 10 cm gewachsen ist. Noch geht sie im Wintergarten zwischen all den Palmen, Bananen und anderen nicht winterharten Pflanzen unter, aber in 10 Jahren wird es dann hoffentlich anders aussehen. Bis jetzt ist das Winterquartier jedoch noch vollgestellt, aber pünktlich am 15. Mai nach den Eisheiligen, kommen alle Pflanzen an die Luft und gesellen sich zu den anderen Exoten und Raritäten. Auch wenn im April noch nicht all zu viel Farbe im Garten zu sehen ist, so lassen doch die vielen, wenn auch momentan nur spärlich begrünten, Zweige der Büsche und Topfpflanzen erahnen, wie üppig es hier im Sommer blühen wird. Diese Jahreszeit wird dann auch im Garten verbracht, erst im Herbst wird verreist. Denn während die beiden Kinder Eva und Jan im Garten toben können und Ehefrau Melanie Obst und Gemüse erntet oder sich vor fremdem Blicken geschützt sonnt, muss sich der Hobbygärtner während der Sommermonate die Zeit mit den üblichen Gartenarbeiten wie schneiden, wässern und Wildkräuter ziehen vertreiben. Fast immer im Blick hat er dabei seine 30 Bienenvölker, aber dazu später mehr.
Foto oben rechts: Bananenstaude mit kleinen Früchten
Die Leidenschaft fürs Gärtnern liegt dem Holsterhausener im Blut, so hat er bereits als 6-jähriger einen etwa 100qm großen Teil des Gartens seiner Eltern übernommen und dort Gemüse für seine Mutter angebaut. Wie gesagt: Bereits als 6jähriger! Der kleine Thomas wurde älter, das Hobby blieb und so war er froh vor 15 Jahren ins Haus seiner Großeltern ziehen zu können. Wenn Sie aber jetzt denken, er hätte das blühende Gartenparadies so übernommen, so irren Sie gewaltig, denn eine Doppelreihe bestehend aus 60 haushohen Tannen musste damals zuerst einmal gefällt und entsorgt werden, bevor es weitergehen konnte. Und so baute der Hausherr auch hier zunächst Gemüse an, bekam dann aber recht schnell einen Ableger der Ursprungsbanane aus Köln zu Zeiten, in denen Südfrüchte eher in Obstkörben, aber nicht in deutschen Gärten anzutreffen waren. Schnell erweiterte der Hobbygärtner seinen Grünbestand um Obstbäume und andere Gewächse. „Je seltener, um so besser“ erfahre ich und so fährt die komplette Familie zweimal im Jahr zur Raritätenbörse in den Grugapark nach Essen. Der eine Part zum Kaufen und Tauschen, der andere Part sucht dort allerdings eher den Spielplatz auf.
Foto oben rechts: Thomas Schöller hat nicht nur einheimische Früchte wie Apfel, Pflaume oder Kirsche in seinem Garten,auch tropische Früchte wie Kiwi werden geerntet
Und so wird die Raritätensammlung im Schöllerschen Garten immer größer und größer. Von seinen 15 verschiedenen Apfelbäumen trägt hier zum Beispiel ein Baum vier verschiedene Apfelsorten an einem Stamm, eine Sorte davon gestreift und weiter hinten hängen rote Äpfel an einem anderen Baum. Innen rot wohlgemerkt, so dass ein selbstgemachtes Apfelmus aus diesen Früchten stets zur Verwunderung bei Gästen beiträgt. Acht Sorten Kiwis, gelb-rot-gestreifte Tomaten und blaue Kartoffeln runden die außergewöhnliche Sammlung ab. Dass auch Weintrauben hier reifen, muss ich sicher nicht noch extra erwähnen.
Thomas Schöller zeigt mir auf dem Weg zu seinen Bienenstöcken noch eben zwei ungewöhnliche Apfelbäume: Einen aus dem Altai-Gebirge in Russland und kurz darauf einen anderen, dessen Saatgut noch aus dem 16. Jahrhundert stammt. Dieser Baum bringt Früchte von einem stattlichen Kilo hervor. Dieses Obst sucht man natürlich vergeblich in den Geschäften, der Bärlauch, den mir Eva zum Kosten anbietet und den ich gerne annehme, hat dagegen dort längst Einzug gehalten.
„Um die 30.000 bis 50.000 Bienen im Stock zu halten, kommt von Mai bis Ende August jetzt richtig Arbeit auf mich zu,“ klärt mich der Hobbyimker auf, als wir vor seinen Bienenstöcken stehen. „Das ist die Zeit, in der diese Insekten anfangen zu schwärmen und will ich das Volk nicht verlieren, so muss ich jede Woche spezielle Waben entfernen, damit die Königin im Stock bleibt.“ Vor der Honigernste steht also auch hier zunächst der Fleiss.
Das Leben der Bienen hat ihnen Thomas Schöller Kindern bereits in Kitas und Schulen anhand von Schaukästen näher gebracht. Interessiert haben sie zugehört und gelernt, warum diese aussterbende Spezies so wichtig ist. „Die Bestäubung durch Bienen bringt etwa 80 % mehr Erträge“ erfahre ich dann zum Schluss der Gartenführung.
Nachdem ich natürlich zwei verschiedene Honigsorten probieren durfte, verabschiedete ich mich von dieser gastfreundlichen Familie mit den Worten „Und in 10 Jahren komme ich wieder und probiere eine dieser „zuckersüßen afrikanischen Apfelsinen aus seinem kleinen Dorf“.
Foto oben rechts: Selbstverständlich entstand eines der schönsten Hochzeitsfotos von Melanie und Thomas Schöller im eigenen Garten
Ein Tipp des Hobbyimkers, dessen Honig auch im nahegelegenen Kaufhaus zu finden ist:
„Leiden Sie unter Heuschnupfen, dann machen Sie am besten eine halbjährige Kur und nehmen täglich einen Teelöffel Honig zu sich. Die dort enthaltenen Pollen stärken das Immunsystem. Das funktioniert allerdings nur mit Honig aus der Region, denn die Pollen, die Ihnen die laufende Nase bescheren, sind ja schließlich auch von hier.“
Text: Martina Jansen
Fotos: privat