„California Feeling“ in Dorsten: Stand Up Paddling auf der Lippe
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
„California Feeling“ in Dorsten: Stand Up Paddling auf der Lippe
Dass Bernd Gövert in Kalifornien das Wellenreiten erlernte, das verwundert sicherlich niemanden.
Er trägt seine Haare zwar nicht so lang wie ein typischer Surfer, dennoch sieht er aus wie ein Surfer Boy – und er strahlt auch so.
Der 33-Jährige ist in Dorsten am Lippedamm groß geworden. Ob es die Nähe zum Wasser war, die ihn regelmäßig nach Kalifornien zog, ist nicht geklärt. Tatsache ist jedoch, dass Bernd Gövert beim Besuch des Gastvaters eines Freundes vor zehn Jahren in Kalifornien mit dem Surfen in Kontakt kam. „Von da an hat mich das Surfen nicht mehr losgelassen“, verrät er.
Begeistert von diesem Wassersport verfeinerte der junge Dorstener nach seinem Abitur ständig seine Technik und kaufte sich im „Golden State“ schließlich sein eigenes Surfbrett. Um nicht die meiste Zeit des Jahres in Deutschland auf das Wellenreiten zu verzichten, beschloss Bernd Gövert für sich das Surfen nach Dorsten zu bringen.
Foto oben rechts: Surfer Boy Bernd Gövert mit seinem Stand Up Paddle Board
Einfacher gesagt als getan, denn die höchsten Wellen auf dem Kanal verursachen hier ausschließlich vorbeifahrende Schiffe, auf der Lippe trifft man sogar noch seltener auf Wellen.
Wie soll dann aber hier das Wellenreiten funktionieren? Ganz einfach: Man reitet in Dorsten nicht die Welle, sondern bewegt sich paddelnd auf dem Surfbrett weiter. Genau genommen bleibt vom Wellenreiten dann nur das Surfbrett übrig. Anfangs wird kniend gepaddelt, später, wenn man das Gleichgewicht halten kann, stehend.
Seinen Wassersport hat der Dorstener Surfer sehr gut auf seiner Webseite beschrieben: „Stand Up Paddling ist für sämtliche Altersklassen geeignet, vorausgesetzt man kann aufrecht stehen und schwimmen. Übersetzt bedeutet Stand Up Paddling (SUP) ‚Stehpaddeln‘: Man steht aufrecht auf einem übergroßen Surfbrett und nutzt ein Paddel zur Fortbewegung.“
Es gibt zwei Arten von Boards: die Starren, die ideal zum Surfen im Meer sind und die platzsparenden, aufblasbaren 3,20 Meter langen Bretter, die sich in Deutschland immer größerer Beliebtheit erfreuen. So steht auch bei geringen Abstellmöglichkeiten dem Spaß auf dem Wasser nichts im Wege.
Foto oben rechts: Hier ist die Lippe flach genug, um aufs Board zu steigen
Der freundliche Paddling-Lehrer empfiehlt einen zweistündigen Grundkurs, dann können Sie auch schon alleine lospaddeln, wenn Sie es denn wollen. „Der Freizeitpark ‚Dülmener See‘ ist dafür ein ideales Schulungsgewässer“, weiß Bernd Gövert. „Neben den Annehmlichkeiten wie Strand und Umkleiden gibt es keine Gefahrenpunkte wie auf der Lippe durch den teilweise steinigen Untergrund oder die Ufernähe, falls man doch mal rückwärts vom Brett ins Wasser fallen sollte.“
Gerade, weil niemand unfreiwillig baden gehen möchte, geschieht dies letztendlich doch durch die Kopfblockade der Paddelanfänger. „Mir fällt bei fast jedem Teilnehmer auf, dass er die ersten fünf bis zehn Minuten verkrampft auf dem Bord steht“, so der Dorstener. „Springt jetzt einmal ins Wasser, dann habt ihr‘s hinter euch“, lautet daher seine Empfehlung. Und da ausschließlich im Sommer und in Badekleidung gepaddelt wird, ist so ein Wasserbad dann auch nicht weiter tragisch.
Foto oben rechts: „Springt ins Wasser, dann habt ihr‘s hinter euch.“
„Ich wähle die Strecken, die auch auf Kanutouren angeboten werden“, bemerkt der Dorstener, der hauptberuflich in Münster als Polizeibeamter tätig ist. Normal sind zweistündige Etappen von Lippramsdorf nach Hervest, von Hervest nach Schermbeck oder von Maria Lindenhof Richtung Schermbeck. Aufgrund der Stromschnellen und der teilweise starken Strömung auf der Lippe geht es immer nur in eine Richtung: zur Mündung in Wesel.
„Beim Stand Up Paddle Surfing sind wir direkt in der Natur. Im Stehen von oben aus haben wir einen ganz anderen Blick und nehmen die Lippe in ihrer ganzen Vielfalt anders wahr. In Lippramsdorf ahnen wir noch den alten Straßenverlauf durch die im Wasser stehende Straßenlaternen, in Hervest dagegen sieht das Lippeumfeld durch den Deich schon wieder ganz anders aus.“
Im Gegensatz zu Schlauchboottouren, bei denen es häufig aufs Feiern ankommt, gleiten die Paddler nahezu geräuschlos durchs Wasser und überraschen dabei verschiedene Tierarten. Seien es die Schwärme von Fischen, die sich durch die Renaturierung wieder in der Lippe angesiedelt haben oder auch Nutria, Eisvogel oder Fischotter.
Foto oben rechts: "Wellenreiten" auf der Lippe
Die Wassersportart Stehpaddeln ist in den letzten Jahren weltweit stark gewachsen. Sie bietet Sportlern ein sehr gutes Ganzkörpertraining, bei dem zahlreiche Muskelgruppen intensiv trainiert werden, aber auch Familien die Möglichkeit, bei einem gemeinsamen Ausflug durch das Ausgleichen der Schaukelbewegungen nebenbei die Tiefenmuskulatur zu stärken. Vom Spaß, den Sie dabei erleben, mal abgesehen.
Termine für die nächsten Kurse und weitere Informationen finden Sie auf der Webseite sup27.de
Foto oben rechts: Stand Up Paddle Surfing bietet Sportlern ein sehr gutes Ganzkörpertraining
Text: Martina Jansen
Fotos: Frank Bojert, Christian Sklenak und privat