Bürgermeister Tobias Stockhoff
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Bürgermeister Tobias Stockhoff
Rückblick auf eine sechsjährige Amtszeit
„Ich bin in den letzten sechs Jahren keine Nacht mit dem Gedanken eingeschlafen, meinen Job bereut zu haben.“ Damit bringt unser Bürgermeister sechs Jahre Amtszeit in einem Satz auf den Punkt.
Obwohl mit diesem Statement schon alles gesagt ist, nimmt sich Tobias Stockhoff trotz des eng getakteten Terminkalenders Zeit für ein Gespräch mit dem Lokallust-Team. Wir treffen uns im Bauerngarten der Biostation, dem richtigen Rahmen für ein lockeres Gespräch bei gespendetem Kuchen und Kaffee.
Bereut hat der Diplom-Physiker den Schritt vom Labor, mit zehn Praktikanten um sich herum, hinein in die große Öffentlichkeit nie. „Ich wusste ja bereits durch meine ehrenamtliche Arbeit als Ratsmitglied, was mich erwartet, daher war es für mich keine große Überraschung mehr. Noch positiver als erwartet nehme ich jedoch die Vielfalt der Aufgaben sowie die große Anzahl verschiedener Gruppen und Vereine sowie das ehrenamtliche Engagement unserer Bürger wahr. Die Motivation dieser engagierten Menschen sowie aller Dorstener, die das Leben hier, aber auch untereinander verbessern möchten, treibt auch mich an. Als Bürger, aber natürlich auch als Bürgermeister.“
Foto oben rechts: Tobias Stockhoffs persönliche Gesamtbilanz der letzten sechs Jahre ist durchweg positiv
Bei einem zwölfstündigen Arbeitstag bleibt nicht viel Platz für Freizeit, so scheint es. Tobias Stockhoff sieht es anders: „Wirklich privat bin ich nur bei meiner Freundin und meinen Eltern, aber ich bin froh und dankbar für beispielsweise kulturelle Termine, die ich durch meine Arbeit als Bürgermeister wahrnehmen kann oder auch darf. Sie sind auch eine Bereicherung für mein Leben.“ Er fährt fort: „Ich wäre nicht in den Genuss von vielen Konzerten oder Ausstellungen in Dorsten und auch einiger Reiseziele gekommen, insbesondere meiner Radtouren, natürlich auf private Kosten, in unsere Partnerstädte. Ich hätte wohl auch viele Menschen, mit denen mich heute ein freundschaftliches Verhältnis verbindet, nie kennengelernt. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Foto oben rechts: Besuch des Dorstener Bürgermeisters in Hainichen
Alleine durch Tobias Stockhoffs Tätigkeit als Standesbeamter, die ihm großen Spaß bereitet, kann er sich an sehr viele schöne Situationen erinnern, aber das bringt ja auch der Anlass mit sich. „Es gab zahlreiche schöne Momente während meiner Amtszeit, aber ich könnte jetzt keinen besonders herausheben.“ Stattdessen erwähnt der momentan wohl bekannteste Bürger Dorstens, dass ihn stolz macht, was er gemeinsam mit seinen Rats- und Verwaltungskollegen angestoßen hat und maßgeblich auch mithilfe engagierter Bürger umgesetzt wurde. Dazu gehören beispielsweise sechs neue Kunstrasenplätze, der nun beginnende Bahnhofsumbau, der Umbau der Innenstadt oder die Entwicklung des Bürgerparks Maria Lindenhof im Rahmen des Projektes „Wir machen Mitte“.
Foto oben rechts: Sternlauf Stadtkrone Dorsten 2018
„Jeder unserer elf Stadtteile hat seine eigenen Talente, aber zusammen sind wir eine ausgezeichnete Elf, ein tolles Team. Das höchste Ziel für mich als Bürgermeister ist es dabei, dass die Dorstener konstruktiv und gemeinsam mit der Verwaltung und der Politik Lösungen entwickeln.“ Auf die bürgerschaftlich organisierten elf Stadtteilkonferenzen unserer Stadt und die Mitarbeit der Teilnehmer an diversen Projekten ist er ebenfalls stolz. Auch darauf, dass das Engagement der Dorstener in den angrenzenden Kreisstädten so positiv aufgenommen wird. Castrop-Rauxel hat zudem die Idee des Bürgerbudgets und Marl die Idee des Vereins „Dorsten Dankt Dir“ übernommen.
„Erwähnenswert sind aber unbedingt die Dorfjubiläen in Lembeck (1000 Jahre) und Rhade (800 Jahre), das Sternenpicknick in Deuten, der Lippe-Polder-Park, das Engagement des Ellerbruch-Treffs, der Umgang unserer Bürger mit der Flüchtlingsproblematik und jetzt in der Pandemie“, fährt der Wulfener fort. Und dann erinnert sich unser Bürgermeister doch noch an einen Augenblick, der ihm unvergessen bleibt: Der Tanz mit der Holsterhausener Diamantenkönigin Luci Schulte-Dickhoff (damals 88) beim Schützenfest vor vier Jahren, der ihn im wahrsten Sinne des Wortes atemlos machte.
Foto oben rechts: Bürgermeister Tobias Stockhoff und Pfarrer Alfred Voss im Lembecker Jubiläumsjahr 2017
Ein großer Bekanntenkreis bringt aber auch traurige Momente mit sich. So trifft Tobias Stockhoff der Tod eines langjährigen Gefährten, eines „Edelsteins der Stadt“, wie er diese Menschen nennt, jedes Mal besonders hart. Aber auch die Tatsache, dass er sehr gute Kolleginnen und Kollegen gehen lassen musste, da er ihnen keine passende berufliche Perspektive bieten konnte, belastete ihn.
Natürlich lief in den vergangenen sechs Jahren nicht alles perfekt. Durch Selbstreflexion erkennt der 38-Jährige, dass er manches Gespräch vielleicht hätte anders führen müssen, aber auch ein Bürgermeister ist lernfähig. „Aber wenn wir sachlich bleiben und nach langen und konstruktiven Diskussionen eine gute Lösung finden, dann hat sich das harte Ringen gelohnt.“
Ein Bürgermeister kommt auch schon mal an seine Grenzen. „Ich muss Recht und Gesetz verteidigen und würde in manchen Situationen gerne weiterhelfen, da ich die individuellen Probleme derjenigen verstehe, aber oft sind mir rechtlich die Hände gebunden. Ich versuche dann, wenn möglich, andere Wege zu finden, um zu helfen“, so Tobias Stockhoff. „Dennoch ist meine Gesamtbilanz der letzten sechs Jahre durchweg positiv.“
Foto oben rechts: Der Letzte im Karnevalsumzug 2020 macht sauber
Auch im Umgang mit den sozialen Medien zeigt sich erneut, dass er kein Eigengewächs der Stadtverwaltung, sondern ein „Bürger-Bürgermeister“ ist. „Ich suche den Kontakt zu den Bürgern und Unternehmen und versuche in Ruhe, die Entscheidungen von Stadtrat und Stadtverwaltung zu erklären und Lösungen zu finden.“ Wenn es sein muss auch dreimal und das in einer absoluten Ruhe, wie ich es selbst in den sozialen Netzwerken immer öfter, gerade jetzt in der Corona-Krise, in seinen Kommentaren erkenne.
Zum Schluss unserer Unterhaltung erwähnt unser Stadtoberhaupt, dass die Dorstener Bürgerinnen und Bürger ein sehr feines Gespür dafür haben, wenn er zum Beispiel mit Freunden oder mit der Familie in einem der vielen guten Restaurants unserer Stadt zu Abend isst. Durch diese Rücksichtnahme kann er zumindest für den Moment auch mal „nur“ Tobias (Stockhoff) sein.
Foto oben rechts: Das lockere Gespräch Tobias Stockhoffs mit unserer Redakteurin Martina Jansen fand im Garten der Biologischen Station Lembeck statt
Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak und privat