Bridge - mehr als nur ein Kartenspiel älterer englischer Damen

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Bridge - mehr als nur ein Kartenspiel älterer englischer Damen

Stechen ohne Trumpf, reizen ohne Worte

Schick sehen alle Frauen aus, einschließlich der Vorsitzenden Christa Weiler und der wenigen Männer, die anwesend sind. Hier im Club geht es schon etwas elitärer zu. Und es ist still hier an den Tischen im Bridgeclub Dorsten: Ab und an fällt ein kurzer Satz, aber ansonsten wird Bridge wortlos gespielt.

„Was die Figuren beim Schach sind, das sind die Karten beim Bridge“, rückt Christa Weiler, die Gründerin des Dorstener Bridgeclubs, die Königsdisziplin der Kartenspiele direkt ins richtige Licht.

Christa Weiler hat diesen Club vor 13 Jahren mit zehn weiteren Spielern gegründet. Zunächst spielten sie bei ihr zu Hause im Keller, treffen sich nun aber dreimal wöchentlich im alten Bürohaus der Firma Stewing an der Barbarastraße 70 in Dorsten.

Hier sind genügend Vierertische vorhanden, damit alle Vereinsmitglieder alle Partien durchspielen können. Um Punkt 15:00 Uhr startet das Turnier. Bis dahin müssen sich auch alle Teilnehmer eingetragen und das Tischgeld bezahlt haben. Anhand der Laufkarte, die jedes Paar dann erhält, können sich die Kartenspieler orientieren, wer ihr nächster Gegner sein wird. An jedem Tisch werden drei Partien, sogenannte Boards, gespielt, dann wechseln die Spielpaarungen. Die Karten werden nach Spielende jeweils wieder exakt so in die Boards gesteckt, wie sie vor Beginn des Spiels vorgefunden wurden. Somit spielen also alle Paare jeweils mit denselben Blättern. Die Chance auf ein gutes oder schlechtes Blatt ist also durchweg für alle Spieler gleich. Damit ist Bridge kein Glückspiel mehr, sondern zählt wie Schach zu den sportlichen Wettkämpfen. Am Schluss eines jeden Spielnachmittags wird dann am PC ermittelt, wer am erfolgreichsten gespielt hat.
Der eigentliche Ursprung des Kartenspiels lässt sich wohl nicht mehr ermitteln, denn bei der Frage „Wer hat’s erfunden?“, heben sowohl die Russen, die Türken, aber auch die Engländer gleichzeitig ihre Hände.

 „Bridge ist eine Mischung aus Skat und Doppelkopf“, bringt  es Annemarie Schüring, die es bereits seit zwei Jahren im Verein spielt, auf den Punkt. Aber lautes Reizen, Kontra geben oder die Freude über einen gelungenen Stich hört man hier nicht. Es wird auch nicht nachgespielt oder „gekloppt“ wie beim Skat. Gespielt wird wortlos, damit sich die Paare, die oft oder immer zusammenspielen, untereinander keine Informationen durch Sprache oder Mimik beim Reizen weitergeben können. Ge- und überboten wird daher ausschließlich mit Karten, die jeder vor sich hinlegt.

Foto oben rechts: Hanni Grütering ist mit 91 Jahren das beste Beispiel dafür, dass Bridge geistig und körperlich fit hält

Christa Weiler ist gerade in dieser Runde der Dummy, der „ruhende Pool des Spieles“, wie sie erklärt. Der Dummy, der Mitspieler der spielenden Partei, legt seine Karten offen vor sich auf den Tisch und sticht oder bedient die anderen Karten auf Anweisung seines Mitspielers. Somit hat die Vereinsgründerin kurz Zeit, mir zu sagen, dass demnächst ein Schnupperkurs geplant ist und der immer anwesende 16 Jahre alte „Bridgehund“ Jacky heißt. Dann ist diese Partie auch fast schon wieder vorbei.

Beim nächsten Board ist Edith Heckmann der „Dummy“. Nun kann sie mir leise mitteilen, dass sie seit acht Jahren Vereinsmitglied ist. „Ich schätze an diesem Sport sehr, dass ich ihn ohne Einschränkungen betreiben kann“, sagt die Rollstuhlfahrerin.
Ich gehe hinüber zum Aussetztisch. Dort pausieren kurz reihum Mitglieder, wenn beim Spielnachmittag eine ungerade Paarzahl vorhanden ist. Hier sitzen die Essenerin Sabine Heithoff-Evens und Gabi van der Moolen. „Wir sind hier mit die Jüngsten“, so Sabine Heithoff-Evans, womit sie sowohl ihr Alter als auch ihre Vereinszugehörigkeit meint. „Dementsprechend haben wir auch viel Lehrgeld bezahlt“, ergänzt Gabi Van der Moolen und ihre Bridgepartnerin schmunzelt: „Wahrscheinlich, weil wir zu mutig waren.“

Das Tischgeld beinhaltet Kaffee und Getränke. Heute steht zusätzlich zu anderen Torten ein gebackenes großes „Stutenmädchen“ mit der Aufschrift „Hanni“ auf dem Tisch. Hanni Grütering wurde eine Woche vorher 91 Jahre und ist das beste Beispiel dafür, dass Bridge geistig und körperlich fit hält.

Foto  oben rechts: Christa Weiler, die Gründerin des Dorstener Bridgeclubs

Gespielt werden kann hier im Club dreimal wöchentlich von 15:00 bis 18:30 oder 19:00 Uhr, so lange, bis alle Boards durchgespielt sind.

Wer bereits Bridgespieler ist, ist herzlichst eingeladen, an den Partien teilzunehmen. Melden Sie sich hierzu kurz bitte bei Christa Weiler unter 02362/42375 oder per Mail an ilseweiler@web.de

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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