Blutsauger auf dem Vormarsch
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Blutsauger auf dem Vormarsch
Sie sind klein ...
Sie sind weit verbreitet ...
Sie sind hungrig …
und sie lieben Blut.
Zecken zählen mit ihren acht Beinen zu den Spinnentieren. Wie die Stechmücke auch, ernähren sich die kleinen Vampire vom Blut ihres Wirtes, brauchen aber zum Leben und zur Vermehrung bedeutend mehr Blut als sie.
Ab acht Grad Celsius erwachen die Lebensgeister der Zecken, die sich bis dahin in der Winterruhe befanden. An feuchten und schattigen Plätzen lauern sie geduldig in einer Höhe von etwa einem Meter an Büschen oder in hohem Gras und warten bis ein Mensch oder Wirbeltier sie streift. Sofort klammern sich die Blutsauger mit ihren Krallen und haftenden Füßen am Körper ihres Wirtes fest und suchen eine geeignete Stelle, um ihren Durst zu stillen. Sie bevorzugen dabei warme und gut durchblutete Körperstellen wie hinter den Ohren, am Hals und Haaransatz, unter den Achseln, in der Kniebeuge oder im Genitalbereich.
Für alle ihre Entwicklungsschritte vom Ei zur Larve, über die Nymphe bis zum ausgewachsenen Tier benötigt die Zecke Blut. Dazu stechen sie jedoch ihren Wirt und beißen ihn nicht, wie es oft heißt. Dazu gräbt sie sich in die Haut, reißt dort ein Loch hinein und saugt das Blut heraus. Eine Zecke kann nach einer ausgiebigen Mahlzeit 200 Mal so viel wiegen wie vorher und sich zwei Wochen lang an ihren Versorger haften.
Mit bloßem Auge schwer zu erkennen, ist sein Name dennoch Programm: Der „Gemeine Holzbock“ ist am häufigsten in der Natur vertreten. Die Bisse der Zecken an sich sind nicht giftig, sie übertragen jedoch mit jedem Biss Krankheitserreger. Eine infizierte Zecke überträgt die Borreliose, die von Bakterien verursacht wird, während sie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) durch Viren verbreitet.
Da die Bakterien erst Stunden nach dem Stich übertragen werden, kann die Borreliose gut mit Antibiotika behandelt werden, wenn die Zecke frühzeitig entdeckt und entfernt wird. Eine Vorsorgeschutz-Impfung wie bei der FSME gibt es hierbei nicht. Da es bis zu drei Monaten dauern kann, bis sich der Schutz aufgebaut hat, empfiehlt sich daher eine rechtzeitige Impfung bei Reisen in befallene Gebiete. In Deutschland sind dies hauptsächlich die südlich gelegenen Bundesländer wie Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, das Saarland oder Thüringen, jedoch verbreiten sich diese kleinen Tiere immer mehr in Richtung Norden aus. In Europa gelten Österreich, Polen und Ungarn als risikoreich.
Die Zunahme der befallenen Tiere sowie den Anstieg der Infektionen sollten Sie ernst nehmen, jedoch nicht in Panik verfallen. Treffen Sie neben einer Impfung weitere Vorsorge:
- Bleiben Sie auf den Wegen und vermeiden Sie Gras und niedrige Büsche.
- Bedecken Sie Ihre Arme und Beine, ziehen Socken über die Hose oder tragen Sie Gummistiefel.
- Tragen Sie helle Kleidung, so können Sie Zecken darauf schneller sehen.
- Benutzen Sie ein Antizeckenspray, das Sie kurzzeitig schützt.
Nach Ihrem Aufenthalt in der Natur sollten Sie sich und besonders Ihre Kinder gründlich nach Zecken absuchen und sie umgehend, ohne sie zu zerquetschen, herausziehen. Frühere Methoden die Zecke mit Öl oder Alkohol zu ersticken, sind ebenso überholt wie das Hin- und Herdrehen des Tieres. Ziehen Sie sie stattdessen langsam mit einer Pinzette oder Zeckenkarte bzw. einer Zeckenzange heraus und desinfizieren Sie anschließend die Stelle.
Stecken noch Teile der Zecke in Ihrer Haut, dann bleiben Sie ruhig und beobachten diese Stelle. Nur maximal jede dritte Zecke ist mit dem Borreliose-Bakterium infiziert, mit dem FSME-Virus befallen sind deutlich weniger. Rötet sich jedoch der Stich oder juckt er, dann sollten Sie möglichst zum Arzt gehen.
Mit ein wenig Aufklärung und der nötigen Vorsorge steht Ihrem Aufenthalt im Freien somit nichts mehr im Wege.
Text: Martina Jansen
Foto: smileus/fotolia.com