Lambert Lütkenhorst, ehemaliger Bürgermeister in Dorsten

von Martina Jansen

Lambert Lütkenhorst, ehemaliger Bürgermeister in Dorsten

Lütkenhorst steht auf der Klingel, hier bin ich also richtig.

Ein wenig nervös bin ich schon, habe aber kaum Zeit darüber nachzudenken, denn da öffnet mir auch schon Marianne Lütkenhorst, eine freundliche Frau mit einem herzlichen Lächeln, die Tür und bittet mich in ihren Garten. Da steht sie also die grüne Bank, das Abschiedsgeschenk der ehemaligen Mitarbeiter ihres Mannes an ihren scheidenden Chef, welche Lambert Lütkenhorst in unserer letzten Ausgabe als seinen „Lieblingsplatz“ vorstellte. Dahinter ein riesiger, top gepflegter Garten, eine Oase mitten in Holsterhausen. „Dann will ich mal Frau Jansen begrüßen“ höre ich hinter mir eine Stimme und ein modern gekleideter Alt-Bürgermeister, dem man seine mittlerweile 68 Jahre nicht ansieht, begrüßt mich.
Wir setzen uns auf die Bank, trinken Kaffee und unser Altbürgermeister verrät mir, dass dieses Haus in Holsterhausen sein Geburtshaus ist.

Was mich interessiert, ist, ob er sich denn noch an seinen ersten und an seinen letzten Tag im Amt des Bürgermeisters erinnern kann und ganz locker erzählt Lambert Lütkenhorst von seinem ersten Arbeitstag als neu gewählter Bürgermeister im September 1999. „Mir war morgens nicht wohl bei dem Gedanken zum ersten Mal ins Büro zu gehen, denn mein Vorgänger Dr. Zahn war felsenfest der Meinung: Herr Lütkenhorst,  das können Sie nicht. Plötzlich war ich verunsichert, ob ich den richtigen Weg eingeschlagen habe, aber es gab keinen Weg zurück in meinen alten Tätigkeitsbereich im Bistum Münster.“
Frei nach dem Motto: „Augen zu und durch“ betrat er am ersten Tag sein Büro. Dass dieser Raum in der ersten Etage des Dorstener Rathauses die kommenden 15 Jahre sein berufliches Zuhause sein würde, das hätte er an seinem ersten Tag nie vermutet. Eine 15-jährige Amtszeit hatte vor ihm noch kein anderer Bürgermeister in unserer Stadt geschafft. „ Augen zu und durch“ war allerdings nur kurz sein Motto, denn er hat sie schnell wieder geöffnet. Gab es irgendwo in Dorsten Missstände zu beseitigen, so packte er mit an, suchte ein Bürger das Gespräch mit ihm, so hörte er zu, denn er lebte seine Amtsbezeichnung „Bürger“meister wie kein Zweiter. Wurde an irgendeiner Stelle seine Hilfe benötigt, so half er mit. Man konnte den Eindruck bekommen, dass es für ihn kein „Nein“ gab.

Als er vor der Kommunalwahl im Jahr 2014 beschloss, seine Amtszeit zu beenden und nicht mehr zu kandidieren, fiel ihm diese Entscheidung gar nicht so schwer. „Ich gab ja das Bürgermeisteramt in gute Hände weiter. Sein letzter Tag wurde ihm durch die städtischen Mitarbeiter nicht nur durch das Geschenk, die Bank im Garten auf welcher wir immer noch sitzen, versüßt. „Ganz zurückgezogen habe ich mich anfangs natürlich noch nicht, denn „nach mir die Sinnflut“ ist nicht meine Einstellung. Ich stehe zwar nicht mehr in erster Reihe, dennoch verfolge ich mit Interesse und auch mit Freude einige Projekte, die ich noch während meiner Amtszeit mit auf den Weg gebracht habe, wie zum Beispiel die Mercaden oder das Soziokulturelle Begegnungszentrum DAS LEO.“

Foto oben rechts: Bin im Garten

Eine kurze Gesprächspause nutze ich, um die Frage stellen, die mir unter den Nägeln brennt: „Herr Lütkenhorst, wissen Sie, dass Sie bei vielen Dorstener Bürgern schlicht LaLü genannt werden?“ „Ja, das weiß ich“ lacht er. „Aus Ihrer Reaktion entnehme ich, dass Sie darüber nicht verärgert sind, sondern diesen Namen, so wie auch ich, als Zeichen der Bürgernähe und Sympathie sehen.“ Er nickt, „Ja, das sehe ich wie Sie und habe auch kein Problem damit, wenn ich freundlich mit LaLü angesprochen werde. Nur prollig, das mag ich nicht.“ Aber wer mag das schon?
Auf politischer Ebene, was Entscheidungen der Stadt Dosten angeht, steht Lambert Lütkenhorst zwar seit zwei Jahren nicht mehr an erster Stelle, doch dass er „im Ruhestand“ ist, davon ist keine Spur zu erkennen. All seine Tätigkeiten hier aufzuzählen, das würde dieses Magazin wohl sprengen. Es gibt aber einige Projekte, die Lambert Lütkenhorst besonders am Herzen liegen. In diversen Hilfsorganisationen ist seine Meinung als Vorstandsmitglied immer noch sehr gefragt. So ist er zum Beispiel 1. Vorsitzender im Hospiz-Freundeskreis e.V. Dorsten spes viva (Lebendige Hoffnung), als Teil des Palliativnetzwerkes Dorsten. Dieser Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht die Kosten der finanziellen Lücken im ambulanten Hospizdienst des St. Elisabeth-Krankenhauses in Dorsten  zu übernehmen, damit jeder Aufenthalt in einem der wenigen Zimmer dort weiterhin kostenlos bleiben kann. Infos zu diesem förderungswürdigen Vereins gibt es unter www.hospizdienst-dorsten.de
Doch nicht nur schwerkranke Mitmenschen liegen dem Holsterhausener am Herzen, als Mitglied im Rat der Jürgen Salamon Stiftung fördert er auch die Jugend in Hinblick auf Bildung, Kultur und Sport. So wurde zuletzt der Kunstrasenplatz des SV Dorsten-Hardt aus dem Stiftungsvermögen finanziert. Doch damit nicht genug, als Vorsitzender des AKJ, dem Arbeitskreis Jugend, finanziert unser Ex-Bürgermeister weitere Projekte der Jugendarbeit.
Und last but not least führt er die alte Tradition, Neubürgern die Stadt zu zeigen etwas umgeändert fort, mietet einen Reisebus und zeigt Senioren, die nicht mehr so mobil sind, wie sich Dorsten verändert hat. Dabei kann er mit etlichen Hintergrundinformationen aus erster Quelle dienen. Es gäbe noch so viel über ihn zu berichten, über seine Touren mit dem Reisebus, über sein Engagement fürs Baumhaus, das von Cornelia Funke finanziell unterstützt wird und zu der er einen engen freundschaftlichen Kontakt pflegt, über seine Tätigkeit als Standesbeamter, die er immer noch hin und wieder ausübt und …und … und. Darum wurden Lambert Lütkenhorsts Verdienste im Februar 2015 nicht umsonst vom Rat der Stadt gewürdigt, in dem ihm der Ehrentitel „Alt-Bürgermeister“ verliehen wurde.
Vor so viel Engagement ziehe ich den Hut und sage:“Danke fürs Gespräch LaLü und alles Gute für Sie!“

Foto oben rechts: Die Unterhaltung mit Herrn Lütkenhorst war sehr angenehm und interessant.

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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