Heute treffe ich Oliver Grimm, ehemalige Leitung im Gemeinschaftshaus Wulfen

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Heute treffe ich Oliver Grimm, ehemalige Leitung im Gemeinschaftshaus Wulfen

Bye bye Dorsten – Hello Gladbeck

Angedacht hatten wir das Treffen schon vor drei Monaten, nun hat es zum Glück doch noch geklappt. Quasi auf den letzten Metern erwischte ich Oliver Grimm noch in seinem Büro. Es herrschte dort schon Aufbruchsstimmung, seine Zeit als Leiter des Gemeinschaftshauses ist bald vorbei. „Mich als waschechten Kirchhellener zieht es wieder zurück nach Gladbeck“, so Oliver Grimm. 

Nach seinem Abitur am Gladbecker Ratsgymnasium studierte Oliver Grimm Diplompädagogik, schaute sich aber schon zuvor in der Praxis um, ob dieser Bereich etwas für ihn ist. Seinen Zivildienst leistete Oliver Grimm daher im St. Suitbert-Haus des Caritasverbandes in Gladbeck. Hautnah bekam er in der Einrichtung für betreutes Wohnen von Anfang an Kontakt zu über 90 Menschen mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen – und ist in diesem sozialen Sektor geblieben.

Weitere wertvolle Praxiserfahrungen durch die Begleitung von Menschen mit psychischen Erkrankungen sammelte der geborene Kirchhellener halbtags als studentische Hilfskraft in den AWO-Wohnstätten Busforthof. Nach dem Studium stieg er dort schnell zum stellvertretenden Einrichtungsleiter auf. Anschließend folgten neun Jahre als Leiter des Gemeinschaftshauses Wulfen, so dass Oliver Grimm am Ende auf insgesamt 18 Jahre AWO zurückblicken kann. „Ich verliere durch den Jobwechsel den täglichen Kontakt zu Menschen, die sich hier für das vielfältige Angebot des Hauses interessierten“, so der 43-Jährige. „Auch werden mir die Gespräche mit sämtlichen Kooperationspartnern und natürlich auch der gute Kontakt zum gesamten Stadtteil Wulfen-Barkenberg sowie zum Kulturamt der Stadt Dorsten fehlen“, bedauert Oliver Grimm. 

Aber nun legt der Diplompädagoge seinen Focus auf den neuen Job. Unterschrieben hat seinen neuen Arbeitsvertrag, so wie bereits vor 23 Jahren, erneut Rainer Knubben, Vorstandsmitglied der Caritas. Damit schließt sich der Kreis und Oliver Grimm arbeitet erneut in der Behindertenhilfe. Betreute er die Menschen damals auf der Wohnraumebene, so unterstützt der dreifache Familienvater die Menschen mit Handicaps nun ab den 1. September in ihrem Arbeitsumfeld. „Durch die hohe Anzahl an Menschen mit schweren Behinderungen haben wir im Förderbereich zusätzlich zum Personalschlüssel von 1:12 einen weiteren Betreuungsschlüssel von 1:4, so dass wir gezielter auf die einzelnen Menschen eingehen können“, freut sich Oliver Grimm auf sein neues Tätigkeitsfeld. Um zu erfahren, wie die Belastungen seiner Kolleginnen und Kollegen sind, wird Oliver Grimm in seinem neuen Job, ebenso wie im Gemeinschaftshaus, selbst tatkräftig an der Basis mit anfassen. „Nur so kann ich sehen, was körperlich zumutbar ist und was sich gegebenenfalls ändern muss.“ 

Ich frage mein Gegenüber, was wohl der größte Unterschied zwischen den beiden Jobs sein wird. Ohne zu zögern antwortet Oliver Grimm: „Der größte Unterschied wird der sein, dass ich in Kürze feste Arbeitszeiten, keinen Wochenenddienst und keine Rufbereitschaft mehr haben werde. Ich habe nun durchgehend ab Freitag zweieinhalb Tage frei für die Familie oder für meine Hobbies. Allerdings geht mir dadurch auch ein hohes Maß an Flexibilität verloren.“

Oliver Grimm kann sich nun regelmäßig neben seiner Familie auch wieder dem Sport und der Musik widmen. Beim Radfahren oder dem Zehnkilometerlauf schaltet er ab und lädt seine Batterien wieder auf. Volle Batterien braucht er schließlich als Vater von drei Kindern im Alter zwischen sechs und elf Jahren.

Ein weiteres großes Hobby ist, wie bereits erwähnt, die Musik. Seit 2015 schreibt er für „B.B.S.“, eine Rockband mit Punkeinfluss, eigene Lieder. Die Bedeutung der drei Buchstaben verrate ich hier besser nicht. Oliver Grimm singt und spielt die Gitarre – aber nicht nur in dieser Band. Zusätzlich spielt er in dem Akustik-Trio „Jule… und der andere“ diverse (Cover-)Songs, vor wenigen Wochen noch auf einem Benifizkonzert in Dinslaken als Vorband der Rockband „Mottek“. Zusätzlich sind die drei Musiker in Kirchhellen auch durch die Schützen- und Brezelfeste bekannt. Und Oliver Grimm wäre kein Kirchhellener, würde er nicht auch alle drei Jahre am Tag nach dem Schützenfest mit Holzknüppeln auf den Brezel werfen. „Es heißt übrigens ‚der‘ Brezel, denn wir schlagen oder schießen nur auf männliche Gegenstände“, so Oliver Grimm, der als Vorstandsmitglied der Brezelgesellschaft von 1883 seit 2011 als Kassierer angehört und stolz den Titel „Stutenkönig 2011“ trägt.
In diesem Jahr war Oliver Grimm zum ersten Mal seit 18 Jahren nicht komplett beim Kirchhellener Bürgerschützenfest dabei. Er bedauert es sehr, aber der neue Job geht vor. „Ich kann ja schlecht nach meinem ersten Arbeitstag schon Urlaub einreichen.“ 

Foto oben rechts: Das Akustik-Trio "Jule und der andere": (v.l.) Sabine Bloch, Martin Stappert, Oliver Grimm

So ganz lässt Oliver Grimm Dorsten jedoch nicht hinter sich: „Der Stadtteil Barkenberg ist mir mit seinen Bewohnern ans Herz gewachsen und ich werde daher verfolgen, wie er sich entwickelt.“

In diesem Sinne: Bye bye Dorsten – Hello Gladbeck.

Text: Martina Jansen
Fotos: privat

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