Heute treffe ich: Ludger Cirkel
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Heute treffe ich: Ludger Cirkel
„Ich spreche nicht die Sprache der Pädagogik, sondern die der klaren Fakten.“
Endlich lerne ich den Mann kennen, der die leckeren Würstchen verkauft, die bei mir seit Jahren auf dem Grill landen: Ludger Cirkel, bis vor kurzem noch Geschäftsführer der Firma Hüsken in Wulfen.
Im Laufe des Gespräches kommt von ihm der Satz: „Ich bin zufrieden mit meinem Leben.“ Das Gefühl habe ich bereits von Anfang an. Obwohl Ludger Cirkel lange Arbeitswochen von teilweise 40 oder 50 Stunden hat und vor unserem Gespräch noch eine Pressekonferenz abhielt, ist er absolut entspannt, erzählt und lacht viel.
1956 als drittes von vier Kindern in Holsterhausen geboren, wurde er mithilfe der eigenen Großmutter, der Hebamme Maria Cirkel, die auch „Storchentante“ genannt wurde, zur Welt gebracht.
Er blieb bis zu seinem Abitur 1977 in Dorsten, um danach seine Managerausbildung bei der Firma Karstadt zu beginnen. Nach fünf Jahren, in denen er neun verschiedene Karstadt-Filialen in ganz Deutschland kennenlernte, kam Ludger Cirkel zurück nach Dorsten, um sein Studium auf Lehramt zu beginnen. Sein Taschengeld als Student verdiente er sich dabei bei seiner jetzigen Firma als Auslieferungsfahrer für Pommes. Nach zwei Jahren bot ihm der damalige Firmengründer Reinhold Hüsken dort einen guten Job an, zu dem er nicht Nein sagen konnte. Somit feierte Ludger Cirkel am 1. Februar dieses Jahres seine 35-jährige Betriebszugehörigkeit bei der Firma Hüsken.
Obwohl die Tätigkeit als Geschäftsführer sehr arbeitsintensiv ist, hatte Ludger Cirkel neben seiner Familie immer noch Zeit, sich politisch und ehrenamtlich zu betätigen. „Ich habe mich aber nie aufgedrängt, mir wurden alle Aufgaben stets angeboten“, bemerkt der 61-Jährige.
„Meine Frau Agnes hat stets meine Entscheidungen mitgetragen und mir den Rücken freigehalten, sonst hätte ich das alles nicht machen können“, fährt er fort.
Foto oben rechts: Ludger Cirkel: beruflich, ehrenamtlich und politisch sehr aktiv
Mit 27 Jahren trat er in die CDU-Fraktion der Stadt Dorsten ein und war damit zehn Jahre lang jüngstes Ratsmitglied. Nach 30 Jahren Kommunalpolitik war dann aber für ihn die Zeit gekommen, die politische Arbeit seinen Parteifreunden zu überlassen.
Genau zu diesem Zeitpunkt rief Dr. Karl-Christian Zahn, langjähriger Stadtdirektor und erster hauptamtlicher Bürgermeister Dorstens bei seinem Parteifreund an und bat um ein Gespräch. „Wir kannten uns ein wenig von den Fahrten in Dorstens irische Partnerstadt Newtownabbey, aber ich wusste absolut nicht, warum Dr. Zahn mit mir sprechen wollte“, so Ludger Cirkel.
Es stellte sich heraus, dass er den Vorsitz der Lebenshilfe Dorsten e. V. an Ludger Cirkel weitergeben wollte. „Ich wollte Dr. Zahn natürlich nicht absagen, beschloss jedoch für mich, den Vorsitz keine 16 Jahre innezuhalten, wie mein Vorgänger.“ Ludger Cirkel lächelt und erinnert sich weiter: „Bei meiner Vorstellung damals in der Villa Keller konnte ich leider nicht mit einem Doktortitel aufwarten, aber bei einer Bewohnerin konnte ich zumindest damit punkten, dass ich zwei Söhne habe.“
Er und seine Vorstandskollegen haben die Lebenshilfe mithilfe der umtriebigen Geschäftsführerin Brigit Witting gut nach vorne gebracht und die Mitarbeiterzahl mehr als verdoppelt. Dennoch geht es nicht ohne die ehrenamtlichen Helfer, die sich auf verschiedene Art und Weise engagieren.
„Wir müssen gut rechnen, um über die Runden zu kommen“, so Ludger Cirkel, „aber ich bin ja Kaufmann und spreche nicht die Sprache der Pädagogik, sondern die der klaren Fakten.“ Bei allen pädagogischen Fragen hingegen konnte der sympathische Dorstener stets auf die Hilfe seiner Frau vertrauen. Als ehemalige Leiterin einer KiTa in Holsterhausen konnte sie ihrem Mann den einen oder anderen Rat geben.
Kurz vor seinem 60. Geburtstag – Ludger Cirkel blickte eigentlich schon in Richtung Ruhestand – bat ihn der ehemalige Stadtrat und Gründer der Dorstener Tafel Josef Vrenegor, dem Kuratorium der Ursulinenstiftung als kaufmännischer Geschäftsführer vorzustehen. „Josef Vrenegor hat nie aus egoistischen Motiven gehandelt, fühlte sich immer dem Gemeinwohl verpflichtet und hat stets für die Sache an sich gekämpft, daher konnte ich ihm seine Bitte nicht abschlagen. Seit 2015 bin ich daher nun auch Geschäftsführer und Vorstand dieser Stiftung. Ich selbst war auf dem Gymnasium Petrinum, unsere beiden Söhne jedoch haben erfolgreich und mit viel Freude ihr Abitur am Gymnasium St. Ursula gemacht, eine schöne Zeit, und so kann ich mit meiner Arbeit ein wenig Dank an die Lehrerschaft und an das Kloster als Gründer und langjährigemTräger zurückgeben.“
„Ich bin meinem Arbeitgeber, der Firma Hüsken, sehr dankbar dafür, dass er mir die Freiräume gegeben hat, meine Arbeitszeit relativ individuell und flexibel zu gestalten, um meinem Ehrenamt nachzugehen“, zieht Ludger Cirkel Bilanz und tritt nun sowohl beruflich, als auch ehrenamtlich etwas kürzer. „Man soll den Zeitpunkt selbst bestimmen und gehen, wenn es am schönsten ist. Daher wird es jetzt nach 15 Jahren, Zeit, sich nach einem Nachfolger für den Vorsitz der Lebenshilfe umzusehen.“
Bereits Anfang des Jahres legte er seine Funktion als Geschäftsführer der Firma Hüsken nieder, auch um etwas mehr Zeit für seine Frau, seine Söhne und seine wenigen Hobbys wie seine Trompete, die Liebe zur Musik und schnelle Autos zu haben.
Aber bei der Begeisterung, mit der Ludger Cirkel von der Ursulinenstiftung erzählt, wird seine Frau wohl doch noch ein wenig länger auf ihn verzichten müssen.
Foto oben rechts: Ludger Cirkel, ein sympathischer Mann, der mit sich im Reinen ist
Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak