Heute treffe ich Gregor Preis, Trommler aus Leidenschaft
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Heute treffe ich Gregor Preis
„Ein Leben ohne die Musik kann ich mir nicht vorstellen.“
Mit seinem Vornamen kann der 65-Jährige voll und ganz zufrieden sein. Er verdankt ihn seiner Mutter, die für ihr Leben gerne Gregorianische Kirchenmusik hörte. Ihrer Fantasie, lieber Leser, liebe Leserin, bleibt es jetzt selber überlassen, wie Gregor Preis heißen könnte, wäre seine Mutter ein Opern- oder Rockfan gewesen.
Aber nicht nur mit seinem Vornamen ist der ehemalige Sozialpädagoge der Gesamtschule Wulfen sehr zufrieden. „Mir geht es rund um gut“, erklärt er mir bei unserem Treffen und so wirkt Gregor Preis auch. „Man sagte mir immer, ich würde in ein tiefes Loch fallen, wenn ich Rentner werde, aber das Loch suche ich heute noch“, fährt er lachend fort.
Den Grundstein seines musikalischen Lebens legte, wie bereits erwähnt, seine Mutter. Sie war Orgelspielerin und der junge Gregor hörte ihr gerne zu. Besonders die tiefen Töne liebte er. „Meine Mutter überließ mir auch die Wahl, ob und welches Instrument ich erlernen möchte. Dafür bin ich ihr heute noch dankbar“, erinnert sich Gregor Preis. Er wählte die Geige und beabsichtigte nach seinem Abitur in Essen-Bredeney Musik zu studieren. Für das Musikstudium fehlte ihm jedoch das zweite Instrument, daher studierte Gregor Preis Sozialpädagogik. Dennoch begleitet ihn die Musik sein ganzes Leben. „Ich wollte Musik mit anderen Menschen machen – nicht weltmeisterisch, sondern aus Spaß.“
Ein Trommelworkshop im Jahre 1987 bei einem afrikanischen Lehrer in Düsseldorf war der Beginn der späteren „Samba Banana“, die wohl noch allen ehemaligen Gesamtschülern aus Wulfen ein Begriff sein wird. Der Workshop dauerte nur sechs Stunden, änderte aber sein ganzes (musikalisches) Leben. „Tag und Nacht beschäftigte mich der neue afrikanische Rhythmus im Viervierteltakt .Selbst beim Treppenlaufen zählte ich die Stufen und war bei elf Stufen verwirrt: Elf Stufen passten nicht in den Takt.“ Rhythmus ist in unserem Leben fest verankert. Puls, Atmung, das Gehen – das ganze Leben findet in Rhythmen statt.
Natürlich kümmerte sich Gregor Preis auch um seine berufliche Zukunft und beendete erfolgreich sein Studium der Sozialpädagogik und legte zwei kurze Zwischenstopps in Gelsenkirchen ein. Als im Zuge der Ganztagsschulen neue Stellen für Sozialpädagogen geschaffen wurden, zog es Gregor Preis an die Wulfener Gesamtschule.
Dort spielte er zunächst zusammen mit Musiklehrer Thomas Klemme in der gesamtschuleigenen Big Band. Es kam die Idee auf, auch einmal Samba zu spielen. Vielleicht zu Karneval? „Samba beginnt simpel und knüpft an unsere musikalischen Erfahrungen an“, erklärt mir mein Gesprächspartner. „Also setzten wir die Idee 2001 dann auch um.“
In Anteilnahme nach dem Brandanschlag auf ein Haus für Asylbewerber in Schleswig Holstein, fand ein Sternenmarsch aller Dorstener Schüler zum Marktplatz statt. „Und wir mittendrin im Schneeregen mit unseren Trommeln. Wir waren halt ein bisschen verrückt“, gibt der aktive Ruheständler schmunzelnd zu.
„Samba Banana“ – laut, schrill, mit Trommeln und Trillerpfeife wurde für Jahre ein fester Bestandteil des Schülerlebens, löste sich dann aber zeitgleich mit der Altersteilzeit des ersten Trommlers auf. „Leider gab es keine gemeinsamen Probenzeiten mehr mit den verschiedenen Jahrgängen“, bedauerte der Chef der Percussion-Gruppe. Dennoch trat die Sambaband noch einmal gemeinsam auf. Zur Verabschiedung des Direktors und Rheinländers Johannes Kratz veranstalteten die gute Laune verbreitenden Trommler standesgemäß einen Karnevalsumzug mit Sambamusik.
Foto oben rechts: "Samba Banana" war auf dem Agendamarkt nicht zu überhören
All das ist jetzt vorbei und Gregor Preis ist nach 34 Arbeitsjahren im Ruhestand. Musikalisch ist er allerdings weiterhin aktiv.
So leitet er zusammen mit Joska Szekely die Trommelgruppe „Handgemacht “ der Dorstener Lebenshilfe. Hier spielen elf Menschen mit Behinderungen im Alter zwischen 13 und 72 Jahren. Bisheriges High Light war der Auftritt in Berlin beim Landesverband der Lebenshilfe.“Das war der Kracher“, erinnert sich Gregor Preis noch gerne an die gelungene Vorstellung.
Hin und wieder ist Gregor Preis auch mit seinen Trommeln in Kindergärten anzutreffen, wie zum Beispiel in dem evangelischen Familienzentrum „Wittenbrink“ oder zur Eröffnung der neuen Holzwindmühle in der evangelischen KiTa „Windmühle“.
Foto oben rechts: Gemeinsam mit den Kindern der evangelischen KiTA "Windmühle" übt Gregor Preis ein Lied auf den Trommeln ein
Damit nicht genug, für sich selbst nimmt er Unterricht bei einem chilenischen Musiklehrer und erlernt die Tres. Diese kubanische Gitarre verbindet die verschiedenen Harmonien beim Son Cubano, einer Vorstufe des Salsa. „Diese Musikrichtung kommt mit einfachen Instrumenten und Gesang aus und vereint die besten Musiktraditionen Europas und Afrikas“, freut sich Gregor Preis.
Langeweile kennt der aktive Rentner nicht. „Ich bin immer offen für Neues. Ich halte die Augen auf und lasse alles auf mich zukommen.“ So hilft er zur Zeit in den seltenen Fällen, in denen er weder eine Trommel, noch die Tres in der Hand hält, seinem Neffen beim Hüten seiner Schafherde https://ruhrschaeferei.de/.
Foto oben rechts: Gregor Preis hütet mit "Luna" die Schafe seines Neffen
Text: Martina Jansen
Fotos: privat