Heute treffe ich Frank Westerath

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Heute treffe ich Frank Westerath

Ein Leben zwischen westlicher Kultur und indischer Musik

Zum ersten Mal traf ich den Tabla-Spieler aus Leidenschaft vor drei Jahren im Lippe-Polder-Park. Was für die westliche Musik das Klavier, die Gitarre und die Flöte sind, das sind für die indische Musikrichtung die Tabla, die Sitar und die Bansuri. Frank Westerath ist begeistert von den Musikinstrumenten der indischen Musik, die hauptsächlich aus zwei Haupttönen besteht und dem Musiker viel Freiheit in der Darbietung seines Stückes lässt.

Aufgewachsen in Dorsten, bekam Frank Westerath als Schüler Klavierunterricht. Durch den Zivildienst, der dem Abitur folgte, hatte er jedoch erst einmal keine Zeit mehr fürs Üben und die Musik lag kurz brach. Bis zu dem Zeitpunkt, als der damals 22-Jährige für ein Jahr in eine Musiker-WG nach San Francisco zog.

„If you're going to San Francisco …” Die etwas älteren Leserinnen und Leser werden jetzt sicherlich etwas wehmütig an Scott McKenzies Riesenhit denken. An „gentle people with flowers in their hair”, an die Golden Gate Bridge, an Sonne, Abenteuer, Träume, Freiheit und an Tablas – zumindest denkt Frank Westerath daran.
„Das Lebensgefühl in San Francisco war grandios“, erinnert er sich und schmunzelt. Aber ihn zog ja nicht nur die kalifornische Sonne in den Westen, der junge „Auswanderer auf Zeit“ begann sein Studium der indischen Musik beim international bekannten Maestro Ali Akbar Khan (1922-2009) am Ali Akbar College of Music in San Francisco, wechselte später dann zum europäischen Ableger des Colleges nach Basel.
Da er durch seine erste Indienreise bereits ein Tabla-Set besaß, fiel seine Wahl, auch wegen der spärlichen finanziellen Mittel, auf die Tabla, die aus zwei fellbespannten Trommeln besteht und beidhändig mit den Fingern bespielt wird.

Von San Francisco aus ging es 1983 zur städtischen Musikschule Berlin Neukölln, wo Frank Westerath sein Tablastudium fortsetzte. Er schrieb sich parallel für Musikethnologie ein, brach das Studium jedoch nach acht Semestern ab und kehrte zurück ins Ruhrgebiet.

Genug Musikerfahrung besaß der Trommler zwar, aber Geld konnte er damit (noch) nicht verdienen. Daher absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung im Dualen System. Doch Musik bestimmt(e) weiterhin sein Leben. So gibt er seit 1994 in der städtischen Musikschule Münster Tabla-Unterricht und spielte seine „Trommeln“ von 2002 bis 2005 in der Weltmusik-Bigband „Transorient Orchestra“, die 2003 den „World Music Award Ruhrgebiet“ gewann.

In diese Zeit fällt auch Frank Westeraths erstmaliger Kontakt zu dem bekannten Sitarspieler Prof. Subroto Roy Chaudhuri (1943-2017), der ihn fortan förderte und ihm die Möglichkeit gab, ihn regelmäßig bei Konzerten auf der Tabla zu begleiten. Nach einer kreativen Pause nahm Frank Westerath erst wieder im Januar 2013 erneut Kontakt zu seinem alten indischen Musikprofessor auf und begleitete ihn und dessen Landsmann Sanjeee Pal seitdem erneut bei Konzerten in Dorsten auf der Tabla.

Kurz danach, im Sommer 2013, suchte der Tablaspieler eine Plattform um Musik zu präsentieren und gründete mit sieben weiteren Personen den Musikverein Dorsten, dessen Vorsitzender er ist. Vier Musikrichtungen hat sich der kleine, mit zurzeit elf Mitgliedern überschaubare „Verein zur gemeinnützigen Förderung der Kunst und Kultur“ auf die Fahne geschrieben: Weltmusik, Folk, Klassik und Jazz.

Foto oben rechts: Frank Westerath in typisch indischer Sitzhaltung mit seiner Tabla

2016 gründete der Dorstener Musikverein in Kooperation mit der Musikschule Paganini und dem Kulturkreis St. Marien das „Ensemble Weltmusik Dorsten“. Das Musikprojekt richtet sich an alle, die ein Instrument spielen können, ausdrücklich auch an Flüchtlinge. „Wir wollen Spaß am Musizieren haben“, betont Frank Westerath und ergänzt: „Wenn man zusammen singt und spielt, lernt man sich besonders gut kennen.“

2014 fanden die ersten Veranstaltungen des Dorstener Musikvereins statt, mittlerweile sind es regelmäßig acht bis zehn pro Jahr, unter anderem im „Baumhaus“, dem Jüdischen Museum dem „Leo“ oder der Johanneskirche.
Der Musikverein hat für die nächsten Wochen ein vielversprechendes Programm erstellt: Es geht los mit einem Jazz-Konzert am 28. April, geht weiter mit einem Workshop Anfang Mai und endet am 12. Mai mit einem Konzert für Liebhaber der klassischen indischen Musik.
Weitere Infos auf www.musikverein-dorsten.de/

Foto oben rechts: Frank Westerath (2. v. r. ) ist Mitglied des „Ensembles Weltmusik Dorsten“

Text: Martina Jansen
Fotos: Kerstin Hehmann, privat

 

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