Heute treffe ich Conny Sander
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Heute treffe ich Conny Sander
Ein großes Herz für kleine Tiere
Die beiden süßen kleinen Fellknäule kuscheln sich eng aneinander oder erkunden ihre Umgebung auf der Quarantänestation des Dorstener Tierheims. Noch sind sie menschenscheu, aber das wird sich legen. „Am liebsten hätte ich die zwei selbst behalten“, blickt Conny Sander wehmütig zurück. „Aber ich habe ja schon Gismo und Balou, vier Katzen wären mir zu viel.“ Die Katzenfreundin legte sich im Oktober im Wechsel mit Mann, Tochter und Bekannten mehrere Tage auf die Lauer, um diese beiden wild lebenden Kitten einzufangen.
Streunerkatzen füttern oder nicht? Befürworter und Gegner werden hierbei sicherlich nicht auf einen Nenner kommen. Conny Sander interessiert die Diskussion darüber nicht, sie bekennt sich eindeutig zu den wild lebenden Vierbeinern. Sie füttert jedoch nicht selber, sondern kümmert sich um die streunenden Samtpfoten, fängt deren Nachwuchs ein und lässt sie und die Muttertiere kastrieren. Dabei arbeitet sie eng mit dem Tierheim in Dorsten sowie dem Katzengnadenhof Marl und dem Streunerprojekt Haltern zusammen. „Wenn füttern, dann auch bitte kastrieren, auch die Freigänger – das ist richtig verstandener Tierschutz“, lautet Connys Einstellung.
Manchmal findet einen die Aufgabe selbst, so auch bei der Stadtsfelderin. Obwohl sie mit Tieren aufgewachsen ist und alles „angeschleppt“ hat, was zwei oder vier Beine hatte, kam sie erst spät dazu, sich ehrenamtlich um Tiere zu kümmern. 2013 war sie eine gern gesehene Hilfe auf der Schildkrötenauffangstation, auf der auch Tochter Michelle ehrenamtlich mitarbeitete. Conny klinkte sich ein – Michelle klinkte sich nach drei Jahren aus Zeitgründen aus und so beendete auch Conny ihre Arbeit etwas später auf der Station. Aber Michelle sorgte ungewollt dafür, dass ihrer Mutter nicht langweilig wurde: Sie fand vor zwei Jahren einen Igel, der Hilfe brauchte. So landete die 57-Jährige bei Carina Timmer und Simone Paul-Urff auf der Dorstener Igelstation und bekam auch gleich einen Pflegeigel mit nach Hause. Zurzeit bietet sie vier Igeln ein Winterquartier und schaut bei täglichen Kontrollgängen, ob ihre Schützlinge schon wach sind und genug Futter und Wasser haben. Auch beruflich beschäftigt die pädagogische Hilfskraft das Thema Igel. In der Igel-AG einer Dorstener Grundschule bastelte sie mit den OGS-Kindern ein Futterhaus für die stacheligen Gesellen, das sie der Igelstation zur Verfügung stellte.
Foto oben rechts: Connys Sander mit ihrem Kater Balou
Ganz besonders am Herzen liegen der engagierten Dorstenerin jedoch die wild lebenden Katzen. Mitte des letzten Jahres las sie im Internet über das Streunerprojekt in Haltern und nahm Kontakt mit der dortigen Leiterin auf. Das Resultat der zahlreichen Telefonate: „In Dorsten gibt es noch kein Streunerprojekt, hast du nicht Lust dazu, Conny?“ Und ob Conny Lust hatte. „Ohne Tiere geht halt nichts“, schmunzelt sie, „da muss der Sport, mit dem ich nach 40 Jahren wieder anfangen wollte, noch etwas länger warten.“ Mit Tina, ihrer Ansprechpartnerin aus Haltern, fühlte sie sich einigermaßen sicher genug für diese Aufgabe und bekam sofort den ihren ersten Fangauftrag vom Dorstener Tierheim. Womit wir wieder bei den süßen Katzenkindern und dem Füttern vom Anfang wären.
Das Füttern ist sicherlich gut gemeint, aber je genährter eine Katze ist, umso mehr Nachwuchs wird sie zur Welt bringen. Nach einer Tragzeit von rund 60 Tagen bringt eine Katze im ersten Jahr bei drei Würfen zwölf Junge zur Welt. Sind davon nur die Hälfte Weibchen, so kommt man hochgerechnet im dritten Jahr bereits auf über 1000 Katzenkinder. Die wenigsten werden dabei so viel Glück haben wie die von Conny geretteten Jack und Mrs. Jones. Alle anderen zahlen einen hohen Preis: ständige Futtersuche oder die Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten, Krankheiten, um die sich niemand kümmert und die Weibchen haben zudem ständig liebestolle Kater um sich herum, dazu kommt eisige Kälte – einfach ist das Streunerleben sicher nicht.
Conny Sander ist froh über jeden Hinweis, wo sich Streunerkatzen befinden. Die Kleinen werden im Tierheim, geimpft, und gechipt und kommen nach der Quarantänezeit kastriert in die Vermittlung. Alte Tiere kann man sicherlich nicht mehr an ein Leben drinnen gewöhnen, aber Tierärzte, die mit dem Katzenschutz zusammenarbeiten, kastrieren die Katzen, sodass sie zumindest keinen Nachwuchs mehr in die Welt setzen. Nach der OP kann die Mutterkatze dann wieder zurück in ihr altes Revier.
Bei der Kastration der Mutterkatze ist Conny zusammen mit dem Tierheim behilflich und findet auch finanzielle Lösungen, falls jemand den Eingriff nicht selbst bezahlen kann. Dabei sind natürlich auch Spenden ans Tierheim sehr hilfreich.
Foto oben rechts: Eine kleine Streicheleinheit für Gismo
Conny möchte gerne das Projekt Katzenhilfe nach Halterner Vorbild in Dorsten etablieren und sucht dazu ehrenamtliche, katzenerfahrene und zuverlässige Tierfreunde, die bei Fangaktionen mithelfen zu kontrollieren, ob die Vierbeiner in die Falle gegangen sind.
Kontakt: Conny Sander 0178 6921436
Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak