Andreas Ahnfeldt, Show-Hynotiseur

von Martina Jansen

Andreas Ahnfeldt, Show-Hypnotiseur

„SCHLAF! mit mir…“ lautet der Titel seiner neuen Hypnoseshow.

Ich werde aber mit Sicherheit wachbleiben, da mir gefühlte tausend Fragen an Andreas Ahnfeldt unter den Nägeln brennen.

Direkt nach der freundlichen Begrüßung überlege ich, ob ich jetzt schon erwähnen soll, dass ich nicht an in „Ohnmacht“ fallende Menschen per Fingerschnipp glaube. Ich entscheide mich aber dafür, erst einmal etwas abzuwarten. Und so erzählt mir Andreas Ahnfeldt, alias Aaron, von den Anfängen seiner Hypnosekariere.

„Bei der ersten Hypnoseshow, die ich gesehen habe, konnte eine Frau aus dem Publikum nicht unterscheiden, ob ihre Freundin real rechts neben ihr oder auf dem freien Platz zu ihrer Linken sitzt. Ich war natürlich skeptisch, ob das mit rechten Dingen zugeht.“
Schneller als gedacht ist er da der Moment, in dem ich seine Aussage bestätige und mich ebenfalls als Zweiflerin oute. Aaron lächelt nur ein wenig und erzählt weiter. „Jahre später sah ich eine weitere Show, in der ein Gast auf der Bühne seinen Namen vergaß. Das nahm ich zum Anlass, zu recherchieren, was es mit der Hypnose wirklich auf sich hat. Und ich kam auf zu dem Ergebnis, dass das Unterbewusstsein alles als real ansieht.“

Kurz darauf ließ er sich von einem guten Freund in Hypnosetechniken ausbilden und trat von 2001 bis 2004 als mystischer Hypnotiseur auf. Eine dicke goldene Kette und ein fetter schwarzer Lidstrich – so sahen damals Magier und Hypnotiseure aus. Als gelernter Schauspieler und Zauberkünstler fiel es Aaron nicht schwer, die Shows zu gestalten, dennoch setzte er sich immer wieder selbst unter Druck. „Ich wollte den Zuschauern damals noch beweisen, dass Hypnose funktioniert.“ 

Foto oben rechts: Andreas Ahnfeld, Deutschlands bekanntester Show-Hypnotiseur

In Las Vegas erlebte er den „Comedian-Style“ der Hypnotiseure, der ihm weitaus besser gefiel und den er bis heute beibehält. Auf Kreuzfahrtschiffen, als erster deutscher Hypnotiseur in Las Vegas, auf Betriebsfeiern, bei Fernsehauftritten oder im Movie Park – der fast 50-Jährige lockt die Menschen seitdem an.

Durch seine mehr als 6.000 Shows weltweit hat Deutschlands bekanntester Show-Hypnotiseur natürlich viel Routine gewonnen und bringt mittlerweile 80% seiner Zuschauer auf der Bühne in Hypnose. „Theoretisch kann jede/r in Hypnose fallen, auch wenn man nicht daran glaubt. Nur wenn man sich innerlich sperrt, dann funktioniert es absolut nicht.“

Mich interessiert das Risiko einer Hypnose. „Das Risiko für mich ist höher, für den Mitspieler ist es so gut wie null. Fehlt meine Stimme, so wird die hypnotisierte Person spätestens nach fünf Minuten von alleine wach.“ „Und wo liegt jetzt Ihr Risiko?“, möchte ich von Aaron wissen. „Mein Risiko liegt darin, dass die „falschen“ Personen zu mir auf die Bühne kommen und sich kaum jemand hypnotisieren lässt.“ 

„Falsche“ Personen? Kaum haben sich meine Zweifel ein wenig gelegt, sind sie plötzlich wieder ganz präsent. „Was meinen Sie mit „falschen“ Personen?“, hake ich daher nach und frage den Holsterhausener, nach welchen Kriterien er seine Mitspieler auf die Bühne holt. „Nach gar keinen“, antwortet er mir prompt, „ich lasse die Zuschauer von selbst zu mir kommen und frage, wer Lust dazu hat. So kommt niemand auf die Idee, dass die Teilnehmer gekauft sein können.“
Ich staune, denn ich würde selber nie auf die Bühne gehen und meine Kontrolle abgeben. Und prompt empfängt der „Gedankenleser“ meine Bedenken und teilt mir mit, dass er ähnlich denkt. Das „Gedankenlesen“ ist übrigens auch kein Trick, sondern basiert auf Fakten, die ich jetzt aber für mich behalte. Die Spannung muss bei Aarons Auftritten schließlich vorhanden bleiben.

Ich erfahre weiterhin, dass ältere Menschen sehr viel schlechter zu hypnotisieren sind als jüngere und Bauchmenschen leichter in hypnotische Trance zu legen sind als Kopfmenschen. Mich interessieren aber auch die Themen Kontrollverlust und Erinnerungslücken. „Bei der Hypnose erleidet niemand einen Kontrollverlust. Jeder bekommt bewusst mit, was er sagt oder wie er handelt. Nur wissen sie nicht, dass sie sich während der Show-Hypnose dagegen auch „wehren“ können, wenn ich es ihnen nicht sage. Beim Aufwachen sind alle Zustände normal, von „nichts mehr wissen“ bis zu „sich an alles erinnern“.

Sein lustigstes Erlebnis auf der Bühne hatte Aaron mit einem Physikstudenten, den er die Ziffer drei vergessen ließ. „Er zählte jeden seiner Finger ab und landete stirnrunzelnd bei elf. Beim erneuten Nachzählen kam er wieder auf dieses Ergebnis und meinte schließlich, es sei ein Rundungsfehler. Dieser junge Physikstudent hatte die Lacher auf seiner Seite, ich stelle aber nie einen Menschen bloß oder lasse ihn sich ‚zum Affen’ machen.“ 

Foto oben rechts: Wo immer Andreas Ahnfeldt auftritt, gefüllte Säle sind ihm sicher

Am Ende des Gespräches wurde es medizinisch-wissenschaftlich: Andreas Ahnfeldt ist nicht nur „Show-Hypnotiseur“, er ist zudem Hypnose Master Coach und führt in seiner Praxis in Holsterhausen mittels Hypnose Rauchentwöhnung durch, hilft bei Flug- oder Prüfungsängsten und mithilfe der EMDR -Therapie Patienten mit diversen Traumata. Da er weiß, wie schnell diese Traumata ans Licht kommen können, würde Aaron auf der Showbühne niemals gegen moralische Grenzen verstoßen. Einem Erwachsenen zu suggerieren, er wäre ein Kind in einem vorgegebenen Alter, kann zum Durchbrechen eines negativen Kindheitserlebnisses führen und ist daher bei Showveranstaltungen mehr als nur bedenklich.

Wenn Sie seiner Aufforderung „SCHLAF! mit mir…“ nachkommen wollen, können Sie das am 24. Mai im Varieté et cetera in Bochum tun.
Weitere Infos dazu gibt es auf www.aaron-hypnose.de

Text: Martina Jansen
Fotos: privat

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