Vernachlässigte Tiere im Naturwildpark Granat

von Ulf Steinböhmer

PETA erstattet Strafanzeige gegen Betreiber und fordert Abgabe der Tiere an Auffangstationen

Haltern am See / Stuttgart, 10. Oktober 2022 – Ein Whistleblower informierte PETA Ende September über offenbar stark vernachlässigte und verletzte Tiere im Naturwildpark Granat in Haltern am See. Die Aufnahmen zeigen, dass ein Mufflon dort an sogenannten Schnabelhufen leidet. Laut Augenzeugen konnte das Tier kaum noch laufen. Zudem berichtete der Whistleblower von weiteren verletzten Tieren wie einem humpelnden Schwein im Streichelzoo-Bereich. PETA hat die Missstände beim zuständigen Veterinäramt Kreis Recklinghausen gemeldet und nun bei der Staatsanwaltschaft Essen Strafanzeige gegen den Tierpark-Betreiber erstattet. Die Tierrechtsorganisation appelliert an die Veterinärbehörde, den Zustand sämtlicher Tiere zu kontrollieren. Wenn sich nach einer entsprechenden Überprüfung die Situation der Tiere nicht verbessert, sollten sie in Auffangstationen und andere geeignete Einrichtungen überführt werden.

„Einige Tiere im Naturwildpark Granat wurden offenbar seit Monaten vernachlässigt und müssen bereits seit einiger Zeit unter starken Schmerzen leiden“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. „Wir hoffen, dass für den Betreiber nun Konsequenzen folgen. Wir bitten alle Menschen, Fälle von Tierquälerei immer umgehend zu melden und einen großen Bogen um Tierparks und Zoos zu machen. Die traurigen Tiergefängnisse tragen nichts zur Wissensvermittlung über Tiere bei – Besucherinnen und Besucher lernen höchstens, dass es in Ordnung sei, Lebewesen zur menschlichen Unterhaltung einzusperren.“

Schnabelhufe und deren körperliche Folgen

Bei der sogenannten Hufrehe, einer schmerzhaften Entzündung der Huflederhaut, können im chronischen Stadium sogenannte „Schnabelhufe“ auftreten. Das abnormale Längenwachstum ist für die Tiere schmerzhaft und schränkt sie in ihrer Bewegung ein. Damit es nicht zu dieser krankhaften Veränderung der Hufe kommt, müssen Tierhalterinnen und Tierhalter regelmäßig die Klauen kontrollieren, kürzen und pflegen. Tiere, die lahmen, müssen tiermedizinisch versorgt werden. Andernfalls liegt ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz nahe. Das übermittelte Bildmaterial legt nahe, dass die Erkrankung des Tieres bereits seit mehreren Monaten unbehandelt blieb.

Bild: Vernachlässigtes Mufflon mit Schnabelhufen im Naturwildpark Granat / © PETA Deutschland e.V.

Zoos bedeuten Tierleid
PETA setzt sich grundsätzlich für ein Ende der Zucht und Haltung von Tieren in Zoo-Gefangenschaft ein, weil die artwidrigen Haltungsbedingungen Tierleid verursachen. Mit Artenschutz hat das Einsperren von Tieren in Zoos nach Ansicht der Tierrechtsorganisation nichts zu tun. Auswilderungen finden bei den allermeisten Tierarten nicht statt – in Gefangenschaft haben die Tiere nahezu keine Möglichkeit, Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, zu erlernen. Auch erfüllen Zoos nach Auffassung der Tierrechtsorganisation keinen Bildungsauftrag: Das Publikum lernt durch die Zurschaustellung von Tieren in Gefangenschaft nichts über ihr natürliches Verhalten, da insbesondere verhaltensgestörte Tiere in Gefangenschaft kaum ihr natürliches Verhalten an den Tag legen. PETA fordert, finanzielle Mittel in den Schutz der natürlichen Lebensräume statt in die Nachzucht und Haltung von Tieren in Zoos zu investieren.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

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