„Unsere“ Tisa von der Schulenburg

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Das Tisa-von-der-Schulenburg-Archiv in Hervest steht nun allen Besuchern offen

„Endlich können wir allen Werken ‚unserer‘ Tisa den Rahmen geben, der ihnen gebührt“, ist Lambert Lütkenhorst, der Vorstandsvorsitzende der Tisa-von-Schulenburg-Stiftung, stolz auf das Archiv, das am 8. Februar, dem Todestag der Künstlerin, eröffnet wurde. In dem hellen Eingangsbereich des Gebäudes können sich interessierte Besucher umfassend über die Werke der Dorstener Ehrenbürgerin informieren, die mit vollem Namen Elisabeth Karoline Mary Margarete Veronika Gräfin von der Schulenburg hieß.

Der helle große Raum sorgt dafür, dass die Zeichnungen an den Wänden gut zur Geltung kommen und ihre Wirkung entfalten. „Wir hatten durch Josefine Voss, die sich vor ihrer musikalischen Lesung ‚Mascha & Tisa‘ intensiv mit dem Leben der Künstlerin beschäftigte, zum Glück eine riesengroße Hilfe“, ist Sabine Fischer, Geschäftsführerin der Stiftung, dankbar darüber, dass sie gemeinsam mit Barbara Austermann, Mitschwester und enger Weggefährtin Tisa von der Schulenburgs, die hier präsentierten Bilder aussuchte.

Foto oben rechts: Der helle Eingangsbereich lädt zum Besuch des Archivs ein

Sicher werden einige Besucher überrascht sein, wie vielfältig die Künstlerin war. Sei es hinsichtlich der Papierauswahl, der Wahl des Werkstoffes oder auch der Motive. „Ganz deutlich wird dies in dem kleinen angrenzenden Raum, in dem neben farbigen Landschaftsmalereien auch zwei von ihr geschaffene Büsten ausgestellt sind. Sie stellen den Physiker Albert Einstein dar, den die Künstlerin tatsächlich getroffen haben soll“, erklärt mir Sabine Fischer, während sie mich durch die Ausstellung führt.

Foto oben rechts: Die Künstlerin soll Albert Einstein tatsächlich getroffen haben

Sie ist unterteilt in drei Bereiche: Zeichnungen und Skulpturen zum Thema Bergbau, mit dem sich Tisa von der Schulenburg sehr verbunden fühlte, ein Querschnitt ihrer Werke aus fast einem ganzen Jahrhundert sowie den originalen Reliefplatten des von der Künstlerin gestalteten Brunnens, der von 1962 bis 2018 als Mahnmal auf dem Dorstener Marktplatz stand. Ein Zitat dazu von ihr in der Festzeitschrift der Kreissparkasse von 1961 zeigt sehr deutlich ihre Einstellung zu diesem Brunnen:
„Ich wollte in diesem Brunnen die Stadt selbst sich ausdrücken und bezeugen lassen. Der Brunnen einer Stadt ist ja so etwas wie ihr sozialer Mittelpunkt. Er müsste so sein, dass alle Einwohner der Stadt sich darin angesprochen und bezeugt sehen, dass sie spüren, dies sind WIR.“

Foto oben rechts: Szenen aus dem Bergbau

„Aber Tisa war nicht nur eine Künstlerin, sie war auch Nonne im Ursulinenkloster und setzte sich zeitlebens für Menschen ein, die verfolgt wurden oder anderweitig Leid erfuhren“, macht Lambert Lütkenhorst auf ein aktuelles Thema aufmerksam: die Überschwemmung im ostafrikanischen Malawi. „Wir überlegten, wie Tisa wohl auf diese Nachricht reagiert hätte und kamen zum Schluss, dass sie geholfen hätte und genau das möchten wir nun auch machen“, fährt er fort. Schwester Barbara sowie Kuratoriumsvorsitzender Dr. Heinz-Werner Voß beschlossen daher, Drucke der Dorstener Künstlerin jeweils gegen eine gute Spende zu verkaufen und den gesamten Erlös für den Wiederaufbau in Malawi zu spenden.

Foto oben rechts: Schwester Barbara (Mitte) konnte sich bei einem Standort-Rundgang mit dem Kuratoriumsvorsitzenden Dr. Heinz-Werner Voß (rechts) und der Geschäsführerin Sabine Fischer (links) von den aktuellen Entwicklungen und bevorstehenden Aktivitäten ein Bild machen

Öffnungszeiten und geplante Ausstellungen finden Sie im Internet unter www.tisa-stiftung.de . Auf eine besondere Ausstellung möchte ich Sie allerdings jetzt schon hier neugierig machen. Eine Wanderausstellung aus Münster zum Thema Lepra mit Zeichnungen von Schwester Paula sowie eindrucksvollen Fotos Christopher Thomas‘ zeigt das Leben der Menschen, die an dieser Krankheit leiden. Diese Ausstellung wird voraussichtlich im Sommer auch hier in Dorsten zu sehen sein.

Foto oben rechts: Die Tisa-Statue des Bildhauers Antonio Filippin steht am Eingang des Heimatmuseums im Schloss Lembeck. Für die Figur bearbeitet der Künstler Holz aus den Wäldern der Familie Merveldt.

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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