Udo Slembek

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Hufschmied, Orthopäde und Therapeut in einer Person

Udo Slembek aus Wulfen ist natürlich keine multiple Persönlichkeit. Er verbindet als Hufschmied jedoch die Fähigkeiten oben genannter Berufe und benötigt sie auch in seiner täglichen Arbeit. Da ein Pferd alle sechs bis acht Wochen beschlagen wird, ist er regelmäßig auf verschiedenen Pferdehöfen in und rund um Dorsten zu Gast. Doch als Gast wird er dort nicht mehr gesehen, eher als Mitglied eines Teams, das neben ihm im Idealfall aus Besitzer, Bereiter und Betreuer besteht.

Vor 47 Jahren erlernte Udo den Beruf des Schlossers in einem Betrieb, der auch Pferde beschlug. Es folgten zwei Jahre Berufspraktikum als Hufschmied, bevor er die Meisterschule beendete und sich vor 39 Jahren selbstständig machte. „Seitdem bin ich mit Leib und Seele Hufschmied. Ich liebe meine Arbeit und ich liebe die Arbeit an lebenden Tieren“, erzählt Udo. Er strahlt, wenn er über seine Arbeit redet, lacht bei jeder Gelegenheit und untermauert damit seine Aussage.

Foto oben rechts: Der Wulfener Hufschmied Udo Slembek

„Einguter Schmied ist Gold wert“, betont Matthias Droste mit Blick auf Udo. Er ist Betreuer der russischen Pferde auf dem Hof in Dorsten, die Udo heute mit seinem Team beschlägt, und kennt natürlich ihre kleinen Wehwehchen und eventuelle Gangunsicherheiten. „Ich höre mir natürlich an, was Matthias festgestellt hat, aber ich sehe mir die Pferde dennoch vor dem Beschlagen selbst an. Ich bilde mir dann eine eigene Meinung, wie sie laufen und ob ich etwas korrigieren muss“, erwähnt der 65-Jährige. Pferd ist nicht Pferd und Huf ist nicht Huf, daher muss jedes Eisen ganz individuell an das jeweilige Pferd angepasst werden. Das dazu nötige Wissen erlernt ein Hufschmied mit der Zeit und feilt später den Glücksbringer nach Augenmaß.
Udos gewissenhafte Arbeit sowie sein guter Ruf haben ihn schon mit vielen im Reitsport bekannten Persönlichkeiten zusammengebracht. So war er Privatschmied bei Alwin Schockemöhle und Georg Ahlmann im Stall Rex Ass und beschlug die Pferde des Olympiasiegers Ulrich Kirchhoff. Darüber hinaus führte ihn seine Arbeit zur Olympiade nach Sydney, Ägypten, Jordanien oder auch nach Dubai. Chapeau!

Foto oben rechts: Jedes Pferd bekommt ein individuelles Hufeisen


Heute bekommt „Fifty-Fifty“ neue Hufeisen. Sein richtiger Name ist kaum auszusprechen, daher kam er zu diesem Spitznamen. Bevor das neue Eisen angebracht wird, muss aber erst einmal das alte Horn ab. Das sieht für meine Augen schon sehr grob aus, aber „das spürt das Pferd nicht. Es ist so, als würden wir uns die Nägel feilen“, erklärt mir Sabrina, Udos Tochter. Im Anschluss daran entfernt ihr Vater das alte Eisen, erhitzt ein neues passendes und brennt es auf den Huf. Auch das tut dem Hengst nicht weh, versprechen mir die Hufschmiede unisono. Dann kann ich auch weiterhin zusehen, wie das neue Eisen zum Schluss noch vernietet wird, damit es festsitzt.

Foto oben rechts: Auch Tochter Sabrina erlernte den Beruf des Hufschmieds

Der dritte Schmied in der Runde ist Schwiegersohn Sebastian Würkner, der ebenfalls im kleinen Familienunternehmen mitarbeitet. Er hat ebenso wie die ehemalige Erzieherin Sabrina den Beruf des Hufschmieds von der Pike auf bei Udo gelernt. Während ich mich mit seinem ehemaligen Ausbilder unterhalte, schleift Basti bereits die Hufeisen in Form, die nun angenagelt werden.
Eine Stunde dauert das Beschlagen pro Pferd und in der Regel sind dafür drei Personen nötig, vor allem, wenn es an die Hinterläufe geht. Sabrina fasst heute „Fifty-Fifty“ am Halfter, Udo hält den Hinterhuf und Basti beschlägt ihn. Dabei muss er sich voll und ganz auf seinen Schwiegervater verlassen können, denn so ein Hufschlag tut verdammt weh, wie die Schmiede aus eigener schmerzhafter Erfahrung wissen.

Foto oben rechts: SebastianWürkner schleift das Hufeisen in Form, ...

... wird nach dem Glühen in Form gebracht, ...

... und anschließend an den Huf genagelt

Ob Hengst oder Stute, edles Ross oder Arbeitspferd, Fohlen oder alter Gaul, beschlagen werden müssen sie alle über kurz oder lang. Nach drei bis vier Jahren bekommen die jungen Pferde ihr erstes Eisen, sofern sie vorher keine Korrektureisen erhalten haben. Dann ist die Wahl der Beschläge abhängig davon, ob es beispielsweise Traber oder Galopper sind. Die drei Handwerker erklären mir zwar die Unterschiede der einzelnen Beschläge, aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich als Nichtreiterin das meiste von kurzem Geläuf und langen Hufen nicht wirklich verstanden habe und daher besser hier auch nicht wiedergebe.
„Häng die Hufeisen aber so auf, dass das Glück nicht herausfällt“, gibt mir Udo zum Schluss noch den gutgemeinten Rat, als er mir zwei Hufeisen mit goldenen Nägeln schenkt. Ich werde ihn gerne beherzigen.

Text: Martina Jansen
Fotos: Jürgen Moers

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