„Trotz Corona sind wir für Euch da“
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
„Trotz Corona sind wir für Euch da“
Kinder- und Jugend-Trauergruppen im LEO
Das Virus nimmt keine Rücksicht auf Trauerfälle in der Familie, daher werden Jugendliche in Dorsten auch jetzt nicht alleine gelassen. „Auch wenn im Soziokulturellen Zentrum ‚Das LEO‘ zurzeit keine Veranstaltungen stattfinden dürfen, so werden dennoch trauernde Kinder und Jugendliche sowie trauernde Angehörige nach einem Suizidnach Absprache mit den Verantwortlichen der Stadt und des Zentrums weiterhin begleitet“, ist der erste Vorsitzende des Hospiz-Freundeskreis Dorsten e. V. Lambert Lütkenhorst froh über diese Entscheidung.
Die Kinder- und Jugendtrauergruppe des Hospizdienstes ist die einzige Gruppe für Trauernde in diesem Alter in Dorsten und Umgebung. Petra Lessnow, seit August neue Mitarbeiterin in diesem Bereich, übernimmt vor Ort die kostenlose Betreuung und Begleitung der Kinder und Jugendlichen, die sich altersmäßig aufgeteilt auf drei Gruppen einmal im Monat im „LEO“ auf der Fürst-Leopold-Allee 70 treffen.
Petra Lessnow, ausgebildete Kinderkrankenschwester und Heilpädagogin sowie Kinder- und Jugendtrauerbegleiterin in Ausbildung, nimmt zu jedem Jugendlichen, der sich neu an sie wendet, Einzelkontakt auf, bevor er in die Gruppe wechselt. Es ist wichtig, einfühlsam zu sein und zu warten, bis die Kinder und Jugendlichen von sich aus bereit sind, sich zu öffnen. „Bei mir können die Betroffenen offen über ihre Gefühle reden und lernen, damit umzugehen.“
Hier dürfen sie wütend sein und weinen und ihre negativen Emotionen zurücklassen. Auch über kreatives Tun kommen sie mit sich und ihren Gefühlen in Kontakt. So wird in den Gruppen geweint und geredet, gespielt und gelacht, gebastelt und geschwiegen. „Schon nach kurzer Zeit erfahre ich, dass es den neuen Gruppenmitgliedern guttut, über ihre Erfahrungen zum Thema Sterben und Tod zu reden“, berichtet Petra Lessnow. Sie fährt fort: „Sie sehen, dass das Leben weitergeht, dass Gleichaltrige wieder am Leben teilnehmen.“
Bis zu fünf Kinder treffen sich derzeit in den jeweiligen Gruppen und bleiben unterschiedlich lange. Manche ein paar Wochen oder Monate, andere zwei bis drei Jahre. Wenn Ihr Kind die Unterstützung Petra Lessnows benötigt, so melden Sie es bitte bei ihr an unter der Handynummer 01578 5044907.
Die Selbsthilfegruppe für trauernde Angehörige nach Suizid trifft sich ebenfalls im Leo. Hier bietet Ulla Kuhn den Trauernden ansonsten einen geschützten Ort, an dem sich die Trauernden untereinander stützen und helfen können. Verständnisvolles Zuhören und das Zulassen der Gefühle sind dabei allen Teilnehmenden wichtig. Gerade bei einem Suizid bleiben oft unpassende Reaktion Außenstehender nicht aus oder es werden falsche Mutmaßungen angestellt. Offen darüber gesprochen wird selten, noch immer ist es ein Tabuthema. So sind der Austausch und die gegenseitige respektvolle Annahme in der Gruppe für die Trauernden eine hilfreiche Unterstützung.
Die Selbsthilfegruppe wird fachlich begleitet und besteht in Kooperation mit AGUS (www.agus-selbsthilfe.de). Sie trifft sich mittwochs alle 14 Tage in den geraden Kalenderwochen von 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr.
Ebenfalls im Leo, wenn die Gruppentreffen wieder gestattet sind, bietet Katharina Blankenhagen Eltern, deren Kind während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder kurz danach verstorben ist, die Gesprächsgruppe „Sternenkinder“ an. In dieser Situation kann es guttun, mit anderen betroffenen Eltern zu sprechen und zu erfahren, dass man nicht alleine ist.
Weitere Infos zu diesem Gesprächskreis erhalten Sie bei Katharina Blankenhagen unter der Handynummer 0151 43262717.
Wichtig sowohl für die leitende Koordinatorin und Trauerbegleiterin Claudia Kiehl, als auch für Lambert Lütkenhorst ist der Hinweis, dass die Treffen im „Trauercafé“ weiterhin jeweils am 2. Sonntag des Monats von 15:00 Uhr bis 17:00 Uhr stattfinden, wenn auch nun im Pfarrheim in Holsterhausen, selbstverständlich unter Einhaltung der Hygieneregeln. Gerade sonntags spüren Trauernde die Stille besonders, hier im Café sind sie unter Menschen, die sie verstehen. „Das Trauercafé ist jedoch keine Trauergruppe, sondern eher ein lockeres Beisammensein bei Kaffee und manchmal auch Kuchen mit einem jeweils neuen Gesprächsthema in jedem Monat“, bemerkt Lambert Lütkenhorst. „Jüngere Trauernde sind hier ebenso willkommen wie die ältere Generation“, ergänzt Claudia Kiehl und bittet um eine Anmeldung zum Café unter 02362 918753.
Für viele Trauernde ist es wohltuend, anderen Menschen in der gleichen oder ähnlichen Situation zu begegnen und sich mit ihnen auszutauschen. „Es tut gut zu merken, dass ich mit meiner Situation nicht alleine bin“, äußert sich eine Teilnehmerin des Trauercafés.
Doch nicht für alle ist eine Gruppe hilfreich. Manche Trauernde, besonders wenn der Tod des nahestehenden Menschen erst kurz zurückliegt, fühlen sich mit mehreren Menschen noch überfordert. So bietet der Hospizdienst auch Einzelkontakte und Einzelbegleitungen an. Diese sind auch jetzt in der Coronazeit möglich, mit Mundschutz und Abstand. „Manchmal führe ich auch Trauergespräche während eines Spaziergangs am Kanal oder auch am Telefon“, berichtet Claudia Kiehl.
Die Mitarbeiter des Ambulanten Hospizdienstes Dorsten belassen es jedoch nicht bei den bestehenden Angeboten. So ist für Anfang des Jahres ein „Letzte-Hilfe-Kurs“ mit festem Konzept für alle Interessierten ebenso angedacht wie „Ideenreich“, die Kreativwerkstatt für Trauernde. Claudia Brandtner weckt hierbei Ihre Kreativität unter dem Motto „Wenn du wüsstest, was du alles kannst!" Die Teilnahme ist kostenlos, die Teilnehmerzahl begrenzt. Weitere Informationen und Anmeldung unter der Telefonnummer 02362 918753.
Noch nicht ganz so weit in der Planung sind die Trauerreisen, die für kleine Gruppen einschließlich einer guten ausgebildeten Reisebegleitung angeboten werden sollen.
www.hospizdienst-dorsten.de
Foto oben rechts: v. l.) Claudia Kiehl, Lambert Lütkenhorst und Petra Lessnow stehen trauernden Kindern,
Jugendlichen sowie Erwachsenen hilfreich zur Seite
Text: Martina Jansen
Foto: Christian Sklenak