Symbole auf Grabmalen

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Symbole auf Grabmalen

Grabzeichen anders gedacht

Durch die eingravierten oder gemeißelten Symbole und Schriften auf Grabmalen erfahren Friedhofsbesucher auf den ersten Blick etwas über das Leben des Verstorbenen. War er christlich? Wie war sein Verhältnis zu seinen Angehörigen? Immer öfter stellen Symbole aber auch den Beruf des Hinterbliebenen dar. Sie geben darüber hinaus auch dem Verstorbenen eine Botschaft mit und halten die Erinnerung an sie oder ihn wach.

An erster Stelle der verwendeten Symbole stehen sicherlich neben dem Kreuz, dem Engel und der Taube das Herz, die betenden Hände und die Rose. Um mehr über diese Symbolik zu erfahren, besuche ich den Künstler und Steinmetz Rainer Kuehn in seiner Werkstatt am Waldfriedhof in Holsterhausen. Ich bin überrascht über die Ideenvielfalt und der Inhalte, der von ihm erstellten Grabmale. Das hatte ich so nicht erwartet.
„Wenn sich die Trauernden einen Grabstein mit einem der traditionellen Symbole aussucht, frage ich sie, ob dieses Grabmal zu dem Verstorbenen passt“, erzählt mir Rainer. „Es folgen dann manchmal lange, intensive Gespräche, die natürlich auch berührend sind. Wir gehen in die Tiefe, denn uns interessiert mehr als nur die Oberfläche eines Menschen und am Ende des Gespräches haben wir gemeinsam immer ein ehrliches, authentisches und damit auch ein gutes Grabmal entworfen. Wir setzen Zeichen für Menschen.“

Foto oben rechts: Die Grabplatte eines passionierten Schachspielers

Mit den handelsüblichen Grabsteinen haben die Werke des Steinmetzmeisters nicht mehr viel gemeinsam. Weg von dem, trotz persönlicher Inschrift oder Symbol, nicht individuellen Grabmal, findet sich Rainers Handschrift auf Dorstens Friedhöfen wieder. So sieht eine Skulptur auf dem Grab eines jungen Mädchens völlig anders aus als die einer betagten Geschäftsfrau. Die eines weltoffenen Mannes völlig anders als die eines in sich gekehrten Mannes. Die Grabplatte eines passionierten Schachspielers, wie auf dem Auftaktfoto, unterscheidet sich erheblich von der eines Reisenden. Grabzeichen sollen nicht nur die Trauer der Hinterbliebenen zeigen, sondern auch Hoffnung geben. Daher unterscheiden sich auch seine verwendeten Materialien erheblich von den kühlen Grabsteinen, die auf jedem Friedhof zu finden sind. Von daher sind Rainers Grabmale Kunstwerke, die ich mir auch durchaus im Garten vorstellen kann. Erst durch seine Erklärungen verstehe ich den Sinn dahinter und so setzt er „Wir sehen uns am anderen Ende wieder“, „Gib mir einen Ruhepunkt“ oder „Freiheit“ auf seine spezielle, einzigartige Weise um.
„Geh‘ doch mal auf einen Friedhof - in die Stille - und nimm deinen Körper mit“, rät mir Rainer. „Schau hin und lausche. Was sollen oder wollen mir die Gräber und Grabmale sagen?“ Sie haben alle eine Aussage, auch wenn sie manchmal nur Eingeweihte verstehen. Ansprechend und einen zweiten oder dritten Blick wert sind die Zeichen der modernen Friedhofskultur allemal, denn ein Grabmal ist immer Symbol und Ausdruck von Liebe. Bewusst oder weniger bewusst.

Foto oben rechts: Steinmetz Rainer Kuehn

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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