Supernasen gegen das Böse

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Wie Giftköder-Spürhunde Leben retten

Hunde gelten als die ältesten und besten Freunde des Menschen. Dennoch gibt es immer wieder Zeitgenossen, die die treuen Vierbeiner so sehr hassen, dass sie vor üblen Taten nicht zurückschrecken. Mit heimtückischen Ködern wollen sie die Tiere verletzen oder töten. Zum Glück gibt es aber die Giftköder-Spürhunde und ihr Team. 

Alles fing mit einem tragischen Fall an: 2016 starb ein Hund qualvoll, nachdem er einen vergifteten Fleischklumpen gefressen hatte. Ein Freund des Besitzers, Hundetrainer Dennis Panthen, kam darauf ins Grübeln. Wie kann man verhindern, dass heimtückisch ausgelegte Köder immer wieder Opfer fordern? Auf einmal kam die Einsicht mit voller Wucht: Die beste Waffe gegen die Hundehasser war der Hund selbst! Mit seiner feinen Nase kann er auch in hohem Gras oder unter Büschen Schadstoffe aufspüren, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben. 

Das Problem war nur, dass sich der Tod für den Hund in schmackhafter Verpackung präsentierte. Wie sollte man also die Tiere davon abhalten, genau jenen Ködern nicht zum Opfer zu fallen, die sie ausfindig machen sollten? Die Antwort war eine völlig neue Ausbildung. „Damit war das erste Projekt geboren“, erklärt Hundetrainerin Nicole Momma. Sie war von Anfang an mit im Boot und übernahm 2018 schließlich die Leitung.

Seitdem steht das Team der Giftköder-Spürhunde bereit, um Menschen und Hunde vor Schaden zu bewahren. „Unser Ziel ist es, Schutz und Hilfe für die Allgemeinheit zu bieten“, betont Momma. Dabei arbeiten sie trotz des enormen Aufwandes ehrenamtlich.

Foto oben rechts: Das Team der Giftköder-Spürhunde

Bis ein Hund den Dreiklang von Suchen, Finden und Anzeigen beherrscht, geht einige Zeit ins Land. „Die Ausbildung ist sehr intensiv“, verrät Nicole Momma. „Man muss immer dranbleiben.“ So werden derzeit unter ihrer Führung weitere Hunde auf den Einsatz vorbereitet. „Derzeit haben wir zwar nur fünf Termine mit Praxisarbeiten, aber die Besitzer müssen mit den Hunden über Monate sehr regelmäßig üben.“ So werde der Fortschritt etwa über Videonachrichten kontrolliert oder online über Trainingsaufgaben gesprochen. Auch Momma selbst bildet gerade ihre einjährige Australian-Shepard-Hündin Trude zur Giftköder-Suchexpertin aus.

Das Alter sei dabei gar nicht so entscheidend, betont die Hundeexpertin. Ihre ersten Suchhunde hatten mit vier und sieben Jahren mit dem Training begonnen. Allerdings mache es die Ausbildung leichter, wenn man bei einem jungen Hund viele Missverständnisse vermeiden kann. Wenn das Tier etwa ein Stück Fleischwurst nie als besondere Belohnung kennengelernt habe, sei die Versuchung auch beim Suchtraining nicht so groß.

Wenn der Hund dann nach intensiver Ausbildung fit für den Einsatz ist, kann es ernst werden. 

Im Ernstfall
Meist beginnen Einsätze mit einer Nachricht über Facebook oder einem Anruf. Dann beginnt die Detektivarbeit: „Für uns ist wichtig: Wer hat was wann wo gefunden?“, schildert Nicole Momma. Einfach irgendwelchen Einträgen in den sozialen Medien zu folgen, findet sie nicht zielführend. „Ich suche das Gespräch mit den Findern und lasse mir den Standort und Fotos von den Funden schicken“. Trotz des ernsten Themas komme es nämlich immer wieder vor, dass sich Leute nur wichtig machen wollten oder unbestätigten Gerüchten folgten. Wenn ein Fund bestätigt wurde, geht es ab ins Auto und raus ins Gelände. „Wir treffen uns dort mit dem Menschen, der uns alarmiert hat, und lassen uns den Fundort zeigen“, so Momma. Dann beginnt ein fester Ablauf, der wie ein Ritual bestimmten Eckpunkten folgt. 

Los geht es damit, dass das Team die Prüfstrecke mit Pylonen markiert. Das ist wichtig zur Orientierung, denn so mancher Spazierweg kann mehrere hundert Meter lang sein und ist auch nicht immer ideal einzusehen. Beim Markieren bleiben die Hunde zunächst noch im Auto. Damit sie in jedem Fall ein Erfolgserlebnis haben, werden für die Hunde noch ungiftige Testköder verteilt. So wird sichergestellt, dass die Tiere auch für ihre Entdeckungen belohnt werden – „das ist sehr wichtig für das Training“, betont die Hundetrainerin.

Erst jetzt dürfen die Hunde aus dem Auto heraus und mit der Suche beginnen. Drei bis vier Mal gehen die Suchteams die Strecke ab, immer hoch konzentriert und mit offenen Augen. Funde werden mit der nötigen Vorsicht in Schutzbehälter gelegt und für die Polizei dokumentiert. Was sie manchmal finden, sind ekelhaft gemeine Köder, die ohne Rücksicht auf Mensch oder Tier ausgebracht werden. Genaueres möchte Nicole Momma hier nicht erklären, denn „wir wollen keine Anleitung geben“. 

Erschreckend auch, wie häufig diese Taten sind: Im vergangenen Jahr musste das Team durchschnittlich einmal die Woche ausrücken. Die Täter bleiben hingegen meist im Dunkeln und werden nur selten erwischt. „Allerdings hat uns einmal jemand angesprochen, der jemanden erwischt hat, wie er gerade Köder auslegte.“ Die Reaktion des Zeugen fiel rustikal aus – der Täter fing sich eine Schaufel ins Gesicht. Dafür musste auch der wütende Hundefreund eine Strafe vor Gericht hinnehmen. „Allerdings meinte er auch, er würde es wieder tun“, sagt Nicole Momma. Sie selbst sei gegen Gewalt. Die Hundetrainerin würde sich viel eher freuen, wenn der Einsatz der Giftköder-Suchhunde irgendwann nicht mehr nötig wäre.

Kontakt: Man erreicht die Giftköder-Suchhunde auf Facebook oder unter 0151 22 30 50 66

Foto oben rechts:
Mit ihren feinen Nasen können die Hunde die Köder entdecken, bevor andere Tiere sie fressen

Text:: Oliver Borgwardt
Fotos: Andre Elchenbroich und privat

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