Stadtteilserie Lembeck

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Stadtteilserie Lembeck

In der heutigen Ausgabe unserer Stadtteilserie betrachten wir Lembeck, Dorstens flächenmäßig größten Stadtteil. Hoch im Norden liegend wird er auf Dorstener Gebiet begrenzt durch Rhade, Deuten und Wulfen sowie nördlich von Heiden und Reken und östlich von Haltern am See. Lembecks Bauernschaften prägen den Ortsteil durch Weideland, Wiesen, Felder und Äcker. Aber auch das kulturelle Leben kommt hier aufgrund zahlreicher Veranstaltungen über die Dorfgrenzen hinaus nicht zu kurz.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dem zehnten Teil unserer Stadtteilserie – Ihr Team der Lokallust Dorsten.

Lembeck: Hier gehen die Bürger mit offenen Augen durch ihr Dorf
Eine hohe Wohnqualität und ein guter Zusammenhalt untereinander zeichnen diesen Ortsteil aus und macht ihn attraktiv für alle Bürgerinnen und Bürger. Aktives Vereinsleben wird hier großgeschrieben. Ob Heimat- oder Schützenverein, Theater oder Musik, Fußball, Leichtathletik oder Reiten, der Lembecker trifft sich gerne und genießt die Gemeinschaft. Oft wird noch Plattdeutsch gesprochen, ein Überbleibsel aus früheren Zeiten, das durchaus eigenen Charme versprüht. Die Fläche Lembecks ist größer, als häufig vermutet wird. So gehören einige Gebiete, die Barkenberg oder Rhade zugeordnet werden, wie zum Beispiel das Gewerbegebiet im Endelner Feld, dennoch zu Lembeck.

Die Geschichte
Der Name Lembeck (lehmiger Bach) setzt sich aus dem Holländischen oder Plattdeutschen „beke“ (Bach) und „lijm“ oder „leem“ (schleimig oder lehmig) zusammen. Der Ortsname wurde 1017 in einer Urkunde zum ersten Mal erwähnt. Die Grundlage für die "Herrlichkeit Lembeck" entstand aus dem Gerichtsbezirk, zu dem die Bauerschaften Lembecks und unter anderem auch Wulfen und Rhade gehörten und 1467 erstmals urkundlich genannt wurde. Die Gerichtsbarkeit über die umliegenden Gemeinden wurde von Landesherren in Lembeck ausgeübt, daher nannte man sie auch „Gerichtsherrlichkeit“. „Herrlich“ stammt in diesem Fall also von „Herr“ ab und nicht von „herrlich“, womit sich der Ursprung des Namens "Herrlichkeit Lembeck" erklärt. Dieser Name blieb bis heute für das nördliche Stadtgebiet Dorstens erhalten.
1803 kam die Herrlichkeit unter die Regentschaft der Fürsten von Salm-Salm und Salm-Kyrburg, bevor es 1812 zur Bürgermeisterei Lembeck mit Lembeck, Hervest und Wulfen gehörte. 1815 fiel Lembeck an das Königreich Preußen, gehörte von 1929 bis 1974 zum Amt Hervest-Dorsten, bis es 1975 der neuen Stadt Dorsten zugeschlagen wurde. Die bisherigen Münsteraner waren nun alle plötzlich „Ruhrpottler“.

Foto oben rechts: St-Laurentius-Kirche in Lembeck

Die Kirche
Die St. Laurentius-Kirche wird als Mutterkirche in der „Herrlichkeit Lembeck“ angesehen. Wie wichtig den Lembeckern ihre im 15. Jahrhundert erbaute Kirche ist, zeigt alleine schon die Tatsache, dass sie erhöht auf einem kleinen Hügel steht. So ist der Kirchturm weit von Weitem aus sichtbar. „Der Vorplatz mit dem Brunnen ist wichtiger Treffpunkt und unser Dorfmittelpunkt“, betont Pfarrsekretärin Jutta Kölnberger. „Nicht nur meiner Meinung nach ist unsere Kirche mit der schönste Anblick im Dorf“, fährt sie fort.
2014 fusionierten die Gemeinden St. Laurentius und St. Urbanus in Rhade zu einer Pfarrre. „Die Fusion ist gelungen und fühlt sich sehr gut an“, freut sich Jutta Kölnberger. „Sie funktioniert bestens, wir haben keine Probleme und gestalten die Gottesdienste in beiden Gemeinden im gleichen Umfang.“ Üblicherweise, denn es finden zurzeit hier keine Präsenzgottesdienste statt. Stattdessen werden online im Wechsel live die Messen mit durchweg positiver Resonanz übertragen. „Es gibt jedoch für ältere Gottesdienstbesucher teilweise noch Anfangsschwierigkeiten mit dem für sie neuen Medium Internet“, weiß Frank Langenhorst, der privat und auch dienstlich oft der Ansprechpartner für diese technischen Belange ist. „Aber diese Probleme werden sicherlich auch bald der Vergangenheit angehören“, ist er sich sicher.

Foto oben rechts: Pfarrsekretärin Jutta Kölnberger

Lembeck.de
Ob über die mediale Vernetzung oder old school an der roten Ampel aus dem Auto heraus, die Kommunikation der Lembecker untereinander funktioniert. Zum erheblichen Teil daran beteiligt ist Frank Langenhorst mit seiner ehrenamtlichen Webseite www.lembeck.de. Bei mehr als ein paar Tausend Zugriffen täglich ist sie offensichtlich die Anlaufstelle für alle Lembecker, ob alteingesessen oder Neubürger, um über Ereignisse in ihrem Stadtteil informiert zu sein.

"Diese Webseite habe ich 2001 gegründet und pflege sie seitdem – und das immer wieder gerne“, betont der engagierte Lembecker. Da die Lembecker ein aktives „Völkchen“ sind, gibt es natürlich auch zahlreiche Termine, die Frank Langenhorst versucht möglichst zeitnah einzutragen.
Neben dorfinternen News pflegt er ein umfangreiches Archiv bestehend aus historischen Geschichten, Fotogalerien und Infos von „A bis Z“, die den Lembecker Alltag betreffen. Seit 2005 ist eine seiner drei Webcams ständig online und auf den Platz vor der Kirche und den Brunnen gerichtet. „Natürlich achte ich dabei auf den Datenschutz, sodass Personen und Nummernschilder nicht erkennbar sind“, betont Frank.
Den Blog gibt es auch als App mit bereits mehr als 3000 Downloads.

Foto oben rechts: Frank Langenhorst, Gründer der Webseite lembeck.de

Die Porte
Die von Frank Langenhorst betriebene Internetseite und die damit sehr gute Vernetzung, auch durch Anbindung anderer sozialer Medien, hilft den ehrenamtlich engagierten Lembeckern auch sehr bei der „Porte“. Es stand außer Frage, dass er sich web- und pressemäßig auch um dieses Bürgerforum kümmert. „Wir sind kein Verein und haben daher auch keine Hierarchien. Die Kommunikation erfolgt auf Augenhöhe“, erklärt Ulla Küsters. „Wir sammeln Ideen, die die Entwicklung unseres Stadtteils fördern und vermitteln Kontakte zur Stadt, zu Unternehmen und zu Lembecker Vereinen oder beantragen Fördermittel. Wir sind aber nicht diejenigen, die die Projekte auch immer ausführen“, erzählt die engagierte Lembeckerin weiter. So ist es hier Usus, dass diejenigen, die Ideen einbringen, auch an der Umsetzung mitarbeiten. Aus diesem Grunde bilden sich innerhalb der „Porte“ mehrere Gruppen, die sich um ihr jeweiliges Projekt kümmern. Ulla Küsters gehört der Gruppe „Lehrerzimmer“ an, ein Projekt, das der ehemaligen Lehrerin sehr am Herzen liegt. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern hat sie das alte Lehrerzimmer der seit 2014 für den Schulbetrieb geschlossenen St. Laurentius Hauptschulerenoviert. Nun steht das Zimmer seit anderthalb Jahren Vereinen zur Verfügung und wird auch gerne genutzt.

„Wir sind dankbar, dass uns die Stadt Dorsten die Räume überlassen hat und so planen wir weiter, wie der Raum noch intensiver genutzt werden kann. Beispielsweise durch den Müttertreff oder Nachhilfekurse“, so Ulla Küsters.
„Die Lembecker machen das schon, sie krempeln sie Ärmel hoch und packen an“, so lautet wohl die gängige Meinung nicht nur bei der Stadt. „Das stimmt in gewisser Weise auch“, sind sich Ulla Küsters und Frank Langenhorst einig, „aber darauf darf sich niemand ausruhen. Dorsten muss einen Rahmenplan mit uns schaffen, sonst sind uns die Hände gebunden. Denn die Dorfentwicklung ist sehr wichtig für die Zukunft Lembecks.“   
Ideen für die „Porte“ nimmt Joachim Thiehoff, Lembecker Bürger und im Rathaus zuständig fürs Ehrenamt, gerne per Mail an joachim.thiehoff@dorsten.de oder unter 02362 663334 entgegen.

Foto oben rechts: Engagiert sich u. a. bei der Porte: Ulla Küsters

Ehrenamt
Generell wird das Ehrenamt hier großgeschrieben. Ob Förderverein, Hallenbad oder Tiermarkt, ob Heimathof oder Schulgarten, ob Schlossmuseum, „Lembeck leuchtet“ oder der Heimatkalender, Lembecker engagieren sich stark. So funktioniert die Coronahilfe immer noch und Nachbarschaften kaufen weiterhin für einander ein. „Wir leben in einem Ort der Geschichte hat und helfen uns auch in schweren Zeiten“, betont Ulla Küsters und Jutta Kölnberger ergänzt: „Persönliche Absprachen gelten hier noch. Jeder fühlt sich für seinen Ort verantwortlich und daher gehen wir Lembecker mit offenen Augen durch unser Dorf.“ So pflegen die Nachbarschaften weiterhin den Willkommenshügel am Ortseingang, der anlässlich der 1000-Jahrfeier geschaffen wurde. Hier engagierte sich Jutta Kölnberger stark, aber auch fürs Schützenfest schlägt ihr Herz.
„Dieses Fest ist hier sehr wichtig“, betont sie und fährt fort: „Das Schützenfest im letzten Jahr mit DJs wurde dank Frank in zahlreiche Wohnzimmer gestreamt, sodass wir doch noch zu unserem Fest kamen.“ Aus ihrer Begeisterung fürs Schützenfest lässt sich leicht herauslesen, dass sie selbst 2017 zur Schützenkönigin gewählt wurde. Thomas Forsthövel und Jutta Kölnberger regierten das Volk ein Jahr lang, wie üblicherweise vorgesehen. Ein absolutes Novum in der Geschichte der Lembecker Schützenvereins ist nun die Tatsache, dass die Regentschaft des aktuellen Königspaares Martin Lohbreyer und Wibke Cosanne coronabedingt jetzt schon zwei, möglicherweise sogar drei Jahre dauert.

Foto oben rechts: Der Heimathof auf dem Gelände des Heimatvereins Lembeck 1922. e.V.

Das Schloss und die Biostation
Erwähnenswert sind auf alle Fälle das Schloss und die Biologische Station des Kreises Recklinghausen, die beide über die Grenzen Lembecks hinaus bekannt sind. Gemeinsam ist beiden, dass sie ein ganz schönes Stück entfernt sind vom Dorfkern.
Das im 15. Jahrhundert erbaute Wasserschloss auf der „Schlossallee“ zählt zu den schönsten Schlössern des Münsterlandes und wird zurzeit von der gräflichen Familie von Merveldt bewohnt. Hier unter dem Dach befindet sich das ehrenamtlich betriebene Heimatmuseum mit einem Sammelsurium verschiedenster Ausstellungsstücke.

Auch in der Umweltstation in Lembeck sind Ausstellungsstücke zu betrachten. Sie zeigen allerdings die Flora und Fauna im Kreis. Die tief im Wald gelegene Station ist eine von 40 Biologischen Stationen in NRW. Die Mitarbeiter hier kümmern sich um den Artenschutz in Dorsten und sorgen dafür, dass die Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten nicht noch länger wird. Neben verschiedenen Pflanzen haben die Naturschützer aber auch ein Auge auf Hirschkäfer und Uhu. Zudem fördert die Station den Erhalt verschiedener Naturschutzgebiete im Kreis Recklinghausen, deren Zahl sich in letzten Jahren auf 76 erhöht hat. So ist es der Biostation mit zu verdanken, dass zum Beispiel im Naturschutzgebiet Hervester Bruch Wasserbüffel und Auerochsen grasen und somit die Flächen für die gefährdeten Bodenbrüter wie Kiebitz und Uferschnepfe offenhalten. Auch die Ausbreitung und Vermehrung des Fischotters und des Bibers sind aktuelle und wichtige Projekte der Station.

Foto oben rechts: Stets einen Ausflug wert: die Biologische Station Kreis Recklinghausen e. V.

Infrastruktur
Die Fluktuation in Lembeck ist groß. Da Bauplätze fehlen, zieht es die junge Generation nach Reken. Den Lembeckern, die nicht motorisiert sind, bereitet dagegen die Nahversorgung zurzeit ein wenig Mühe. „Durch den Wegfall des Drogeriemarktes vor neun Jahren, aber auch durch die Schließung des Lebensmitteldiscounters in der Schulstraße, sind wir nun durch den Umbau des einzigen Lebensmittelgeschäftes mitten im Ort gezwungen, zum Einkaufen nach Rhade oder Wulfen auszuweichen“, so Ulla Küsters.

Was fehlt, ist ganz klar ein Drogeriemarkt, sind sich die meisten Lembecker einig. Das ist auch das Ergebnis einer Umfrage, die das Planungsbüro Frauns kürzlich erstellte. Nun stehen Lembeck und Rhade im Fokus, nachdem „WirmachenMITte“ beendet ist.
Auch die Anbindung an den ÖPNV und dessen Fahrpläne müssen dringend angepasst werden. Zumindest gibt es Bushaltestellen für Fahrten nach Wulfen und Rhade, ohne umzusteigen zu müssen. Etwas deplatziert wirkt dagegen jedoch der Bahnhof, der so weit außerhalb des Ortskernes und der Bebauung liegt, dass Lembeck auf den ersten Blick wie ein Ortsteil ohne Zugverbindung erscheint.

Über die Grenzen hinaus ist Lembeck touristisch für den Kurzurlaub durch seinen jährlich stattfindenden Tiermarkt, das Wasserschloss und seine großen Veranstaltungen bekannt. Ein weiterer Anziehungspunkt ist zudem der Naturpark Hohe Mark, der zum Spazierengehen und Erholen einlädt. Aber auch das unter Naturschutz stehende Lasthauser Moor ist durchaus sehenswert für Liebhaber der vielfältigen, jedoch mittlerweile bedrohten Flora.

Foto oben rechts: Das Lembecker Wasserschloss zählt zu den schönsten Schlössern im Münsterland

Das Wappen
Das Wappen der Gemeinde wurde bereits 1254 von den Herren von Lembeck erschaffen und hat noch immer Gültigkeit. Es zeigt ein stilisiertes silbernes Blatt der Brennnessel auf rotem Untergrund.

Eckpunkte in der Geschichte
9. Jahrhundert: Wahrscheinliche Gründung der Kapelle St. Laurentius
1017: Das Dorf wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt
1217: Belegte Gründung der Kirchengemeinde St. Laurentius
1692: Schlossumbau
1820: Erstes Schulgebäude der St.-Laurentius-Schule
1876: Gründung des Schützenvereins
1905: Gründung Musikverein Lembeck
1920: Lembeck erhält elektrisches Licht
1921: Gründung SSV Schwarz-weiß Lembeck
1922. Gründung Heimatverein Lembeck
1927: Einweihung der neuen St.- Laurentius-Schule
1965: Bau des Kindergartens St. Laurentius
1970: Einweihung der Don-Bosco-Schule
1973: Eröffnung des Kindergartens Don-Bosco
1975: Eingemeindung Lembecks in Dorsten
1990: Bildung des Vereins „Biologische Station Kreis Recklinghausen“
1996: Gründung des Fördervereins „Schwimmbad Lembeck e.V.“
Quelle: Stadt Dorsten, Wikipedia

Daten
GPS Koordinaten: 51° 45' 32.368" N     7° 0' 4.288" E
Fläche gesamt 5307,03 ha, Wohnfläche 92,97 ha, Industrie- und Gewerbefläche 269,52 ha
Schulen: Don-Bosco-Schule, katholische Grundschule
Kindergärten: FZ St. Laurentius, Kindergarten St. Laurentius/ Don Bosco
Kirchen: Katholische Pfarrei St. Laurentius Gemeinden St. Laurentius und St. Urbanus (Rhade)

Einwohner: 5372
Quelle: Stadt Dorsten, www.laengengrad-breitengrad.de

Text: Martina Jansen

Fotos: Christian Sklenak und Guido Bludau

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