Stadtteilserie Hardt

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Stadtteilserie Hardt

In der heutigen Ausgabe unserer Stadtteilserie betrachten wir den Stadtteil Hardt.
Er wird umschlossen von der Altstadt und der Feldmark im Osten sowie von Östrich und der A 31 im Westen. Nördlich liegen Wesel-Datteln-Kanal sowie die Lippe, die eine natürliche Grenze zu Holsterhausen bildet. An der Zahl seiner Bewohner gemessen befindet sich die Hardt als Stadtteil mit der zweitkleinsten Gesamtfläche im Dorstener Mittelfeld.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dem siebten Teil unserer Stadtteilserie – Ihr Team der Lokallust Dorsten.

Die Hardt: stadtnah und trotzdem umgeben von viel Natur
Eine Hardt ist ein bewaldeter Hang oder eine begrünte Anhöhe. Somit wohnen die Hardter also nicht in der Hardt, sondern auf der Hardt. Sie ist ein reines Wohngebiet mit vielen Eigenheimen und mit 16 vorhandenen Spielplätzen äußerst kinderfreundlich eingestellt. Aber auch für die Erwachsenen ist mit den drei großen Vereinen, dem SV Hardt, dem Allgemeinen Bürgerschützenverein Dorsten-Hardt e.V. sowie dem Schießsportverein Dorsten-Hardt e.V. für reichlich Unterhaltung gesorgt.

Foto oben rechts: Die Steele am Kanal, als Erinnerung an das alte Kohlehaus

Geschichte
Die Dorstener Geschichte der Hardt ist alles andere als geradlinig. Im achten Jahrhundert entsteht auf der Hardt der Hof Bergkamp. Um den Hof herum bildete sich später das heutige Dorsten. Um 900 herum schenkte die Edelfrau Athalgard der Abtei Werden vier Höfe in der Gemarkung Gahlen, Hardt und Östrich. Die Grenze zwischen Dorsten und Gahlen-Hardt bildet seit dem 14. Jahrhundert der „Schölzbach“. Dieser Grenzbach trennte zudem das westfälische Dorsten von der Hardt, die nun wieder zum vom rheinländischen Gahlen gehörte. So wurden nicht nur sprachlich Westfalen und Rheinländer, sondern auch die westfälischen Katholiken von den evangelischen und katholischen Christen aus dem Rheinland voneinander getrennt. 1552 wurde die Gemeinde Gahlen, und damit auch die Hardt, aus eigenem Antrieb lutherisch, 1614 jedoch wieder preußisch. Ab 1815 gehörte die Bürgermeisterei Gahlen mit ihren Bauerschaften Besten, Östrich und Hardt zum Kreis Dinslaken, seit 1926 ist die Hardt aber wieder ein Stadtteil Dorstens.

Gemeinsam Hardt
Im März 2019 nahm die Stadtteilkonferenz Hardt ihre Arbeit auf. Wie bei jeder Stadtteilkonferenz kann auch hier jeder Einwohner Vorschläge einreichen und Ideen entwickeln. Gemeinsam wird dann entschieden, was mit dem Bürger-Budget in Höhe von einem Euro pro Bewohner im Stadtteil geschehen soll. „Die Hemmschwelle, die Mitglieder der Konferenz direkt anzusprechen, ist für manche Bürger jedoch hoch“, weiß Heiko Raffel, Mitglied des Organisationsteams. „Daher haben Bernhard Koch und ich die ‚Ideenschmiede‘ gegründet, damit die Bürger zwei direkte Ansprechpartner haben“, fährt er fort. Sie ist damit also zwischen den Bürgern und der Konferenz angesiedelt.

Foto oben rechts: Heiko Raffel ist Mitbegründer der Ideenschmiede

Die Anzahl Projekte, die „Gemeinsam Hardt“ seit 2019 verwirklicht hat, kann sich sehen lassen. Vom Kletterdrachen aus Beton auf dem Gelände der Pestalozzi-Schule, der frisch bemalt wurde, und Insektenhotels, zahlreichen Blühstreifen, um die Biodiversität auf der Hardt zu erhöhen, über Ruhebänke bis hin zum Apfel­wäldchen im Stadtteilpark wurden Bürgerwünsche umgesetzt. „In diesem Jahr hat die Konferenz 1000 Euro für unsere Sportplatzolympiade überwiesen“, freut sich Benedikt Robert. „Alle Ausgaben müssen dabei exakt dokumentiert und somit nachvollziehbar sein, damit die Rechnung von der Stadt beglichen wird“, erwähnt Heiko den büromäßigen Teil ihres Ehrenamtes. „Nun haben wir die Bemalung der schlichten Stromverteiler im Blick und sind auf der Suche nach geeigneten Räumen, um für die Hardter eine Möglichkeit zu schaffen, sich in einem kulturellen Zentrum zu treffen.“
www.gemeinsam-hardt.de

Foto oben rechts: Insektenhotels bieten Insekten Lebensräume

Die Kirchen
St. Nikolaus ist die Pfarrgemeinde sowohl für die Hardt als auch für Östrich. 1964 pfarrte sie sich von St. Agatha in der Altstadt ab und wurde eine eigene Pfarrgemeinde, schloss sich jedoch 2009 wieder ihrer ehemaligen Gemeinde St. Agatha an. Die Kirche besitzt einen modernen Bau mit einem freistehenden Glockenturm, der beinahe zu schwer für den Turm war.
Das Besondere an der 1963 eingeweihten evangelischen Friedenskirche ist die Tatsache, dass sie sich auf dem Boden der Landeskirche Westfalen und damit zugehörig dem Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten befindet, aber zur Kirchengemeinde Gahlen-Hardt zählt, die zur evangelischen Kirche Rheinland gehört.
In dem Räumen des evangelischen Gemeindehauses proben Montagsabends „Ten Sing“, die Mitglieder eines Jugendkulturprogramms mit Musik und Theater. Die singenden Teenager aus Gahlen begeistern bei ihren Auftritten stets die anwesenden Besucher. Ten Sing ist nicht nur die größte Gruppe der Evangelischen Kirchengemeinde Gahlen- Hardt, sondern gehört auch zu der größten Ten Sing Gruppe in Deutschland und weltweit.
Seit mehr als 30 Jahren finden auf der Hardt regelmäßig Gemeindefeste mit ökumenischen Gottesdiensten satt. Mittlerweile liegt die Organisation des Festes in den Händen der Mitglieder der Stadtteilkonferenz, die die beiden Kirchen damit sehr unterstützen.

Foto oben rechts: Die Friedenskirche auf der Pestalozzistraße

Die Sportplatzolympiade
Gedanken über die Zukunft des großen ehrenamtlichen Sportereignisses in Dorsten müssen sich die Organisatoren vom bedeutendsten Verein auf der Hardt, dem SV Hardt, nicht machen. Am 9. August 1987 fiel mit dem damaligen Vorsitzenden Fritz Mariß der Startschuss für die ersten Olympischen Spiele auf Hardter Boden. Seitdem steigen die Teilnehmerzahlen der Kinder und Jugendlichen, die sich jeweils in der ersten Woche der Sommerferien sportlich messen, stetig an. „Vor zwei Jahren nahmen bereits 868 Kinder und Jugendliche an der Sportplatzolympiade teil“, freut sich Dieter Pannebäcker, einer der Organisatoren des Sportfestes. „Bis 1000 Kinder und Jugendliche können wir es noch stemmen, dann müssen wir leider die Reißleine ziehen“, ergänzt seine Tochter Verena Pannebäcker, die ebenfalls Ansprechpartnerin der Olympiade ist. Haben die Sportler, die für 30 verschiedene Länder antreten, die in diesem Fall magische Zahl von 14 Lenzen erreicht, gehen viele von ihnen sofort hinüber ins Betreuerlager. Das ganze sportliche „Spektakel“ ist für alle Kinder kostenlos und für die Schulkinder jedes Mal ein großes Highlight.

Foto oben rechts: Sie freuen sich auf die nächste Sportplatzolympiade: (v. l.) Benedikt Robert mit
Verena und Dieter Pannebäcker

„Beim gemeinsamen Wettbewerb mit dem Deutschen Olympischen Sportbund ‚Sterne des Sports‘, zeichnete die Vereinte Volksbank kürzlich unseren SV Dorsten Hardt aus“, erwähnt Benedikt Robert, ebenfalls Mitorganisator der Olympiade, nicht ohne Stolz. Der „Oscar des Breitensports“ ging damit an den Verein für sein erfolgreiches Projekt „Sportplatzolympiade“. Mit dieser Auszeichnung ist der SV Dorsten Hardt auch Kandidat für den Stern des Sports in Silber, der demnächst auf NRW-Ebene vergeben wird.
http://www.sv-dorsten-hardt.de

Foto oben rechts: Bis zu 1000 Kinder tummeln sich bei der Sportplatzolympiade auf dem Gelände des SV Hardt

 

Schildkrötenauffangstation Dorsten e. V.
Seit 25 Jahren pflegt, überwintert, vermittelt und hält Barbara Klobusch die gepanzerten Freunde. „Geplant war die Station nicht, aber das Leben hat seine eigenen Gesetze und nun bin ich mit vollem Herzen dabei“, betont die Tierfreundin. „Dass Schildkröten keine Spielzeuge sind und mehr Pflege benötigen als gedacht, das beachteten früher viele Käufer nicht, wenn sie die winzigen ‚Babyschildis‘ für ein Taschengeld erstehen“, bedauert sie. Ausgesetzt, falsch behandelt oder entlaufen, landeten viele der stumm leidenden gepanzerten Freunde auf der Station, wo sie zum Glück vom Barbara und ihrem Team ehrenamtlich aufgepäppelt werden.

Aus dem Übergangsheim für Fundschildkröten wurde mit der Zeit eine Auffangstation mit anerkanntem Tierheimstatus. 2009 gründete Barbara Klobusch mit weiteren sechs Tierfreunden die „Schildkrötenauffangstation Dorsten e. V.“, die zeitgleich Mitglied im Landestierschutzverband wurde.

Foto oben rechts: Barbara Klobusch pflegt die Schildkröten auf ihrer Station

Zahlreiche ehrenamtliche Helfer kümmern sich liebevoll um die mehr als 100 Schildkröten, verteilt auf 25 Arten, die zurzeit hier auf der Station leben und die vor Corona durch regelmäßige Tage der offenen Tür im Wechsel mit den „Türen-auf-Tagen“ mit der WDR-Maus spendenfinanziert ist. Auch durch die Aufklärung über die Haltung dieser interessanten Tiere konnte die Station dazualtung und die  beitragen, dass sich die zukünftigen Halter bewusster für die Echsen entscheiden. In Dorsten und der weiteren Umgebung genießt die Station einen sehr guten Ruf, sodass aus ganz NRW Halter kommen, um ihre Lieblinge hier überwintern zu lassen.
http://www.schildiauffangstation.de/

Foto oben rechts: Zahlreiche ehrenamtliche Helfer kümmern sich um die mehr als 100 Schildkröten

Der Gahlener Kohleweg
„Auf dem 29 Kilometer langen Kohleweg wurde das schwarze Gold von den Zechen im Ruhrgebiet mit Eseln von Bochum über Gelsenkirchen-Buer und Altendorf-Ulfkotte bis zum Lippehafen transportiert“, weiß Dieter Pannebäcker. Obwohl es in Dorsten damals noch keine Zeche gab,verdiente die Stadt jedoch schon durch die erhobenen Wegezölle am Grubengold.
Im Gegensatz zur Ruhr war die Lippe bereits schiffbar, daher wurde 1766 die mehr als sechs Meter breite „Dorstener Chaussee“ mit Baumstämmen auf sumpfigem Untergrund errichtet. Sie war damit eine der ersten befestigten Straßen im mittleren Ruhrgebiet. Später bildete sie teilweise die Streckengrundlage für die beiden Bundesstraßen B 224 und B 225. Am Ende dieser Strecke wurde 1767 auf dem Damm das „Kohlehaus“ gebaut, in dem der Weitertransport der Kohle über die Lippe zum Rhein verwaltet wurde. 1972 wurde das Haus für den Bau des Wesel-Dattel-Kanals abgerissen. Eine mehr als vier Meter hohe Steele, an der zahlreiche Liebespaare ihre Verbundenheits-Schlösser hängen, erinnert noch an das damalige Gebäude.

Infrastruktur
Das bäuerliche Erscheinungsbild des beliebten Ortsteils änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Bebauung und damit auch die Einwohnerzahl zunahm. Baulücken werden geschlossen und die damit verbundenen verschieden Baustile ergeben ein lebendiges Stadtbild. So stehen hochmoderne Neubauten neben Häusern, die sichtbar vor vielen Jahrzehnten gebaut wurden.
Wohnen umgeben von zahlreichen grünen Flächen, aber in Reichweite der Autobahn A 31 und der Bundestraße B 225, die Hardt verbindet beides. Hier im Ort befindet sich auch das St. Elisabeth-Krankenhaus Dorsten, das heute zum Klinikverbund KKRN, Katholisches Klinikum Ruhrgebiet Nord GmbH, der größten Klinikgesellschaft im nördlichen Ruhrgebiet gehört.
Für den täglichen Bedarf gibt es Einkaufsmöglichkeiten und die Gastronomie bietet ein gutes Angebot, Wohn- und Erholungswert durch den angrenzenden Kanal oder den Stadtteilpark überwiegen jedoch. Den Lehmberg haben Mountainbiker für sich entdeckt und dort einen Parcours angelegt, er lädt aber auch zum Spazierengehen ein.

Foto oben rechts: Das St. Elisabeth-Krankenhaus an der Pfarrer-Wilhelm-Schmitz-Straße auf der Hardt

Das Wappen
Die beiden silbernen Streifen auf dem Wappen stellen den Wesel-Datteln-Kanal und Lippe dar. Der grüne Hintergrund erinnert an die frühere Land- und Forstwirtschaft in auf der Hardt.

Eckpunkte der Geschichte
Um 900: Die adelige Athalgard schenkt der Abtei Werden vier Höfe in der Gemarkung Gahlen (Hardt und Östrich)
Vor 1045 oder 1075: Die Edelfrau Imeza überträgt dem Kanonikerstift Xanten den Adelshof Dorsten inklusive der Hardt
14. Jahrhundert: Der Schölzbach bildet die Grenze zwischen Dorsten und Gahlen-Hardt und damit auch mit Östrich
1614: Das Herzogtum Kleve, und somit Gahlen und die Hardt, gehen an Brandenburg-Preußen über
1766: Die „Dorstener Chaussee“ wird gebaut
1815: Die Bürgermeisterei Gahlen mit ihren Bauernschaften Besten, Östrich und Hardt gehört nun zum Kreis Dinslaken
1929: Die Hardt wird in die Stadt Dorsten eingemeindet
1963: Die Friedenskirche wird eingeweiht
1964: St. Nikolaus pfarrt sich von St. Agatha ab
1968: Der Kindergarten St. Nikolaus wird gebaut
1972: Das erste Gemeindehaus wird gebaut
1972: Das Kohlehaus wird abgerissen
1989: Das Krankenhaus St. Elisabeth wir bezogen
2009: St. Nikolaus vereint sich wieder mit St. Agatha
2019: „Gemeinsam Hardt“ gründet sich

Quelle: Stadt Dorsten, Wikipedia

GPS Koordinaten: 51° 39' 25.272" N     6° 57' 5.886" E
Fläche gesamt 510,98 ha, Wohnfläche 103,26 ha, Industrie- und Gewerbefläche 79,41ha
Schulen: Pestalozzi Grundschule, Grundschule St. Agatha, St. Ursula Realschule
Kindergärten: Evanglische KiTa Pestalozzistraße, kath. Familienzentrum St. Nikolaus, integratives Familienzentrum „Pusteblume“
Kirchen: Katholische Nikolauskirche, evangelische Friedenskirche
Einwohner: 7861

Quelle: Stadt Dorsten, www.laengengrad-breitengrad.de

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak und privat

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