Riga-Komitee

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Riga-Komitee

Zum ersten Tag zur Erinnerung an das Ghetto Riga kommen rund 50 Gäste im Jüdischen Museum zusammen.

Anfang Februar 2024 hat die Stadt Dorsten aus den Händen von Regierungspräsident Andreas Bothe die offizielle Beitrittsurkunde zum Riga-Komitee erhalten. Mit dem Beitritt verpflichtet sich die Stadt Dorsten, ein Bewusstsein gegen das Vergessen in der Bürgerschaft zu schaffen und ihren Beitrag zur Bewahrung einer Erinnerungskultur um die schrecklichen Ereignisse der Deportation und Ermordung deutscher Juden in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu leisten.

Dies hat die Stadt Dorsten am vergangenen Donnerstag erstmals mit dem Tag zur Erinnerung an das Ghetto Riga umgesetzt, der jedes Jahr einen anderen Schwerpunkt erhalten soll. Eingeladen waren Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirche und Stadtgesellschaft sowie aus umliegenden Städten, die dem Riga-Komitee ebenfalls angehören.

Für die Auftaktveranstaltung im Jüdischen Museum Westfalen konnte der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei aus Münster gewonnen werden. Der gebürtige Wulfener ist ein Experte für Friedens- und Sicherheitspolitik und Mitglied im Vorstand der Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie“.

Seitdem Winfried Nachtwei 1989 das erste Mal in Lettland war, setzt er sich mit dem Holocaust in Riga auseinander, um den in Riga verschollenen „Nachbarn aus unserer Region“ wieder einen Namen und ein Gesicht zu geben und sie in das kollektive Gedächtnis der Heimat zurückzuholen. Seinen jahrzehntelangen und unermüdlichen Einsatz hat er mit ergreifenden und aufrüttelnden Worten beschrieben. Auch berichtete er von Begegnungen mit Überlebenden. Am Ende seines Vortrags hielt Winfried Nachtwei fest: „Demokratie ist nicht selbstverständlich. Sie braucht Verteidigerinnen und Verteidiger.“

Bürgermeister Tobias Stockhoff sagte, dass Erinnerungskultur die Aufgabe der gesamten Stadtgesellschaft ist und schlug den rund 50 Gästen vor, das an diesem Abend gesammelte Geld der Hilfsorganisation „Taten statt Worte“ zukommen zu lassen.

Dr. Norbert Reichling, Vorsitzender des Trägervereins Jüdisches Museum, hatte über das Wirken der Hilfsorganisation „Taten statt Worte“ berichtet, die sich für diejenigen Menschen einsetzt, die in Lettland und Litauen den Holocaust überlebt haben. Der Verein (in Weiterführung einer langjährigen Privatinitiative) gilt etwa 80 Überlebenden im Baltikum, vielfach krank und traumatisiert – manche beklagen den Tod sämtlicher Familienmitglieder, andere kennen ihre Herkunft noch nicht einmal, weil sie noch Kleinkinder waren, als das Morden begann. Spenden helfen, Medikamente, Arztrechnungen, Operationen, Pflegekräfte für die sehr alten Menschen, die z. T. bettlägerig sind, zu bezahlen.

Musikalisch begleitet wurde der Dorstener Tag zur Erinnerung an das Ghetto Riga von Barbara Seppi (Gesang) und Olena Keler (E-Piano), die jüdische Lieder vortrugen.

„Vielen Dank an Winfried Nachtwei für den sehr beeindruckenden Vortrag mit vielen erschütternden Schilderungen sowie auch an alle anderen, die für die Gestaltung dieses ersten Tages zur Erinnerung an das Ghetto Riga verantwortlich waren. Wir als Stadtgesellschaft haben ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen und für eine lebhafte Erinnerungskultur gesetzt“, sagte Tobias Stockhoff.

Wer den Verein „Taten statt Worte e.V.“ ebenfalls mit einer Spende unterstützen möchte: „Taten statt Worte, IBAN: DE96 2305 1030 0113 1497 36, Stichwort: „NS-Opfer Baltikum.“ Weitere Infos gibt es auf  taten-statt-worte.org.

Foto oben rechts: Winfried Nachtwei hielt beim ersten Dorstener Tag zur Erinnerung an das Ghetto Riga im Jüdischen Museum Westfalen einen beeindruckenden Vortrag

Text und Foto: Stadt Dorsten

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