Radtour „Wie groß war die Herrlichkeit“

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Radtour „Wie groß war die Herrlichkeit“

Der „Heimatbund Herrlichkeit Lembeck und Stadt Dorsten“ wurde vor genau 100 Jahren gegründet.

Dieses Jubiläum nahm der Heimatbund zum Anlass, zusammen mit dem „Verkehrsverein für Dorsten und Herrlichkeit“, eine Radtour entlang der südwestlichen Grenzen der ehemaligen Herrlichkeit anzubieten. Die Herrlichkeit Lembeck hat vom Mittelalter an eigentlich nur bis zur napoleonischen Zeit existiert. Aber das Gebiet hat danach noch als Ämter Lembeck und Altschermbeck und später in gewisser Weise als Amt Hervest-Dorsten bis zur kommunalen Neugliederung 1975 eine Verwaltungseinheit gebildet. Auch heute noch verwenden Tierschutzverein, Hegering und Verkehrsverein den Begriff in ihrem Namen.

Die Tour startete am Dorstener Rathaus, das Ältere noch als Amtsverwaltung kennen. Die 36 Teilnehmer wurden von Harald Stucken (Verkehrsverein) und Christian Gruber (Heimatbund) begrüßt. Dabei erfuhren sie, dass der Begriff Herrlichkeit nicht vom modernen Stadtmarketing erfunden wurde, sondern geschichtlich für ein besonderes Herrschaftsgebiet verwendet wurde. Die Grafen von Lembeck hatten in diesem Teilgebiet des Fürstbistums Münster jahrhundertelang das volle Lehnsrecht, das Patronatsrecht über die Kirchen und die volle Gerichtsbarkeit.

Schon kurz hinter den Mercaden gab es einen ersten Stopp. Christian Gruber erklärte auf Höhe der Schölzbachunterquerung des Kanals, dass sich hier ein Drei-Länder-Eck befunden hatte: „Bis gegen 1800 stießen hier, am Rande der Altstadt, das Vest Recklinghausen, das Herzogtum Kleve und das Fürstbistum Münster zusammen“, sagte er.

Weiter ging es zwischen Kanal und dem damaligen Grenzfluss Lippe nach Schermbeck. Bis 1975 war der Ort in das katholische Altschermbeck und und das evangelische Schermbeck geteilt. Zwischen den Häusern Mittelstraße 72 und 74 zog Christian Gruber mit Kreide die Grenze nach, an die keine Informationstafel erinnert. Die Teilnehmer waren erstaunt über den alten Grenzverlauf mitten im zusammengewachsenen Ort.

Am Museum des Heimat- und Geschichtsvereins Schermbeck begrüßte dessen Vorsitzender Rolf Blankenagel die Gäste. Er gab Informationen zur Schermbecker Geschichte und zum Museum, das sonntags von 10 bis 13 Uhr geöffnet ist. Nach einer Stärkung mit Kaffee und Kuchen ging es weiter die Westricher Straße entlang zur berühmten tausendjährigen Erler Femeiche, die im letzten Jahr als Nationalerbe ausgezeichnet wurde. Carlo Behler, verkleidet als Freigraf Bernt de Duiker, führte die Besucher in das Jahr 1441. Urkundlich verbürgt hatte das mittelalterliche geheime Femegericht über den Schöffenmord des Gert von Diepenbrock zu urteilen. Er wurde zum Tode verurteilt und wegen Abwesenheit für vogelfrei erklärt.

Der Heimatvereinsvorsitzende Norbert Sabellek lud anschließend zu einem Schnaps und Schnittchen ins Heimathaus ein. Dessen Sammlungen können immer am ersten Sonntag im Monat von 15 bis 17 Uhr besichtigt werden. Abschließend radelte die Gruppe gestärkt und bei bestem Wetter durch das Waldgebiet der Uefter Mark zurück.

Harald Stucken vom Verkehrsverein resümierte dankbar: „Es war ein schönes Gefühl, so herzlich bei Freunden willkommen geheißen zu werden, in ihren schönen Häusern - und dabei noch so wunderbar von den Mitgliedern mit Kaffee, selbst gebackenen Kuchen und Schnittchen verwöhnt zu werden.“

Text und Foto: Christian Gruber

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