Pleta – die Tellerrevolution

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Pleta – die Tellerrevolution

Mit Crowdfunding zur nachhaltigen Produktion

Pleta – der Name ist Programm. Aus dem Nepalesischen ins Englische übersetzt bedeutet es Teller oder Platte. Und genau die stellt Pleta her. „Unser Geschirr ist hundertprozentig natürlich, biologisch abbaubar, chemiefrei, auslaufsicher, herd- und mikrowellengeeignet, abwaschbar, wunderschön und zum Wegwerfen eigentlich viel zu schade“, ist auf der Webseite des jungen Unternehmens zu lesen. Die Liste der Adjektive, die auf das Geschirr der beiden Start-up-Gründer Paul Harazim und Adem Serilmez zutreffen, kann meiner Meinung nach noch erweitert werden durch die Begriffe nachhaltig und sozial, denn mit ihrer Produktion in Nepal tragen sie dazu bei, dass Kinder in Nepal zur Schule gehen können.

Auf ihren zahlreichen Reisen nach Nepal lernten die beiden Dorstener Jugendfreunde die Menschen dort und damit auch die Verhältnisse kennen, in denen sie leben. „Die Armut dort ist überall sichtbar“, erzählt Paul. „Die nepalesischen Männer verdienen ihr Geld auf Großbaustellen wie beispielsweise in Katar. Sterben sie oder lassen ihre Familie im Stich, so sind die Frauen mit ihren Kindern in Nepal nicht abgesichert. Sie müssen versuchen, sich irgendwie durchzuschlagen“, fährt er fort und Adem ergänzt: „Diesen Zustand wollten wir, soweit es uns möglich ist, ändern.“
Und sie haben ihn geändert!

Foto oben rechts: (v. l.) Die beiden Gründer des Start-ups Paul Harazim und Adem Serilmez

Gemeinsam mit der nepalesischen Organisation Leaf plus wurden 2019 erste Produkte und Formen für den deutschen Markt realisiert. Über die sozialen Medien verbreitete sich die Idee schnell und die Nachfrage nach den Palmen-Tellern wuchs. Kathie, Pauls Ehefrau und Mutter seiner kleinen Tochter, kümmerte sich im Februar letzten Jahres erfolgreich um das Crowdfunding auf der Crowdfunding-Community Plattform Startnex. Durch ein ausgearbeitetes, stimmiges Konzept in Verbindung mit Umweltschutz und sozialen Aspekten erhielt das sozioökonomische Unternehmen im Nu ihr Budget, um mit dem Export der Teller aus Palmenblätter starten zu können.

Foto oben rechts: Paul Harazin zeigt die Größe eines Arekablattes

Auf riesigen Plantagen werden Arekapalmen für die Produktion von kosmetischen Artikeln sowie für die Tiermedizin angepflanzt. Diese Palme, auch Betelnuss genannt, wirft regelmäßig ihre Blätter ab, die normalerweise liegen bleiben und verrotten. „Bauern, Sammlerinnen und lokale Communities haben durch das Sammeln und den Verkauf der Blätter an uns ein Zubrot und profitieren ebenfalls gleichermaßen von unseren Bestellungen“, erklärt Adem. „Für die umweltfreundliche Herstellung unserer Schalen benutzen wir lediglich Wasser, um die Blätter einzuweichen und sie zu säubern, um sie nach einer Trocknungszeit mit Hitze in Form zu pressen und zu versiegeln. Da es sich um ein Naturprodukt handelt, fallen die einzelnen Exemplare immer unterschiedlich aus“, fährt der 35-jährige Servicetechniker fort. „Das anfallende Wasser verwenden wir dabei weiter für die Felder oder für die Tränken der Tiere“, ergänzt Paul.

Foto oben rechts: Bauern sammeln mit ihren Familien die abgefallenen Blätter ein

Alle Teller sind durchaus erschwinglich, insbesondere unter dem Aspekt, dass sie Fast Food enorm aufwerten und mehrfach nutzbar sind, sofern sie nicht beschädigt werden. Dringt durch Beschädigungen Feuchtigkeit ein, dann setzt der natürliche Prozess ein. Innerhalb von drei bis fünf Monaten sind sie auf dem Kompost oder selbst achtlos in der Natur verstreut verrottet und gehen in den natürlichen Kreislauf zurück.

Ich selbst habe verschiedene Teller ausprobiert und bin begeistert. Wer kennt es nicht, wenn die Hand unter dem Pappteller mit heißem Essen liegt und der Teller von einer Hand zur anderen wandert, damit man sich nicht verbrennt. Durch die Hitzebeständigkeit der Palmblätter entfällt das ständige Wechseln der Schale von einer Hand in die andere. Auch wenn man nur eine Hand freihat, sind Schale oder Teller so stabil, dass die Pommes samt Currywurst oder der Kartoffelsalat nicht von der „sozialsten Pommesschale der Welt“ rutschen.

Weibliche Teenager haben sicherlich eine weitere Verwendung der Schalen im Sinn. Wenn Sie nicht aufpassen, werden sie möglicherweise ihren Geschirrschrank plündern und die verschiedenen Schalen zur Deko mit Sand und Kerzen oder Schmuck und mit ein wenig Glück auch als Obstschale verwenden.

Foto oben rechts: Die sozialste Pommesschale der Welt wertet Fast Food enorm auf
Foto: Simone Szymanski WDR

„Zurzeit arbeiten 13 Frauen und drei Männer in unserer Produktion, der einzigen Firma, die in Nepal Teller aus Blättern produziert“, berichtet Paul. „Wir haben täglich persönlichen Kontakt zu den Mitarbeitern in der Produktion in Jhapa und zu unserem Büro in Kathmandu und erkundigen uns regelmäßig bei ihnen nach den Familienmitgliedern und den Fortschritten der Kinder in der Schule. Wir selbst sind eigentlich insgesamt für mehrere Wochen im Jahr in der Produktion und erleben den Alltag der Menschen und Familien.“

Foto rechts: Nepalesische Frauen säubern und weichen die abgefallenen Palmenblätter ein, ....

Die beiden Gründer sind so von ihrem Konzept überzeugt, dass sie jeden Nepalreisenden einladen, sich ohne Anmeldung ihre Produktionsstätte anzusehen. „Transparenz ist uns wichtig. So wissen wir vom Sammeln angefangen bis zum Endprodukt genau, wer an unserer Produktion beteiligt ist“, betont Paul Harazim.

„Im Moment fehlen uns jedoch Messen und Festivals, auf denen unsere Produkte vorgestellt werden. Fast alle Bestellungen dieser Branche wurden bei uns storniert, aber wir sind guten Mutes, dass es bald wieder vorwärtsgeht“, blickt der 40-jährige Betriebswirt, der auf nepaladventures.de hoffentlich bald wieder Kultur-Touren durch Nepal anbietet, nach vorne.

Foto oben rechts: ... die später mit Hitze in die endgültige Form gepresst werden

There is no Planet B!  Wir hinterlassen nur eine Welt und nur wir haben es in der Hand, wie sie in Zukunft aussehen wird. Jeder kann einen kleinen Beitrag dazu leisten, wenn es um unsere Zukunft und die unserer Kinder geht.
Alle Teller tragen übrigens die Namen der nepalesischen Frauen und Männer, die sie herstellen, als Zeichen der Wertschätzung und Verbundenheit zu ihnen.
Auf eine plastikfreie Zukunft!
Namaste!

Foto oben rechts: Nach diesen Arbeiterinnen und Arbeitern wurden die verschiedenen Schalen benannt

Die Teller sind erhältlich im Online-Shop oder beim Biohof Deiters in Schermbeck.

Pleta sucht händeringend eine große Lagerhalle, da der Bestand an Palmenblatt-Tellern die Kapazität der beiden jetzigen Hallen sprengt.
www.pleta.de

Text: Martina Jansen
Fotos: privat

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