Musik, Menschen und Momente

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Musik, Menschen und Momente

Jürgen Moers außergewöhnliche (Foto-)Projekte

Im letzten Jahr hatten wir, die Macher der Lokallust und auch Sie, liebe Leserin, lieber Leser, das Glück, dass der Profifotograf Jürgen Moers uns tolle Fotos zu meinen Geschichten aufgenommen hat. Und das kostenlos, was wir wirklich sehr zu schätzen wissen. Bei manchen Terminen habe ich Jürgen begleitet, einfach um zu sehen, wie ein Profi arbeitet. Und da Jürgen und ich eine große Schwäche für Torten haben, trafen wir uns kürzlich zum Interview in meinem Lieblingscafé in Lembeck.

Ich selbst habe einfach kein Händchen fürs Fotografieren, anders sieht es dagegen bei Jürgen aus. Der Profi hat auf der Bilddatenbank des Deutschen Journalistenverbandes bei vario-images etwa 7.000 und auf dem DJV-Bildportal circa 23.000 Bilder mit den Schwerpunkten Politik und Kultur eingestellt. Damit hat er die Fotografenhürde, die ersten 10.000 Fotos sollen die schlechtesten sein, längst übersprungen.

Foto oben rechts: Jürgen Moers, Fotograf der DorstenMomente

Fast ausschließlich Dorstenerinnen und Dorstener standen dagegen beim gerade neu verlegten Buch DorstenMomente seiner Frau Edelgard, vor seiner Linse. Für das Buch fertigte Jürgen alle 76 Porträts mit „Menschen wie Du und ich“ an. Und jedes einzelne Foto sehen sich die Betrachter sicherlich länger als drei Sekunden an. Drei Sekunden Betrachtungszeit ist die Faustformel, ob ein Foto gelungen ist oder nicht. „Vor mehr als zehn Jahren habe ich auf youTube schon eine Videoreihe mit 27 Filmen unter dem Titel „Dorsten Momente“ veröffentlicht. Auch damals ging es dabei um die Idee, Menschen, die in Dorsten wohnten, in den Mittelpunkt zu stellen.“

Foto oben rechts: Bei leckerer Torte spricht es sich doch gleich entspannter

Bevor es ans eigentliche Fotografieren geht, überlegt Jürgen sich die Szene bereits im Voraus. „Wen kann ich wann, wo und vor welchem Hintergrund fotografieren und wann passt das Licht vor Ort dafür am besten? Das herauszufinden, kann schon mal eine Stunde oder länger dauern. Für die ‚DorstenMomente‘ waren mehrere Suchfahrten durch das  Dorstener Stadtgebiet erforderlich, bis ich endlich einen passenden Hintergrund für das Bild gefunden hatte. Ich merkte mir die Uhrzeit und den Stand der Sonne an diesem Ort und fotografierte dann speziell für das Buch die Personen draußen, mit dem Rücken zur Sonne stehend, also genau andersherum, als üblich. So entstand der ‚Film-Eindruck‘“, erklärt mir Jürgen und fährt fort: „Er entsteht dadurch, dass das Sonnenlicht am Kopf und am Körper einen feinen Lichtsaum bildet. Damit der nicht ausfranst und nicht zu hell wird, wird die Belichtung genau an dieser Stelle gemessen. Meist muss dabei um zwei Blendenstufen abgeblendet werden. Dann sind die Haare zwar richtig belichtet, der Rest des Bildes ist nun aber viel zu dunkel. Deshalb wird die Person im Vordergrund von vorn von einem oder auch schon mal zwei großen Blitzen meiner Blitzanlage wieder aufgehellt. Dadurch entsteht eine schon fast plastische Bildwirkung.“
Das hört sich jetzt sehr zeitintensiv an, aber wenn die Kameraeinstellung  erst einmal stimmt, dann geht es fix. Profi halt. „Bei der eigentlichen Aufnahme mache ich größtenteils nur ein ‚Testbild’. Dann stelle ich an der Kamera noch die passende Blende ein und ‚Schuss!‘“ „Aber fertig ist das Foto dann immer noch nicht, oder“, möchte ich wissen. „Das wäre der Idealfall. Leider muss aber fast jedes Foto anschließend noch ‚optimiert‘ werden. Oder, sagen wir es mal so: Es muss zumindest überprüft werden. Zum Schluss lege ich dann noch den Bildausschnitt fest.“

Foto oben rechts: Gute Fotos erfordern manchmal ungewohnte Kamerapositionen

Obwohl Jürgen bereits zahlreiche Fotomotive vor seine Linse bekam, hat ihn die Kulisse der Westernstadt mit dem Cowboy Horses Henn von Anfang an begeistert. Sie ist zudem auch mit Erinnerungen verbunden. „Vielleicht liegt es auch daran, dass ich in Gedanken unsere damalige Country-Band, die Flophouse-String-Band, dort im Gelände vor dem Saloon spielen sah. Wir waren viel im In- und Ausland unterwegs und hatten dabei auch auf großen Bühnen gespielt. In der urigen Westernstadt am Rand von Rhade, quasi direkt vor unserer Haustür, hatten wir aber nie Musik gemacht. Ich weiß nicht warum, aber das hatten wir damals wohl irgendwie verpasst“, bedauert er, lacht aber dennoch.
Nun ist das Buch „DorstenMomente“ seit einigen Wochen überall erhältlich und das Projekt selbst damit abgeschlossen. „Ist vielleicht schon eine Fortsetzung, also „DorstenMomente II“ geplant, denn es gibt noch viele interessante Menschen in Dorsten?“, frage ich Jürgen. Er lacht wieder. „Klar, sehr gerne. Allerdings wird es ohne finanzielle Unterstützung ‚von außen‘ nicht gelingen. Es müssten also Sponsoren her, die unsere Idee unterstützen.“ Wer das möchte, darf sich sehr gerne bei Edelgard und Jürgen Moers melden.
Die beiden Barkenberger werben mit ihrem Buch nicht nur für Dorsten,, sondern leisten ebenfalls eine dokumentarische Arbeit, wie beispielsweise auch beim Dorstener Heimatkalender. Er erscheint einmal im Jahr und seit mehr als 15 Jahren steuert der Dorstener Fotograf die Fotos bei. „Mindestens 300 bis 400 werden es wohl schon sein“, meint Jürgen. Dazu kommen noch seine Fotos aus seiner zweiten „Heimat“ Lanzarote. Zurzeit ist ein außergewöhnlicher und hochwertiger Bildband über Lanzarote in Arbeit. Die Verlagsverhandlungen sind schon in vollem Gange, wie mir Jürgen verriet.

Foto oben rechts: Auch eine kleine schöpferische Pause muss ab und zu sein

Text: Martina Jansen
Fotos: Edelgard Moers

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