„Mein Glaube ist ein Geschenk.“
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
„Mein Glaube ist ein Geschenk.“
Schwester Bernadette Maria freut sich auf jedes Gespräch
Wenn die Seelsorgerin Schwester Bernadette Maria in Dorsten unterwegs ist, fällt sie auf, denn sie ist hier die einzige Ordensschwester, die noch ihre Tracht trägt. Aber auch wer mit ihr im St. Elisabeth-Krankenhaus gesprochen hat, erinnert sich sicher an die empathische und freundlich lächelnde Schwester.
Wer bei Seelsorge nur an Tod und Trauer, Beistand und Hoffnung denkt, der liegt absolut falsch. Zumindest, wenn die Rede von Schwester Bernadette ist. Die aufgeschlossene 60-Jährige aus der Ordensgemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel ist Seelsorgerin im Dorstener Krankenhaus und betont, dass ihr Beruf eine wirkliche Berufung für sie ist.
Foto oben rechts: Schwester Bernadette Maria
Neben freudigen Ereignissen wie der Geburt eines neuen Erdenbürgers, für die sie mit Angehörigen eine Kerze in der Kapelle anzündet, gehören Gespräche mit Kranken, aber auch die Bestattung der Sternenkinder sowie Gedenkgottesdienste für die im St. Elisabeth-Krankenhaus verstorbenen Patienten zu ihren Aufgaben. „Ich bekomme so viel von Patienten und deren Angehörigen zurück. Wenn sie zuerst nicht mit mir reden wollten und sich nachher dafür bedanken, dass ihnen das Gespräch sehr gutgetan hat, dann ist diese Antwort ein Geschenk für mich.“
Nur ihr Ordenskleid erinnert mich daran, dass sie sich einem Leben mit Gott verschrieben hat. Ansonsten lacht sie herzlich und spricht mit mir im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt. „Das muss ich ja auch. Stell dir vor, ich gehe zu einem männlichen Patienten und er spricht das Thema Schalke an. Da muss ich auch darüber informiert sein, damit er weiter mit mir redet“, lacht die Dorstenerin.
Foto oben rechts: Auch bei freudigen Ereignissen zündet die Seelsorgerin gerne Kerzen in der Kapelle an
Marianne, so wie sie damals noch hieß, wuchs in Epe mit drei Brüdern auf. Nach ihrem Schulabschluss begann sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin. „Ich tanzte und feierte wie alle anderen jungen Frauen in meinem Alter auch, aber der Gedanke an ein Leben für Gott gefiel mir. An einem religiösen Wochenende packte mich dann endgültig folgender Ausspruch von Frère Roger Schütz auf einem Flyer: ‚Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es.‘“
Ihren dreiwöchigen Urlaub verbrachte Marianne daraufhin als „Kloster auf Zeit“ im Bergkloster Bestwig und der Wunsch, Ordensschwester zu werden, wurde immer stärker. So lebte sie zunächst dort als Postulantin und wurde 1985 eingekleidet. „Ich durfte drei Namen vorschlagen. Bei der Einkleidung hieß es dann von unserer Generaloberin: ‚Als Schwester Bernadette Maria nehmen wir Sie gerne in unsere Ordensgemeinschaft auf.‘ Ich freute mich sehr über diesen Namen, denn ich war kurz vor meinem Eintritt ins Kloster in Lourdes. Dort lebte die heilige Bernadette.“ Zwei Jahre später legte die Ordensschwester ihre Gelübde zuerst für zwei und danach noch einmal für drei Jahre ab. „Nach insgesamt acht Jahren folgte die Ewige Profess, denn da war ich mir sicher zu wissen, wo ich hingehöre.“
Foto oben rechts: Das Bergkloster in Bestwig ist das Mutterhaus der Ordensschwestern
Nach dieser Zeit absolvierte sie eine weitere Ausbildung zur Krankenschwester und arbeitete nach dem Examen auf der Intensivstation im Gertrudis-Hospital Westerholt. „Die medizinischen und pflegerischen Leistungen waren sehr gut, aber mir fehlte Zeit für die Patienten, Zeit, um Sinnfragen und auch ethische Themen mit ihnen zu besprechen.“ Ihr geistlicher Begleiter, Weihbischof Josef Voß, der Bernadette Maria 20 Jahre lang begleitete, bestärkte sie darin, sich in Köln bei der Caritas Akademie für einen KSA- Kurs als klinische Krankenhausseelsorgerin zu bewerben. „Ich wurde angenommen und absolvierte mein Praktikum in Dorsten, daher kannte ich das St. Elisabeth-Krankenhaus bereits. Zeitgleich studierte ich Theologie im Fernstudium, da dies für die Tätigkeit als Krankenhausseelsorgerin verlangt wurde. Ich hatte aber nie den Wunsch zur Priesterin geweiht zu werden.“
Foto oben rechts: Sr. Bernadette Maria auf ihrem 25-jährigen Ordensjubiläum
Nach Beendigung der seelsorgerischen Ausbildung arbeitete Sr. Bernadette Maria sieben Jahre als Klinikseelsorgerin in der Uniklinik in Essen. Sie wäre gerne dort geblieben, denn sie war in der Gemeinde ehrenamtlich sehr aktiv. „Aber der Orden hatte andere Pläne für mich. Also zog ich ins ‚kleine‘ Dorsten und begann am 1. Oktober 2012 meinen Dienst im St. Elisabeth Krankenhaus“, erzählt mir Bernadette und fährt fort: „Es war natürlich ein Riesenunterschied zu der Uniklinik, aber ich fühle mich hier sehr wohl und wurde von Anfang an sehr gut aufgenommen von Kollegen, Patienten und den Gemeindemitgliedern.
Ich gehöre zum Pastoralteam von St. Agatha und mir ist in der seelsorglichen Arbeit u. a. die Ökumene sehr wichtig. Alle Menschen haben Ängste und Unsicherheiten und der liebe Gott führt mich zu ihnen. Viele Gottesdienste gestalte ich daher zusammen mit einem evangelischen Pfarrer oder einer evangelischen Pfarrerin aus dem Dekanat Dorsten, die ich alle sehr schätze.“
Zum Abschluss unseres Gespräches betont Schwester Bernadette noch einmal: „Mein Glaube ist ein Geschenk und der starke Glaube an die Auferstehung hilft mir bei den Gesprächen, sonst könnte ich die Hoffnung und die Zuversicht auf ein Leben nach dem Tod auch nicht vermitteln.“
Foto oben rechts: Beim Lichterfest gibt es von Sr. Bernadette leckere Champignons
Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak und privat