Mehr als nur ein Muskel

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Mehr als nur ein Muskel

Die Dorstener Kardiologie behandelt (mit) Herz

Fast jeder Mensch kann auf Anhieb sagen, wo sein Herz sitzt. Bei der bildlichen Darstellung findet es sich jedoch weit abgeschlagen jenseits der Realität wieder und wird als rotes Herzsymbol  gezeichnet. Grund genug für mich, mich mit Dr. med. Jan Bernd Böckenförde, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Fachbereich Kardiologie und internistische Intensivmedizin zu einem Gespräch über unser besonderes Organ zu treffen.

Foto: stock.adobe.com/ IBEX.Media

Martina Jansen (Redakteurin Lokallust Dorsten): Wir Nichtmediziner sehen das Herz ja oft als den Sitz der Seele an, als einen Ort der Gefühle. Was sehen Sie in dem Herzen Herr Dr. Böckenförde? Einen Muskel? Eine Pumpe?
Dr. Böckenförde: Für mich als Mediziner ist das Herz schon etwas Besonderes. Aber nicht nur in Hinsicht auf Gefühle, sondern für mich ist es das zentrale Organ des Blutkreislaufs, das uns am Leben erhält. Und das, obwohl es nur faustgroß ist.

Haben wir einen Einfluss darauf, unser Herz gesund zu erhalten?
Dr. Böckenförde:
Gewichtsreduktion, Vermeidung von Diabetes, geistige sowie körperliche Bewegung, Rauchverzicht, gute Cholesterinwerte und eine gesunde Ernährung tragen generell zu einem gesunden Körper bei, von dem natürlich nicht nurdas Herz profitiert. So können Sie mit diesen Maßnahmen das Risiko eines Schlaganfalls und des Herzinfarktes deutlichst senken.

Betreffen Herzerkrankungen hauptsächlich ältere Menschen?
Dr. Böckenförde: Wir haben seltener jüngere Patienten bei uns auf der Station. Sie sind dann meistens erblich vorbelastet. In der Hauptsache behandeln wir Frauen und Männer ab dem 40. Lebensjahr, die durch ein frühes Eingreifen beispielsweise bei Herzschwäche, Durchblutungsstörungen oder Verkalkungen des Herzens immer älter werden. Heilen können wir sie jedoch nicht.

Das heißt jetzt was?
Dr. Böckenförde: Im Gegensatz zu einem Knochenbruch, der vollständig abheilt, können wir Kardiologen lediglich die Symptome mildern und die Begleitumstände verbessern. Setzt der Patient mit Bluthochdruck zum Beispiel die Medikamente ab, so kehrt beispielsweise der hohe Blutdruck zurück.

Welche Möglichkeiten haben Sie denn hier generell Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zu behandeln?
Dr. Böckenförde: Mittels EKG und Herz-Ultraschall und weiterer kardiologischer Bildgebung, wie MRT und CT und invasiver Koronarangiographie, können wir unter anderem Herzschmerzen, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen sowie Entzündungen des Herzens bis hin zum akuten Herzinfarkt abklären und natürlich auch therapieren. Auch die medikamentöse Einstellung eines hohen Blutdrucks sowie die Behandlung von Gefäßveränderungen einschließlich des Schlaganfalls gehört zu unserem Behandlungsspektrum.

Foto oben rechts: CA Dr. Jan Bernd Böckenförde

Da Sie sich nicht selbst in den Mittelpunkt stellen, spreche ich Sie jetzt direkt auf die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation an.
Dr. Böckenförde: Ja, diesen besonderen Eingriff, die TAVI, führe ich zusammen mit unseren Kooperationspartnern bei einer Aortenklappenstenose in der Uniklinik Essen durch.

Ich habe von einem neuen Verfahren gehört, dem Eventrecorder, der bei Herzrhythmusstörungen die Werte auf einem Mikrochip speichert.
Dr. Böckenförde schmunzelt:
Seit zwanzig Jahren setzen wir diese Methode ein, als neu würde ich sie daher nicht bezeichnen. Aber es hat sich sehr viel in technischer Hinsicht getan. Bei dem kurzen Eingriff wird ein kleines Gerät unter die Haut gesetzt, das ein EKG schreibt. Erleidet der Patient beispielsweise eine Bewusstlosigkeit und wacht aus dieser auf, so kann er seinem Eventrekorder befehlen, die zuvor letzten 10 Minuten in Form eines EKG´s einzufrieren und wir können die Daten hier auslesen.

Und zum Tag der offenen Tür steht ja zusätzlich der neue Linksherzkathetermeßplatz, den Sie mir eben gezeigt haben, zur Verfügung. Dass dieser Raum einmal steril wie ein OP sein wird, kann ich mir jetzt schlecht vorstellen.
Dr. Böckenförde lacht: Da kann ich Sie aber beruhigen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir termingerecht perfekte sterile OP-Verhältnisse vorfinden werden. Zuvor findet jedoch eine offizielle Hygieneabnahme statt und der Strahlenschutz wird die Räume ebenfalls noch abnehmen.

Gab es in ihrer Klinik nicht schon einmal diesen Meßplatz?
Dr. Böckenförde: Richtig, von 2000 bis 2007 hatten wir einen Herzkathedermessplatz. Seit wir ihn geschlossen haben, sind wir mit unseren Patienten nach Marl ins Marien-Hospital gefahren, dort konnten wir die Untersuchungen durchführen. Nun ersparen wir den Dorstener Patienten jedoch die Fahrten und führen diese Untersuchungen sowie die notwendigen Eingriffe direkt wieder hier vor Ort durch.

Was sind das für Untersuchungen und Eingriffe?
Dr. Böckenförde:
Wir können beispielsweise mit der Röntgeneinrichtung mittels Kontrastmittel die Herzkranzgefäße darstellen und für den Fall, dass sie verengt sind, auch direkt mittels Ballons und Stents behandeln. Außerdem sind wir dann in der Lage, unseren Patienten im Herzkatheterlabor/Hybrid-OP Herzschrittmacher und Defibrillatoren zu implantieren.

Das hört sich wirklich zukunftsorientiert an. Besten Dank, Herr Dr. Böckenförde, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit mir über Ihr Fachgebiet, das Herz, zu sprechen.
Dr. Böckenförde: Sehr gerne, Frau Jansen.

Möchten Sie Dr. Böckenförde und sein Team persönlich kennenlernen? Am Tag der offenen Tür am 28. Oktober können Sie zwischen 11 und 16 Uhr den Kardiologen im entspannten Rahmen Fragen stellen, den Neubau mit der neuen Kardiologieabteilung sowie das komplette Leistungsspektrum inklusive des neuen Linksherzkatheter-Messplatzes kennenlernen oder ihr Risiko für die Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems einschätzen lassen.

Kontakt
St. Elisabeth-Krankenhaus Dorsten
Klinik für Innere Medizin, Fachbereich Kardiologie und internistische Intensivmedizin
Chefarzt: Dr. med. Jan Bernd Böckenförde
Sekretariat Telefon: 02362 2955200
E-Mail: kadiologie.dorsten@kkrn.de

Text: Martina Jansen
Fotos: KKRN

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