Matthias Feller: ein Sparkassendirektor im (Un-) Ruhestand

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

Matthias Feller: ein Sparkassendirektor im (Un-) Ruhestand

Christian Sklenak und ich sitzen in einem schönen naturbelassenen Garten in Holsterhausen, im Hintergrund sprudelt ein Brunnen, der Kaffeetisch ist reichhaltig gedeckt.

Doch wir sind nicht privat eingeladen, wir sind zum Gespräch bei Matthias Feller, Sparkassendirektor im (Un-)Ruhestand.
Der Hausherr empfängt uns freundlich strahlend im bunten Hemd und Jeans. Welche ein Kontrast zum Anzug, den Matthias Feller bis vor kurzem tagtäglich trug. Ein völlig anderer Typ Mensch steht vor uns und das sehe ich auch im Gespräch. Während mir der sympathische Holsterhausener von seiner früheren Arbeit erzählt, ist er noch ganz der Bänker. Das ändert sich aber schlagartig, als wir private Themen besprechen. Die Mimik, die Gestik und die Haltung sind jetzt viel offener, privater halt.
23 Jahre lang war Matthias Feller als Direktor das Gesicht der Sparkasse in Dorsten, nun hat er seinen verdienten Ruhestand angetreten. Sein beruflicher Weg bestand aus mehreren Stationen: Auf seine Ausbildung zum Bankkaufmann folgten 15 Monate Bundeswehr und einige Aufgaben sowohl in der Zentrale in Recklinghausen als auch in der Filiale in Dorsten. „Ich habe Herausforderungen nie gescheut, mich jedoch auf die höheren Stellen nicht beworben, ich war dafür jedes Mal vorgesehen“, erinnert er sich und fährt fort: „Seit einigen Jahren gibt es bei der Sparkasse keinen Krawattenzwang mehr, dennoch habe ich sie weiterhin getragen. Geldgeschäfte sind Vertrauenssache und ein Anzug mit Binder drückt Seriosität aus. Und darüber hinaus ist es das einzige modische Accessoire, das ich trage und dafür gebe ich auch schon mal mehr Geld als gedacht aus.“

Foto oben trechts: Matthias Feller empfängt uns freundlich lächelnd in seinem Zuhause

Fast drei Monate ist sein letzter Arbeitstag nun schon her, aber so richtig angekommen ist der Ruheständler noch nicht. „Ich kam noch gar nicht wirklich dazu, meine freie Zeit zu genießen.“
Freie Zeit gab es für Matthias Feller in den ersten acht Wochen seines Ruhestandes auch nicht. 2004 wurde er ins Kuratorium der St. Elisabeth-Stiftung berufen und war in dieser Position ehrenamtlich an der kürzlich erfolgten Fusion der KKRN mit der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH zur KERN zeitlich stark eingebunden. „Aber mittlerweile kann ich immer mehr abschalten und beginne meinen Ruhestand zu genießen. Dennoch werde ich auch weiterhin ehrenamtlich tätig sein, beispielsweise mit dem Vorstand des Kunstvereins Virtuell Visuell.“
Für seinen Abschied wünschte sich Matthias Feller ursprünglich keine große Abschiedsfeier. „Ich musste jedoch einsehen, dass ich mich dagegen nicht wehren konnte. Ich beschloss daraufhin, dass mein Abschied im Bürgerpark Maria Lindenhof stattfinden und mein letzter Arbeitstag einen Tag später beim Familienfest der Sparkasse sein sollte.“ Da die Sparkasse Vest sowohl den Lippe Polder Park als auch im Anschluss den Bürgerpark wesentlich mitfinanziert(e), war der Ort für den Abschied passend gewählt. „Ich bin sowieso ein emotionaler Typ, aber an dem Tag waren meine Emotionen noch stärker vorhanden“, gesteht der sympathische Holsterhausener, als er an die vielen Gratulanten denkt.
Er fährt fort: „Die Oude Marie im Park ist ein guter Anlaufpunkt für unsere Bürger mit einer großen Anzahl unterschiedlicher Konzerte und Veranstaltungen. Ich bat daher, anstelle von Geschenken, dem Verein Bürgerpark Maria Lindenhof Geld zu spenden.“ Diese Spenden gab der Vereinsvorsitzende Johannes Kratz an den Künstler Alex Kinzel weiter, der mit Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule Wulfen ein großes Wandgraffiti an die Wand der Lagerhalle im Bürgerpark sprayte.

Foto oben rechts: Emotionaler Abschied im Bürgerpark: Matthias Feller umarmt Sparkassen-Chef Dr. Michael Schulte
Foto: Oliver Borgwardt

Wir lassen uns während des Gespräches den vom Hausherrn selbst gebackenen Quittenkuchen weiter munden, da fällt mein Blick auf ein Glas „Holsterhausener Honig“. „Den haben wir kürzlich erst selbst geschleudert“, zeigt der 65-Jährige auf drei Bienenstöcke, die hinter uns stehen. „Meine Frau und ich haben uns die Kenntnisse der Bienenzucht vor vier Jahren selbst beigebracht. Es ist nicht nur damit getan, ein Volk in den Garten zu setzen und es sich ansonsten selbst zu überlassen. Es bedeutet viel mehr Verantwortung und zum Glück übernimmt Jutta den Bärenanteil an der Arbeit.“

Foto oben rechts: Im Garten trägt Matthias Feller, wenn es sein muss, auch gerne den Imkerschutzanzug

Beim Gang durch den Garten fallen mir mehrere kleine Sitzgelegenheiten auf. Auf einem Tisch liegt ein dicker Schmöker. „Hier sitze ich sehr gerne und lese, dabei interessieren mich besonders historische Romane, Thriller und sogenannte Hochliteratur. Ich blättere aber auch gerne in Bildbänden, denn Architektur interessieren meine Frau und mich ebenfalls“, erklärt der ehemalige Bänker. „Im Urlaub achten wir darauf, wie die jeweiligen Städte alte Bausubstanz wertschätzen. Aber natürlich sehen wir auch bei Bausünden nicht weg.“ „Und mit welchen Blick gehen Sie durch Dorsten“, möchte ich von meinem Gesprächspartner wissen. „Dorsten hat nach dem Zweiten Weltkrieg eine sehr liebenswerte Innenstadt aufgebaut. Mit diesen Bauten gehen wir respektvoll um. In den letzten fünf Jahren durfte ich in einem Arbeitskreis unsere Stadt mitgestalten, was mich auch jetzt immer noch erfreut.“
Zum Abschluss unseres Gespräches schaue ich noch einmal bewundernd auf den Naturgarten. Matthias Feller sieht meinen Blick. „Unsere Umwelt liegt mir sehr am Herzen, daher achte ich in unserem Garten auch darauf, dass Insekten Nahrung finden. Naturschutz war bereits in meinem Elternhaus ein großes Thema und das habe ich auch meinen Kindern vermittelt. Ich mache mir diesbezüglich große Sorgen um die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder.“
Mit dieser Sorge steht Matthias Feller in der heutigen Zeit leider nicht alleine da.

Foto oben rechts: Mit einem Buch und einem Kaffee kann Matthias Feller seinen Ruhestand genießen

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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