„Maskierte Herzen“
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
"Maskierte Herzen"

Debütroman der Deutenerin Joana Hardt
Als ich zum ersten Mal von Joanas Buch hörte, ging ich davon aus, dass es eine typische Liebesgeschichte zweier Teenager oder Twens wäre. Aber weit gefehlt. Der Inhalt, aber auch die Entstehungsgeschichte haben mich überrascht.
Joana hatte bereits in ihrer Jugend gerne Kurzgeschichten geschrieben, von daher ist es nicht verwunderlich, dass sie jetzt auch ein eigenes Buch veröffentlichte. „Während ich mittlerweile über die Liebesgeschichten, die ich mit zwölf Jahren schrieb, schmunzeln kann, stehe ich jetzt absolut zu meinem Buch beziehungsweise zu der Geschichte dahinter“, erzählt mir die 23-Jährige.
Durch ihre Zugehörigkeit zu der LGBTQ+-Community nahm sie 2019 zum ersten Mal am Christopher Street Day teil, worüber sie auch einen Blogeintrag verfasste. Leider bekam Joana, und das ist für mich in der heutigen Zeit einfach unfassbar, teilweise sehr negative Kommentare als Reaktion. „Das war schon verletzend, es hat mich irgendwie stärker gemacht, mich aber auch dazu gebracht, mich zurückzuziehen“, gesteht mir die junge Deutenerin.
Foto oben rechts: Joana Hardt

Erst in der Uni wurde sie wieder offener und fand unter anderem ihren Weg zurück zur Fotografie. „Ich liebe alles, was mit Kreativität zu tun hat, sei es Malen, Basteln, Schreiben oder Fotografieren. Hier kann ich mich ausleben und experimentieren.“
An der Uni lernte Joana drei Kommilitoninnen kennen, die mittlerweile zu Freundinnen geworden sind. Die vier veranstalteten untereinander Schreib-Challenges, in denen sie jeweils fünf Symbole oder fünf Wörter in ihre Geschichten einfließen lassen mussten. Und um es kurz zu machen: Aus einer dieser Herausforderungen entstand die Idee ihres Debütromans. Roter Stift, Weinberg und Einsamkeit waren die, in diesem Fall nur drei, Stichpunkte, um die sich die Geschichte ranken sollte. Von dem siebenseitigen Ergebnis waren nicht nur Joanas Freundinnen begeistert, sodass die Studentin immer mehr Kurse zum Thema Schreiben belegte. „Ich lernte viel dazu, aber blieb dennoch weiterhin meinem eigenen Schreibstil treu. Nur schreibe ich jetzt auf einem höheren Level.“
Die Charaktere ließen die junge Autorin nicht mehr los, sie schrieb weiter, baute die Handlung aus und arbeitete 14 Monate lang an ihrem ersten Buch. Allerdings schrieb sie dabei die einzelnen Kapitel nicht in chronologischer Reihenfolge. So stellte sie ihr zuerst geschriebenes Kapitel ganz unorthodox fast ans Ende der Geschichte.
Foto oben rechts: Joanas Debütroman
Foto: wort:laut

Joanas Netzwerk wurde größer, sie bekam immer mehr wertvolle Unterstützung, um bei Instagram Fuß zu fassen, bei der Covergestaltung und dem Lektorat, und sie traf Michael Bokelmann wieder. „Michael hat mit seiner Agentur für mich ein wenig die PR-Arbeit in Dorsten übernommen und zeigt mir damit, dass er meine Arbeit wertschätzt“, freut sie sich.
„Joana war Teilnehmerin zweier Seminare, die ich an der Uni in Essen gebe. Und sie gehörte von Anfang an zu den interessierten Studentinnen“, berichtet mir Michael. Der Dozent für Kommunikationswissenschaft fährt fort. „Ich bin mit meiner Familie erst kürzlich nach Dorsten gezogen und es ist schon ein irrer Zufall, dass sie nun meine Nachbarin ist. Joana ist wirklich motiviert und ich freue mich, wenn sie Gas gibt. Daher unterstütze ich sie natürlich auch gerne ein wenig.“
„Maskierte Herzen" handelt von Alex und Caleb, zwei homosexuellen Jungen, die unter dem Druck von außen ihre Liebe nicht leben können. „Ich habe nicht nur anonymisierte Erfahrungen anderer gleichgeschlechtlicher Liebespaare mit eingebunden, auch meine eigenen Erfahrungen, wie es ist ‚anders‘ zu sein, sind mit eingeflossen“, verrät mir Joana. „Mein Buch handelt von den inneren Kämpfen junger Menschen, die sich zwischen gesellschaftlichem Druck und ihrem eigenen Ich behaupten müssen. Es geht darum, die eigene Maske abzulegen und wirklich zu leben.“
Der Inhalt des Debütromans ist harte Kost, deswegen empfiehlt Joana das Buch auch erst ab 18 Jahren zu lesen. „Es behandelt Themen wie suizidales Verhalten, häusliche Gewalt, Hass, sexuelle Diskriminierung und Homophobie. ‚Maskierte Herzen‘ ist sehr gesellschaftskritisch und das tragische Ende der Geschichte zeigt, dass die Bedürfnisse und Rechte der LGBTQ+-Community nicht totgeschwiegen werden dürfen. Wenn wir nicht über Tabuthemen reden, dann ändert sich auch nichts“, betont die sympathische Autorin.
Foto oben rechts: Joana geht gerne mit ihrem Hund spazieren

Joana bindet gerne die Natur mit ein. „Sie kann von gruselig bis herrlich sonnig sein, zudem verwende ich auch sehr gerne Metaphern. Das zeigt sich auch in der Geschichte von Alex und Caleb. Der Weinberg, in dem die beiden jungen Männer anfangs eine unbeschwerte Zeit genießen konnten, wird später zu einem Ort der Einsamkeit.“
Joana hat sich bewusst gegen einen Verlag entschieden, denn sie möchte die Kontrolle über ihr Buch behalten, was ich gut verstehen kann. Auch ihr zweites Buch wird sie im April oder Mai als Selfpublisher veröffentlichen. Es ist quasi als Entschuldigung für die tragische Liebesgeschichte gedacht. Nun jedoch mit einem Happy End.
„Maskierte Herzen" ist unter anderem bei Tredition, Amazon und Thalia als Print- und E-Book erhältlich. Wer Joana und ihre Arbeit verfolgen möchte, kann ihr gerne auf Instagram folgen (@joana_hardt).
Foto oben rechts: In der Natur beim Spazierengehen fallen mir oft die Dialoge zwischen Alex und Caleb ein
Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak