Kennen Sie Dorsten?

Durstina, Durstinon und die Freiheitsstatue

Wissen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, was die obengenannten drei Begriffe mit Dorsten zu tun haben? Durstina und Durstinon sind ja fast selbsterklärend, aber welche Verbindung hat die Freiheitsstatue zu Dorsten? Gästeführer Heinz Winter hat die Antworten darauf bei seiner Stadtführung „Dorsten - Stadt am Wasser“.

„Ursprünglich hatte ich keine besondere Affinität zum Wasser“, beginnt Heinz Winter. „Als ich jedoch den Aufbau der Aak ehrenamtlich für den Orts- und Heimatverein begleitet und dokumentiert habe, war mein Interesse zumindest schon geweckt.“ Als ehemaliger Bankkaufmann bei der Sparkasse Vest in Marl lag es für viele Mitglieder wohl nahe, ihn auch zum Kassierer des Vereins zu wählen.
Die Dorstener Aak, ein Flachbodenschiff, wurde damals von Schiffsbauern im Lippetal gebaut, daher auch noch der Name „Schiffbauerstraße“, und parallel zum Ufer durch den Fluss gezogen. Heute steht eine Nachbildung der Aak vor dem Freizeitbad Atlantis. Hier startet Heinz Winter seine Stadtführungen. Aber ich greife vor.

Foto oben rechts: Gästeführer Heinz Winter

Zum zweiten Mal kam der heute 73-Jährige mit dem Thema „Wasser“ im Zusammenhang mit der Wincks-Mühle in Berührung. „Ich sehe zurzeit noch die Unterlagen der Mühle ein, die bis 1970 in der Nähe des Amtsgerichtes stand, und bereite die Schriftstücke auf. Leider ist sie samt großem Teich einfach vom Erdboden verschwunden“, bedauert der Feldmärker.
Das Thema Wasser stand jedoch für Heinz Winter nicht im Vordergrund, sondern die Stadthistorie. „Mich interessieren generell die Geschichten der Städte. Ich komme ursprünglich aus Mecklenburg-Vorpommern, bin in Gelsenkirchen-Buer aufgewachsen, bin aber sehr oft in meiner alten Heimat zu Besuch gewesen. 1991 habe ich aus Spaß Freunden Rostock gezeigt und auf historische Begebenheiten aufmerksam gemacht. Später weitete ich meine Führungen aus auf Wismar und Doberan/Heiligendamm. Sie fanden allerdings nur im Freundeskreis statt.“

Foto oben rechts: "Dorsten liegt mir als Stadt am Herzen, daher zeige ich sie gerne meinen Gästen.“ (Heinz Winter)

Jahrzehnte später las der historisch interessierte Rentner in der Lokallust einen Bericht über Gästeführerin Petra Eißing. Die Geschichte über sie endete damit, dass die Stadtagentur neue Stadtführer suchte. „Auch da dachte ich noch nicht daran, mich dafür zu bewerben. Erst Petra brachte mich auf diese Idee und nach einiger Zeit des Nachdenkens sagte ich schließlich zu. Ich wollte aber dennoch weiterhin genug Zeit für meine Frau, meine Kinder und Enkelkinder haben.“
Hilfreich zur Seite standen Heinz Winter in dieser Zeit sowohl die Stadtführerin als auch Heinz Kleine-Vossbeck. „Beide geizen absolut nicht mit ihrem Wissen und teilten es gerne mit mir“, freut sich der Stadtführer.
So vorbereitet startete Heinz Winter 2023 in seine erste Führung und verknüpfte sein Interesse an Dorstens Historie mit Geschichten und Wissenswertem rund ums Wasser. Dabei sind seine Themen vielfältig: Lippe und Kanal, Wasserwerke, Kohlehafen, Hochstadenbrücke, Kanalbäder oder auch Dorsten, die kleine Hansestadt. Langweilig wird es auf seinen Rundgängen sicher nicht, zumal er auf die Fragen und auch auf die Wünsche seiner Gäste eingeht.
Heinz Winter startet seine Touren stets an der Aak, die aufgrund eines Wasserschadens zurzeit jedoch nicht begehbar ist, und geht dann in der Zeit weit, sehr weit zurück hin zur Bauernschaft Durstina nördlich und den Einzelgehöften Durstinon, südlich der Lippe. Für die Bewohner war es eine große Herausforderung mitten im Wald zu siedeln. Da die Lippe nicht eingedeicht war und somit ihr Bett regelmäßig änderte, suchten die Menschen damals nach hochwassersicheren Orten. 
„Mir liegt Dorsten als Stadt am Herzen, daher zeige ich sie gerne meinen Gästen. Schauen Sie doch einmal auf die zweite Etage der Häuser in der Innenstadt. Es lohnt sich, denn Sie sehen Dorsten mit ganz anderen Augen und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sie dann auch die Freiheitsstaue in der Altstadt erblicken“, schmunzelt der Gästeführer.
Bei seinem zweiten Hobby beschäftigt sich Heinz Winter genau mit dem Gegenteil von Wasser, nämlich mit der Luft. Genauer gesagt mit Flugzeugen. Als Junge stieg er in den Modellbau aus Kunststoff und Papier ein und wechselte im Rentenalter zum Werkstoff Holz. Auf etwa 200 Exemplare ist seine Sammlung mittlerweile angewachsen. „Mich interessiert jedoch weniger der Bau an sich, sondern die Flugzeugdaten sowie die Geschichten dahinter.“ Und damit schließt sich der Kreis von der Luftfahrtgeschichte über die Stadthistorie hin zur Führung „Dorsten – Stadt am Wasser“.

Der nächste Termin für die Stadtführung Dorsten Stadt am Wasser findet am 28. September 2024 um 15 Uhr statt. Die Führung kostet 6,00 Euro pro Person. Diese Tour, aber auch private Führungen oder spezielle Kindertouren können Sie in der Stadtagentur unter 02362 663066 buchen.

Foto oben rechts: Heinz Winter mit einigen seiner 200 Flugzeugmodelle

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak