Inside Dorsten
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Inside Dorsten
Der Dorstener Stadtführer von Kindern für Kinder
Nicht nur für Iain, Sophia, Miriam, Felix, Linus, Lana und Jonas bleiben die Osterferien 2022 sicher lange in Erinnerung, auch für Janine Tollkötter war diese Zeit beruflich enorm wichtig. Für ihre Weiterbildung in Remscheid zur Medienpädagogin wählte sie als Projekt die Erstellung eines Kinderstadtführers. Sieben Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 12 Jahren stellen darin anderen Kindern und Jugendlichen ihre Lieblingsorte in Dorsten vor.
„Ich wollte den jungen Teilnehmern bewusst auch das historische Wissen über unsere Stadt spielerisch vermitteln“, erzählt die Fachangestellte für Medien und Informationsdienste. „Sie sollten zwar etwas lernen, dabei jedoch nicht bemerken, dass sie etwas lernen.“ Um einen guten Einstieg in das Thema zu bekommen, lud Gästeführerin Petra Eißing die sieben interessierten Schülerinnen und Schüler sowie Janine Tollkötter zu einem kindgerechten Stadtspaziergang ein. „Ich bat zwar alle ‚meine‘ Kinder Papier und Stift mitzubringen und mitzuschreiben, um später die exakten Daten ins Buch eintragen zu können, aber Petra Eißing gab uns so viele Informationen, dass sowohl ich mir als auch die Jugendlichen vieles nicht merken konnten.“
Ob sich die Stadtführerin so etwas schon dachte, da bin ich überfragt, Fakt ist jedoch, dass sie jedenfalls vorab einen Termin im Stadtarchiv für die Gruppe buchte. „Martin Köcher, der Leiter des Archivs, war sehr hilfsbereit und gab uns gerne weitere Informationen sowie die Jahreszahlen wichtiger Dorstener Ereignisse. Auch zeigte er uns ein altes Modell der Aak, die nachgebaut am Atlantis steht und die sich die Kinder auch als Lieblingsort ausgesucht haben“, erinnert sich die freundliche Mitarbeiterin der Stadtbibliothek.Nach Abschluss ihrer Ausbildung, die sie in der Bibliothek des Uniklinikums Münster absolvierte, zog die gebürtige Beckumerin vor sechs Jahren nach Hervest. In der Stadtbibliothek trat sie dann ihre erste Stelle nach der Ausbildung an.
Zwei Wochen lang trafen sich die Jugendlichen mit ihrer Kursleiterin täglich für jeweils drei Stunden. „Bevor wir zu den ausgesuchten Plätzen gingen, war mir wichtig, dass ich die ‚Jungreporter‘ über Bildrechte aufklärte. Dass sie Personen nicht ungefragt fotografieren, das war ihnen auch schon vorher klar“, berichtet die engagierte Fachangestellte.
Die sieben Stadtentdecker teilten sich ihre Aufgaben untereinander auf. So entwickelten Lana und Sophia die Piktogramme für die Einleitungsfotos, Iain und Miriam schrieben die Texte dazu und Felix, Iain und Jonas steuerten die passenden Fotos bei. „Ich musste mich anfangs zurückhalten, was mir oft schwerfiel, um mich nicht einzumischen, denn es sollte ja das Projekt der Kinder werden“, lacht die 27-Jährige. „Im Anschluss habe ich dann nur Tippfehler korrigiert und kontrolliert, ob auch die Quellenangaben stimmten, ohne die ein Text nicht kopiert werden darf“, fährt sie fort.
Bei der eigentlichen Gestaltung des Stadtführers, der Zusammenstellung der Texte und Fotos traf sich die kleine Gruppe regelmäßig in der Bibliothek oder in den PC-Räumen der VHS. Dort achtete Janine Tollkötter darauf, dass sie nach jeder halben Stunde eine kurze Tanzpause einlegte. So konnten sich die Kids auspowern, um anschließend konzentriert weiterzuarbeiten.
„Den Stadtführer zu erstellen kostete viel Zeit und Arbeit und ein großer Teil meiner Arbeit ist auch in der Bibliothek liegen geblieben, den ich natürlich nachholte“, berichtet die junge Dorstenerin. „Mein großer Dank geht daher an meine Kolleginnen, die mir den Rücken freigehalten haben.“
Entstanden ist ein 90-seitiger Stadtführer von und für Kinder mit ihren Lieblingsorten in Dorsten. Bei der Präsentation in der Bibliothek überraschte unser Bürgermeister Tobias Stockhoff die Kinder mit Einladungen für die gesamte Familie ins Freizeitbad Atlantis und natürlich auch mit je einem gedruckten Exemplar des Stadtführers zur Erinnerung. Ein weiteres Exemplar ist in der Stadtbibliothek ausleihbar.
Eine wichtige Erkenntnis zog Janine Tollkötter zum Schluss noch aus Ihrem Projekt: „Ich verschenke nie wieder Flummis in einem PC-Raum mit Monitoren und Fernsehern“, lacht sie und ist immer noch heilfroh, dass in den Räumen der VHS die Geräte heil geblieben sind.
Foto oben rechts: JanIne Tollkötter
Text: Martina Jansen
Foto: Christian Sklenak