Im Focus: Der Klimawandel
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Im Focus: Der Klimawandel
Maritime Forschung in den Weltmeeren
Auf Einladung der FamilienBildungsStätte Dorsten/Marl und der Biologischen Station in Lembeck hielt Professor Dr. Frithjof Küpper in der Aula der Realschule St. Ursula am 7. Mai einen interessanten Vortrag über den bestehenden Klimawandel. Da auch das Interesse bei den Dorstenern entsprechend hoch war, schauen wir diesen Monat einmal über Dorstens Tellerrand und berichten über den Meeresbiologen aus Marl.
Professor Küpper kehrt regelmäßig zu seinem Zweitwohnsitz in seiner Heimatstadt zurück, ansonsten ist er in Schottland zuhause. Dort leitet er seit 2011 den Lehrstuhl für marine Biodiversität an der University of Aberdeen, Scotland, UK und zählt zu den weltweit anerkannten Meeresbiologen. Bis er jedoch dort „landete“, standen natürlich vorher sein Abitur in Marl sowie das Studium der Biologie in Konstanz auf seinem Programm. Viel Zeit verbrachte er damals in Frankreich, wo er einen Großteil seiner Forschungen durchführte. 2001 promovierte er und kann seitdem die beiden wissenschaftlichen Bezeichnungen „Dr. rer. nat.“ sowie den französischen Titel „Dr. ès Sciences“ tragen.
Foto oben rechts: Professor Dr. Frithjof Küpper Auge in Auge mit einem Pinguin
Als Postdoktorand verschlug es ihn zunächst nach Santa Barbara in Kalifornien, bevor 2011 Schottland seine Heimat wurde. Hier arbeitete er im Meeresforschungsinstitut, blieb seinem zentralen Thema „maritime Pflanzen und Algen“ von Anfang an treu und unterrichtet dieses an der Uni in Aberdeen. „Ich forsche, wie sie auf Stress, und das beinhaltetet erhöhte Temperaturen und den veränderten Salzgehalt der Meere reagieren und wie sie sich verändern“, erklärt mir der Biologe. „Der Klimawandel hat längst eingesetzt und lässt sich nicht mehr leugnen. Extreme Hitze und Dürre sind die deutlich sichtbaren Anzeichen. Wir haben in Deutschland in diesem Jahr zum ersten Mal seit Jahren wieder ein Frühjahr mit jahreszeitlich normalen Niederschlägen“, fährt der 50-Jährige fort.
Foto oben rechts: Professor Dr. Frithjof Küpper
Regelmäßig reist der Professor zu Forschungszwecken zu den heißesten und kältesten Weltmeeren, dem Persischen Golf, dem östlichen Mittelmeer, sowie Arktis und Antarktis. Erst vor ein paar Tagen ist er von einem vier Wochen dauernden Projekt aus der Arktis zurückgekehrt. Auch wenn sowohl in der Arktis als auch in der Antarktis Eis vorherrscht, sind beide Pole doch völlig unterschiedlich. „In der Antarktis, dem Südpol, werden Pinguine, die nur dort leben, nicht gejagt, sie laufen uns quasi über die Füße. In der Arktis sah ich nur tote Robben. Sie sind dort auf der Hut, denn sie werden sowohl von den dort lebenden Eisbären, als auch von den Einwohnern, den Inuit, an den Atemlöchern gejagt. Wegen der Eisbären durften wir hier auch nur mit einer Schusswaffe ins Freiland gehen.“
Foto oben rechts: Eisbärspuren auf der Bylot-Insel in Kanada
Die Inuit leben nicht mehr wie früher, sondern produzieren Müll wie wir und verbrauchen ebenso Energie. Ihr Müll landet in einem alten Steinbruch, der Wind trägt das Plastik dann ins Meer. „Das geht mich nichts an“, denken wohl nur noch an einige Unbelehrbare, denn irgendwann landen die Plastikteilchen wieder bei uns, mit dem Fisch, den wir essen möchten, auf unserem Teller. „Da die Inuit von sich aus keine Chance haben, etwas an dem Zustand zu ändern und vor Ort keine Möglichkeit haben zu recyclen, versuchen wir Lösungen zu finden und aufzuzeigen.“ Die Lösung ist einfach: Keine Leerfahrten und -flüge, voll mit der Fracht hin, mit dem sortierten Müll wieder zurück. Das Recyclen findet dann in den dicht besiedelten Bereichen im Süden Kanadas statt.
Professor Dr. Küpper fährt fort: „Hier in der Arktis zeigt sich der Klimawandel besonders. Er ist die zentrale Schicksalsfrage für das Fortbestehen der Zivilisation. Die Menschheit muss dieses Problem lösen“.
Foto oben rechts: „Wo ist das Eis geblieben?“, scheint sich der Pinguin in der Arktis zu fragen
Seine nächste Tour geht es nach Zypern, wo die Einwohner zu 80 Prozent ihr Trinkwasser aus dem Meer beziehen. Aber die Meerwasserentsalzungsanlagen sind zum einen nicht klimaneutral, zum anderen erhöhen sie mit dem zurückgeleiteten Wasser lokal die Salzkonzentration des Mittelmeeres und schaden dort beispielsweise den Seegraswiesen. Dort erforscht der gebürtige Marler, wie die maritimen Lebewesen darauf reagieren. „Ich empfinde es als absolutes Privileg im Rahmen meiner Arbeit zu reisen, zu forschen und dazu beizutragen, dass sich in der Welt etwas ändert.“ Und trotz aller negativen Nachrichten schöpft Professor Frithjof Küpper Hoffnung: „Es gibt Lösungsansätze. Wir haben eine Chance und sollten sie nutzen“.
Foto oben rechts: Eine Robbe durchstreift die Algenwälder
Text: Martina Jansen
Fotos: privat