400 Gramm Edelmetall
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
400 Gramm Edelmetall
Erste Schritte mit meinem neuen Knie
Bei den Werten von knapp 400 Gramm und anderthalb Stunden denkt ein Feinschmecker sicherlich an ein saftiges Steak in einem Mehrgänge-Menü, für mich bedeuten diese Zahlen den Schritt in ein neues Leben und das im wahrsten Sinne des Wortes: Ich habe ein neues Kniegelenk bekommen.
„Ach, das wird schon wieder, morgen sind die Schmerzen weg.“ Jahrelang habe ich mir selbst etwas vorgemacht und die OP des notwendigen Knieersatzes immer und immer wieder verschoben. Aber es kam der Zeitpunkt, da konnte ich trotz „Spucke und Pflaster“ nicht mehr laufen.
Auch wenn das Gras beim Nachbar grüner erscheint oder anders ausgedrückt, es die guten Ärzte überall, nur nicht in Dorsten zu geben scheint, wie oft behauptet wird, so habe ich mich bewusst für das St. Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten entschieden. Ich habe vollstes Vertrauen in das Können der hiesigen Orthopäden. Bei 450 erfolgreich Implantationen eines künstlichen Kniegelenkes pro Jahr haben PD Dr. med. Mike H. Baums, Chefarzt der Klinik für Chirurgie, Fachbereich Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie und sein Team die nötige Routine bei diesem Eingriff. Seine Zertifizierungen sowie die Listung 2023 im Focus als Topmediziner in der Kniechirurgie machten mir meine Entscheidung noch leichter.
Foto oben rechts: Ich bekam den rechten Gelenkersatz implantiert
Foto: stock.adobe.com/ Crystal light
Nach dem Aufnahmegespräch war ich umfassend aufgeklärt und wusste, was auf mich zukommen würde. Und ehe ich mich versah, legten der Orthopäde meines Vertrauens und ich einen Termin für die Endoprothese, wie das neue Knie in Fachkreisen genannt wird, fest. Jetzt ging es für mich ans Planen: Was brauche ich fürs Krankenhaus? Welche Termine muss ich verschieben? Wie groß muss mein Lebensmittelvorrat sein und wer könnte mich im Notfall fahren oder Besorgungen erledigen? Und was ist mit den Geschichten für die Lokallust? Ich möchte Christian ja nicht hängen lassen. Also hieß es für mich ab jetzt vorarbeiten und die Geschichten für die Ausgaben Februar bis einschließlich Mai vorbereiten.
Plötzlich war es März und drei Tage vor der geplanten Operation fanden bereits alle Aufklärungsgespräche mit den Ärzten, sämtliche Routineuntersuchungen sowie die Anmeldung fürs Krankenhaus statt. So konnte ich am Tag vor der OP erst einmal richtig in meinem Zimmer ankommen. Da ich seit meiner lange zurückliegenden Jugend Wert auf ein Einzelzimmer lege und dafür privatversichert bin, liege ich jetzt hier auf der Komfortstation. Hier kann ich gut gesund werden, stelle ich fest, auch nachdem ich die freundlichen und hilfsbereitenSchwestern und die Damen, die mir das Essen bringen, kennengelernt habe.
Foto oben rechts: So sieht es also nun in meinem Knie aus
Foto: KKRN
Am nächsten Tag ist es so weit. Das Edelmetall wartet darauf, endlich mein altes Knie zu ersetzen. 7:30 Uhr, es geht los. Im großzügig offen gelassenen Kittelchen, werde ich Richtung OP-Bereich geschoben. Auf dem Weg dorthin forderte ich noch schnell alle meine Organe auf, gut zusammenzuarbeiten, um schnell wieder fit zu werden. Nur mein viszerales Bauchfett ist kein Teamplayer und nimmt keinerlei Befehle entgegen. Aber das kenne ich ja bereits von den verschiedenen Diäten. Ich bin absolut nicht nervös, also bleibt während der OP-Vorbereitung Zeit zum Reden und Scherzen, bis mich der Anästhesist kurzerhand ins Reich der Träume schickt.
8:29 Uhr, der erste Schnitt. 9:46 Uhr, der letzte Faden wird abgeschnitten. Es ist vollbracht. Mein aufgrund einer Nickelallergie goldfarbig beschichtetes Knie ist einsatzfähig. 10:30 Uhr, mein erster Blick im Aufwachraum geht zur Uhr. Ich bin etwas irritiert, ist der Eingriff schon vorbei? Ich möchte die Bettdecke anheben, um nachzusehen, ob mein Bein verbunden ist, aber ich entscheide mich doch dafür, noch einmal meine Augen kurz zu schließen.
Eine Stunde später liege ich wieder in meinem Zimmer und habe Hunger. Ich hatte ja morgens kein Frühstück und ich muss essen, sonst komme ich ja nie wieder auf die Beine. Kaum gedacht, bringen mir die gutgelaunten „Stationsengel“ auch schon Blumenkohl und Röstis vorbei.
Ich fühle mich gut, habe keine Schmerzen und mein neues Knie fühlt sich nicht als Fremdkörper an. Leichte Panik kommt bei mir auf, denn ich muss zur Toilette, aber eine Schwester begleitet mich beim ersten Aufstehen. Ich darf voll belasten, aber die ersten Schritte sind eine Kopfsache. Hält mein Knie? Es hält! Kaum zu glauben. Vor acht Stunden lag ich noch in Narkose und nun laufe ich mit zwei Gehhilfen (man beachte das zweite „h“!) durchs Zimmer.
Am nächsten Tag kommt schon der Physiotherapeut und streckt und beugt mein Bein. Ich bin angespannt und bereit loszuschreien, wenn es weh tut, aber erstaunlicherweise spüre ich keine Schmerzen. Mal sehen wie es morgen sein wird, noch stehe ich ja unter „Drogen“.
Foto oben rechts: Mehrmals täglich wurde mein Knie mit dieser Maschine gebeugt
Foto: privat
Sowohl am nächsten, als auch an allen folgenden Tagen fühle ich mich sehr gut. Ich fühle mich sicher auf den Krücken, die OP ist gedanklich schon richtig weit weg. Meine positive Einstellung hier in guten Händen und nicht bloß eine Patientennummer zu sein und schnell wieder schmerzfrei laufen zu können, hat sicherlich auch zu diesem guten und schnellen Heilerfolg beigetragen.
Foto rechts: Hier in die Lounge schaffte ich es bereits kurz nach der OP von alleine
Foto: KKRN
Text: Martina Jansen