Grußwort zum Weihnachtsfest 2020 von Bürgermeister Tobias Stockhoff
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Grußwort zum Weihnachtsfest 2020 von Bürgermeister Tobias Stockhoff
Liebe Dorstenerinnen und Dorstener,
„Die Liebe will nichts von dem anderen, sie will alles für den anderen.“
mit diesem Zitat von Dietrich Bonhoeffer beginne ich zumeist meine Traureden als Standesbeamter, vor mir zwei Menschen, die einander Treue und Vertrauen, Beistand und Liebe versprechen wollen.
Weihnachten ist das Fest der Liebe. Ein besonderes Fest in diesem Jahr. Ein Fest, an dem wir einander Beistand und Vertrauen versprechen sollten, fest und ehrlich.
Dieses Weihnachtsfest wird enger, inniger und intensiver, für manche leider auch einsam. Wir feiern Weihnachten kontaktbeschränkt. Denn ein Virus breitet sich durch Kontakte immer schneller aus.
Dieses Virus hält seit Monaten die ganze Welt im Griff, Europa, unser Land, unsere Stadt und auch unsere Freundeskreise und Familien:
Uns fehlt die menschliche Nähe.
Uns fehlt das Zusammenkommen in der Familie.
Uns fehlen Kunst und Kultur, Musik und das gesellige Miteinander.
Aber damit das Virus nicht immer schneller von Mensch zu Mensch springt, müssen wir leider einander meiden, so gut es geht.
„Die Liebe will nichts von dem anderen, sie will alles für den anderen.“
Dieser Satz von Dietrich Bonhoeffer blickt für viele Paare in die Zukunft. Er macht Hoffnung. Dieser Satz verbindet darum die frohe Botschaft des Weihnachtsfestes mit allem, was in den letzten Monaten wichtig war, was wichtig wird für die Zukunft unserer Gesellschaft.
Christen auf der ganzen Welt glauben, dass Gott uns mit der Geburt seines Sohnes den Erlöser schenkt: Die größte Liebesgabe, die Gott uns machen kann. Ein Gottesgeschenk. Gott will mit diesem Geschenk nichts von den Menschen. Er will mit diesem Geschenk alles für die Menschen. Aus Liebe.
Gott verschenkt diese Liebe ohne Voraussetzung, ohne Erwartung, ohne Gegenleistung. Diese Liebe ist bedingungslos und grenzenlos. Dass Maria und Josef auf der Suche nach einem Nachtquartier an den Herbergen herzlos abgewiesen werden und Jesus Christus in einem ärmlichen Stall zur Welt kommt, sagt uns: Dieses Gottesgeschenk mag in Armseligkeit geboren sein – es ist umso größer.
Wahre Gottesgeschenke machen uns in dieser Zeit auch viele Menschen:
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krankenhäusern, Seniorenheimen, in der Alten- und Krankenpflege, in Arztpraxen und Wohnheimen – von der Ärztin bis zum Reiniger.
Beschäftigte in KiTas, Kindertagespflege, Schulen und (Weiter-)Bildungseinrichtungen – von der Lehrerkraft bis zu Tageseltern.
Bedienstete in Behörden und Sicherheitsorganisationen – vom Polizisten bis zur Müllwerkerin.
Haupt- und Ehrenamtliche in Kirchen, Vereinen, kulturellen, sozialen und sportlichen Gruppen – von der Pfarrerin bis zum Platzwart.
Arbeitnehmer in Unternehmen – vom Lehrling in der Tischerlei über den Verkäufer im Einzelhandel bis zur Chefin im Mittelstand.
Und an vielen anderen Stellen, wo Menschen unter erschwerten Bedingungen unseren Alltag aufrecht erhalten.
Viele, die sich schon vor Corona liebevoll um Menschen, um wichtige Aufgaben gekümmert haben, machen ihre Arbeit mit noch mehr Herzblut. Dafür danke ich, danken wir alle von Herzen.
Weihnachten, das Fest der Liebe, ruft uns auf zur Nächstenliebe. Diese Nächstenliebe können wir in diesen Tagen auf besondere, bis vor ein paar Monaten unvorstellbare Weise zum Ausdruck bringen:
Wir tragen Maske, um andere zu schützen, falls wir infiziert sind, ohne es zu merken.
Wir halten Abstand, um den Nächsten nicht zu gefährden.
Wir beachten Hygieneregeln, um unser Gesundheitssystem zu schützen.
Wir verzichten auf Geselligkeit, um den Lockdown zu verkürzen und Arbeitsplätze zu sichern.
„Die Liebe will nichts von dem anderen, sie will alles für den anderen.“
Nach diesem Satz von Dietrich Bonhoeffer tun wir auch in diesen Tagen mit Herz und Verstand etwas für unsere Nächsten, für unsere Mitmenschen. Wir erkennen dabei, dass diese verschenkte Nächstenliebe nicht weniger wird. Diese Liebe vervielfacht sich. Wenn wir uns gegenseitig schützen, dann ist Schenken auch ein Beschenkt werden.
Die Weihnachtsgeschichte zeigt uns, dass es Hoffnung gibt und sich am Ende die Liebe durchsetzt. Auch wenn manche kaltherzig und ohne Einsicht sind und dieser Liebe in ihrem Herzen und ihrem Verstand keine Herberge gewähren.
Wer der Liebe Herberge gewährt, der wird viele Möglichkeiten finden, auch auf Distanz Nähe zu schenken: Ein Plätzchengruß an der Tür, ein selbst gemaltes Bild, ein handgeschriebener Brief, ein Videotelefonat mit der Familie.
Nähe erleben werden wir an diesen Tagen auch zu uns selbst, denn wir bekommen Zeit geschenkt, Zeit zur Muße, Zeit zum Innehalten, Zeit zum Nachdenken. Eine Herausforderung für manche, die in Alltagshektik gefangen sind. Aber diese Zeit ist ein Geschenk, das nachhaltig und positiv wirken kann, wenn wir offen sind, es anzunehmen.
Wenn wir dieses Weihnachtsfest mit Verstand und Nächstenliebe feiern, mit wachem Geist und offenem Herzen, dann wird es vielleicht ein besonderes, ein merkwürdiges Fest. Aber wir dürfen dennoch voller Hoffnung feststellen:
Weihnachten fällt nicht aus!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen für das neue Jahr 2021!
Frohe Weihnachten – Und bleiben Sie bitte gesund!
Ihr
Tobias Stockhoff
Bürgermeister