Grußwort von Bürgermeister Tobias Stockhoff zum Osterfest
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Grußwort von Bürgermeister Tobias Stockhoff zum Osterfest
Liebe Dorstenerinnen und Dorstener, kennen Sie eigentlich das sogenannte Osterlachen?
Es bezeichnet den Brauch, in der Predigt an Ostern die Gottesdienstteilnehmer zum Lachen zu bringen. In einigen Regionen war es vom 14. bis 19. Jahrhundert ein fester Bestandteil des christlichen Brauchtums.
Lachen? Vielen von uns ist in diesen Tagen nicht zum Lachen zumute:
Die Kinder dürfen nicht in die KiTa, in die Schule, auf den Spielplatz oder zu Freunden.
Die Erwachsenen haben Sorge um ihre Gesundheit und die Gesundheit lieber Menschen. Sorgen sich um ihren Arbeitsplatz oder ihr Unternehmen.
In Medizin und Pflege und an vielen anderen Stellen kämpfen Mediziner und Pflegepersonal um das Leben anderer Menschen und sorgen für sie.
Und auch das diesjährige Osterfest wird anders sein:
Keine Teilnahme an der Feier der Heiligen Osternacht oder an einem festlichen Ostergottesdienst …
Kein großes Osterfrühstück mit der Familien …
Kein Ostereier-Suchen mit den Großeltern, den Neffen und Nichten und den Menschen, die uns lieb sind …
Kein Osterfeuer mit dem örtlichen Löschzug, dem Heimatverein oder der Nachbarschaft …
Covid19 oder Corona hat massive Auswirkungen auf unser Leben und unseren Alltag. Man könnte sagen: Unser Leben wurde dreimal auf Links gekrempelt.
Alle Maßnahmen sollen Menschen schützen. Auch in diesen Ostertagen, indem wir uns nicht in großen Gruppen treffen – auch nicht in der erweiterten Familie. Für diese Solidarität danke ich sehr herzlich.
Insbesondere an Ostern aber wird uns deutlicher und schmerzhafter denn je, wie wir die Nähe zu anderen, zu lieben Menschen vermissen.
Vielleicht kann uns gerade deshalb aber der Hintergrund für das Osterlachen eine Hilfestellung und ein Trost sein: Das Osterlachen ist Ausdruck der Osterfreude über den auferstandenen Christus. Nicht der Tod am Kreuz hatte das letzte Wort. Sondern die Auferstehung von den Toten. Überspitzt könnte man sagen: Wir lachen den Tod aus! Ein Auslachen also des scheinbar finalen Endes unseres menschlichen Lebens. Ein gleichsam mutiges und hoffnungsfrohes Zeichen, dass das Leben – wenn auch anders – nach dem Leiden weitergehen wird.
Liebe Dorstenerinnen und Dorstener,
unsere Stadt und ihre Menschen haben in vielen Jahrhunderten der Stadtgeschichte immer wieder Schicksalsschläge, Einschränkungen, Entbehrungen und Leid erfahren.
Vor 75 Jahren wurden viele Städte und Gemeinde unserer Region um das Osterfest 1945 herum durch alliierte Truppen vom Nazi-Terror befreit. Die Städte lagen in Schutt und Asche. Es herrschte Hunger, Not und Mangel am Lebensnotwendigsten. Wenn ich bei Altersjubilaren zu Besuch bin, erzählen mir die 90-Jährigen oft von diesen sehr prägenden Erfahrungen – manchmal unter Tränen. Sie berichten mir aber auch von großer Solidarität und Hilfsbereitschaft und von vielen kleinen Momenten des individuellen Glücks – und ihre Augen leuchten dabei.
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch diese Herausforderung gemeinsam meistern werden, weil ich weiß, dass wir, die Dorstenerinnen und Dorstener, mit Mut und Hoffnung in die Zukunft blicken können, wenn wir auf unsere Talente, unsere Solidarität, unsere Vernunft und unsere Kreativität vertrauen.
Ich erhalte in diesen Tagen viele farbenfrohe Bilder und Fotos von Kindern und ihren Eltern, die mir jedes für sich ein Osterlachen ins Gesicht zaubern!
Ich erlebe kreative Musikerinnen und Musiker sowie Künstlerinnen und Künstler, die uns mit ihren Talenten Freude und ein Lachen bereiten!
Ich höre von bewundernswerten Menschen in der Medizin, der Pflege, dem Einzelhandel, der Verwaltung, den Schulen und den KiTas, den Unternehmen, der Seelsorge, den Vereinen, den Nachbarschaften und den Familien, die jede und jeder für sich ein solch österliches Lachen der Hoffnung und des Mutes in die Gesichter von anderen Menschen zaubern.
Dieses Osterfest 2020 kann somit nicht nur für die Christinnen und Christen in unserer Stadt ein Zeichen der Hoffnung sein. Es darf uns alle gemeinsam als Stadtgemeinschaft hoffen lassen…
Und so wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben von Herzen ein frohes und gesegnetes Osterfest – und viele Momente des österlichen Lachens!
Bleiben Sie gesund…
Ihr Bürgermeister
Tobias Stockhoff