„EssBar“

von Martina Jansen (Kommentare: 0)

„EssBar“

Mitgärtnern und Kontakte knüpfen erwünscht

Vielleicht können Sie sich noch an den „Essbaren Garten“ am Eingang des Bürgerparks Maria Lindenhof erinnern. Er wurde von Freiwilligen sowie den Bewohnern des angrenzenden LWL Wohnhauses für Suchtkranke gepflegt und stand der Allgemeinheit offen. Auf diesem Gelände stehen nun seit zwei Jahren elf Apfelbäume, die jeweils einen Stadtteil Dorstens repräsentieren.   

Nach einem Interview-Termin im Bürgerpark wollte es der Zufall, dass ich Struktur- und Arbeitstherapeut Bernd Pape mit Bewohnern der Wohnanlage beim Gärtnern in der künftigen „EssBar“ direkt neben dem Eingang des Gebäudes antraf. Den Mittelpunkt dort bildet der runde hölzerne Tisch, an den sich zukünftig spontan oder auch geplant Menschen treffen können.

Trockenen Fußes gelangen Sie bereits jetzt schon zum Tisch. „Die Pflastersteine dafür bekamen wir gratis“, erzählt Bernd. „Wir mussten sie lediglich schubkarrenweise beim Umbau der Außenanlagen des Gymnasiums Petrinum hinüber zum zukünftigen Garten fahren. Auch der Tisch hat uns nichts gekostet. Wir konnten die besten Bretter aus den bestehenden Gemüsehochbeeten retten und erstellten damit diesen Tisch“, fährt er fort.
Mit „wir“ meint er einige der 24 Frauen und Männer, die nach ihrer Entgiftung hier vom Wohnhaus aus in ein neues alkoholfreies Leben starten. Die Bewohner leben wahlweise in eigenen Apartments bis hin zu Wohngemeinschaften von vier bis acht Personen, es besteht sogar die Möglichkeit, für immer hier zu wohnen. „Emotionen und Empathie bleiben bei vielen chronisch Alkoholabhängigen leider auf der Strecke“, fährt der engagierte Therapeut fort. „Früher war ihr Tagesinhalt oft davon bestimmt, woher sie den benötigten Alkohol bekommen. Ihre Tagesstruktur bestand darin, wie sie (unbemerkt) trinken und ihren Alkoholpegel aufrechterhalten können. Durch Programme, gemeinsame Freizeitaktivitäten, aber auch durch die freiwillige Mithilfe an der ‚EssBar‘ haben sie hier eine Möglichkeit, wieder ins ‚normale‘ Leben zurückzufinden, Emotionen wieder zu erlernen und vor allem auch zeigen zu können.“

Foto oben rechts: (v. l.) Der Dorstener Dieter Eickelkamp sowie Bewohner Volker J. helfen Bernd Pape gerne, damit die „EssBar“ bald eröffnet werden kann

Neben regelmäßiger tatkräftiger Unterstützung durch das Gartenbauunternehmen Vornholt ist Volker J. einer der freiwilligen Bewohner des Hauses, die im „Essbaren Garten“ ebenfalls anpacken. Die Fortschritte, die er beim Unkrautziehen sieht, spornen ihn nicht für die weiteren Arbeiten im Garten, sondern auch für ein zukünftiges Leben außerhalb des Wohnhauses an. Auch Dieter Eickelmann, der zufällig mit seinem Hund „Mucki“ vorbeikommt, bietet spontan seine Mithilfe an.

Noch ist das Gelände mit Wildkräutern und Brennnesseln zugewachsen, aber mit etwas Fantasie kann man sich das „BlütenReich“ sowie die „EssBar“ gut vorstellen. Ende des Jahres möchte Bernd Pape die breiten Hochbeete rund um den Tisch sowie den Rest des Geländes fertiggestellt und gesäubert haben. „Die Dorstener Kuratorin Marion Taube hat den Bürgerpark ins Leben gerufen, die neue ‚EssBar‘ ist quasi ihr Vermächtnis. Ich wünsche mir daher, dass rund um den Tisch auch hier wieder ein Treffpunkt verschiedenster Menschen und Gruppierungen entsteht“, so der toughe 59-Jährige, der kräftig bei der Gestaltung des Gartens mit anpackt.

Nicht nur die Besucher des Parks sind später eingeladen, Events zu veranstalten, auch die Bewohner des LWL Wohnhauses werden regelmäßig auf einer Schautafel auf Veranstaltungen hinweisen. „Die Regelmäßigkeit und der Kontakt zu anderen Menschen ist gerade für unsere Bewohner sehr wichtig. Sie müssen raus aus ihrem alten Umfeld und rein in ein stabiles soziales Netz, um nicht wieder rückfällig zu werden“, betont der Therapeut. „Hier in der Einrichtung wird niemand zum Umtrunk vom Nachbarn eingeladen und wenn die Bewohner ausgehen, wird der Atemalkohol getestet. All das gibt den hier wohnenden Menschen Geborgenheit und Sicherheit.“
Bernd Pape würde sich sehr freuen, wenn sich der „runde Tisch“ als Treffpunkt etablieren würde und dort beispielsweise Kita-Kinder Kartoffeln rösten, Wissen über Wildkräuter weitergegeben oder Gartenfreunde den Besuchern eine Suppe mit Zutaten aus der „EssBar“ anbieten würden. „Der Garten ist offen für jedermann. Hauptsache, die Besucher kommen ins Gespräch.“

Foto oben rechts: Arbeitstherapeut Bernd Pape bietet den Bewohnern seine Hilfe an

Bernd Pape sucht dringend Girl- und Manpower bei der Gartenpflege, regelmäßig oder spontan, alleine oder gemeinsam mit den Bewohnern. Bei Interesse kommen Sie doch einfach vorbei oder schreiben Sie dem Arbeitstherapeuten unter bernd.pape2@lwl.org .

Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak

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