Erinnerungen
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Erinnerungen
Kunstflieger Johannes Langenbach blickt zurück
In seinem Alltag hat Johannes „Hans“ Langenbach aufgrund seiner Demenzerkrankung des Öfteren Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden. Aber kommt die Sprache auf seine Zeit als Pilot und Fluglehrer, so blüht der Senior förmlich auf und scheint diese Zeit erneut zu erleben.
Geboren und aufgewachsen 1935 in Gelsenkirchen, erlebte der junge Hans die Zeit des Zweiten Weltkrieges hautnah mit. „Wir waren ständig vom Militär umgeben, dennoch machte ich das Beste aus der Situation. Ich verbrachte so viel Zeit wie möglich auf dem Segelflugplatz in Bochum-Wattenscheid und ließ dort meine selbstgebauten Modellflugzeuge fliegen.“
Mit 13 Jahren begann er seine Schlosserlehre und nach Feierabend zog es ihn weiterhin zum Flugplatz der Alliierten. „Uns Deutschen war es verboten, alles anzufassen, das fliegen kann. Erst später, als ich etwa 18 Jahre alt war, durfte ich die ‚Fliegermotten‘ nicht nur ansehen, sondern sie auch putzen“, erinnert sich Johannes Langenbach.
In den Jahren darauf verkauften die Alliierten ihre motorbetriebenen Flugzeuge, die auf dem Flughafen „Schwarze Heide“ ihre neue Heimat fanden. Mittlerweile besaß Hans Langenbach den Motorflugschein, den er in der Landesflugschule NRW in Bonn erworben hatte und wurde später Sachverständiger fürs Bundesluftfahrtamt. „Das empfand ich als sehr hohe Ehre“, ist der Dorstener heute noch stolz. Um weiterhin auch Piloten auszubilden und prüfen zu dürfen, musste er für seine Lizenz zum Berufsflieger jedes halbe Jahr eine Prüfung ablegen und mindestens 250 Flugstunden in diesem halben Jahr nachweisen. Als Fluglehrer mit eigener Flugschule auf der „Schwarzen Heide“ stellte das für ihn kein Problem dar.
Foto oben rechts: der ehemalige Fluglehrer Johannes Langenbach
In den 80-er Jahren hatten Hans Langenhorst und sein Geschäftspartner Peter Siebertz Glück und konnten über die Botschaft drei Antonows aus Russlandbeständen erwerben. Die Antonow AN-2, auch „Tante Anna“ oder „Traktor der Lüfte“ genannt, war ursprünglich für die Landwirtschaft konzipiert und der größte im Einsatz befindliche einmotorige Doppeldecker der Welt. „Wir rüsteten die Armaturen auf die deutsche Anordnung um und schon konnten wir Flüge mit ihr nach Borkum oder Norderney anbieten. Sie war zwar eine Sehenswürdigkeit, bot aber nicht so viel Komfort wie die Cessna, die ich sonst geflogen bin. Aber da bedingt durch ihre Größe 16 Personen mitfliegen konnten, waren oft Kegelvereine an Bord und die störte das nicht“, schmunzelt der ehemalige Pilot.
Zusätzlich zu seinen beruflichen Flügen hatte Hans Langenbach auch Spaß an Kunstflügen. So gehörte er im Alter von 30 Jahren zum Deutschen Kunstflugteam und flog 1968 mit zur WM nach Magdeburg. Dort machte er jedoch den Jüngeren nach dem Motto „Dabei sein ist alles“ Platz. Seine eigenen Erfolge sicherte er sich auf den Deutschen Kunstflugmeisterschaften in den 60-er Jahren, woran noch heute seine schweren Bronzemedaillen erinnern. „Wir starteten mit dem Pflichtprogramm, dessen Ablauf wir erst am Start erfuhren. Am nächsten Tag erfolgte dann unsere halbstündige Kür.“
Als Ausgleich malte der Östricher in Öl und mit Pastellkreiden und ihm hätte sicherlich auch eine Karriere als Künstler bevorgestanden, aber ihm war das Fliegen wichtiger. „Es war eine schöne Zeit und ich habe es nie bereut, zu fliegen, statt zu malen“, zieht er ein Fazit seines Berufslebens.
Vor 30 Jahren gab der erfolgreiche Pilot seinen Beruf auf und verkaufte seine Flugschule, aber so ganz lässt ihn das Fliegen nicht los. „Ich denke, dass die Antonow heute noch irgendwo in Deutschland fliegt und würde mich sehr freuen, wenn ich sie noch einmal in der Luft sehen und hören würde.“
Foto oben rechts: Hans Langenbachs letzter Arbeitsplatz: das Cockpit der Antonow
Text: Martina Jansen
Fotos: Christian Sklenak