Ein Reiseleiter mit einem großen Herzen
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Mit Paul Harazim mittendrin statt nur dabei
Reisen und dabei Gutes tun? Das können Sie, wenn Sie Ihre Urlaubsplanung Paul Harazim überlassen. Er ist ein ausgesprochener Nepal-Fan und kennt Land und Leute sehr gut.
„Wir leben in Deutschland im Überfluss, die Nepalesen leben im Mangel. Hierbei ist jetzt nicht nur das Materielle gemeint, denn Nepal sprudelt vor kulturellem Überfluss. Dieser spiegelt sich ganz deutlich in den Straßen, der Menschen und der Esskultur sowie den herrlichen Farben wider“, beginnt Paul Harazim damit, über seine Erlebnisse in Nepal zu erzählen.
„Ein Land zu bereisen ist sicherlich immer spannend, aber dieses Land lernen wir besser kennen, indem wir die eigene Reise auf einer anderen Ebene machen und mit den Menschen, die wir treffen, ihren Alltag teilen. Gleichzeitig ist es uns als Veranstalter ein Muss ‚zurückzugeben‘ und den Fokus der Reisezeit auf Nachhaltigkeit zu richten“, fährt er fort.
Durch seine zahlreichen Aufenthalte in Nepal lernte Paul im Laufe der Zeit viele kleine Hilfsorganisationen kennen. „Wenn du jetzt hier nicht hilfst, dann macht es keiner anderer. Das Wichtigste ist die eigene Entscheidung. Das ist universell und zählt überall, nicht nur in Nepal.“ Paul beschloss für sich, soweit es ihm möglich ist zu helfen. Entstanden sind dadurch persönliche Bindungen zu den Personen, denen Paul mit Spenden hilft.
Der Dorstener schildert das Beispiel einer jungen Nepalesin, die mehr als zwei Jahre im Krankenhaus verbringen musste. Um in Nepal in einer Klinik einen Platz zu bekommen, müssen Angehörige die Versorgung des Patienten rund um die Uhr übernehmen. Diese Aufgaben teilte sich die Familie, sodass die junge Mutter, die durch einen Unfall gelähmt war und seitdem beatmet wurde, entlassen werden konnte. Für sie gab es jedoch lediglich zwei Optionen: mit einem transportablen Beatmungsgerät, das jedoch nicht vorhanden war, weiterzuleben oder entlassen zu werden, um zu sterben.
Der Hilferuf aus Nepal erreichte Paul noch rechtzeitig und er konnte glücklicherweise zwei Beatmungsgeräte aus Deutschland besorgen. „Der Moment, an dem der Wechsel der Beatmungsgeräte vorgenommen wurde, war schon sehr emotional“, erinnert er sich. „Wir wussten nicht, ob es gelingen würde, aber zum Glück funktionierte alles bestens und Cheli konnte anschließend noch einige Zeit im Kreise ihrer Familie verbringen.“
Foto oben rechts: Die Nepalesin Cheli wird im Krankenhaus an das mobile Atemgerät angeschlossen
Foto: Dharma Doo
Da es in Nepal eine finanzielle Absicherung bei einer Erkrankung nicht gibt, entscheiden sich leider viele Patienten dazu, ihre Krankheit hinten anzustellen. Die Familie muss ernährt werden, da ist kaum Geld übrig für medizinische Hilfe.
Um benötigte medizinische Geräte nach Nepal zu fliegen, bindet Paul als Reiseleiter seine Mitreisenden direkt ins Geschehen ein. Natürlich nur diejenigen, die das auch möchten. Dazu überlegt er jedes Mal, was sie innerhalb der Reisegruppe tun können, um gezielt Hilfe zu leisten. So nehmen sie beispielsweise von Paul organisierte (Sport-) Rollstühle, Prothesen oder andere Sachspenden auf ihren Flügen mit. „Dadurch entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl, die Reisenden sind aktiv und sehen selbst, dass sie mit Kleinigkeiten dort sehr viel bewegen können“, erzählt der engagierte Dorstener.
Foto oben rechts: BIA Basketball Damen-Mannschaſt
Foto: Veganverlag.de
Vor Ort kauft Dharma Doo, wie Paul von seiner Community genannt wird, mit den Mitreisenden in Nepal das ein, was benötigt wird, und gemeinsam bringen sie es zu den einzelnen kleinen Organisationen im Land. Mit seinen Gruppen besucht er die Organisation BIA Foundation, die unter anderem über Handwerksschulen für Menschen mit Behinderungen verfügen.
Der Dorstener hilft aber nicht nur Menschen, Paul sind alle Lebewesen wichtig, „denn auch Tiere gehören auf und zu unserer Welt“, betont er.
Auf dem Reiseplan steht ebenfalls die Hilfsorganisation Streetdogs e. V. in Boudha, einem Stadtteil von Kathmandu, in dem kranke Straßenhunde aufgepäppelt werden. Die Nepalis leben Tür an Tür mit den Hunden, deshalb ist es wichtig, dass diese Tiere gesund sind. Leidet ein Hund an einer Krankheit, wird er oft aggressiv. Das macht das Miteinander schwer. Geht es den Tieren jedoch gut, werden sie schneller von den Mitmenschen akzeptiert, es entsteht ein Miteinander. „An dem Tag, an dem die Gruppe die Organisation besucht, können die Reisenden aus Deutschland, wenn sie sich trauen, beispielsweise mithelfen, Hunde zu waschen und zu versorgen. So verlieren sie die Scheu davor, etwas zu tun, was sie vielleicht noch nie gemacht haben. Vielleicht entdecken sie sogar eine neue Seite an sich selbst. In Deutschland werden viele Angebote von helfenden Menschen leider oft abgelehnt und diejenigen werden ausgebremst, weil sie nicht die passende oder erforderliche Qualifikation haben“, bedauert Paul. „In Nepal gilt die Devise: einfach machen, denn lernen kannst du alles. Das stärkt das Selbstbewusstsein“, fährt er fort.
Foto oben rechts: In dieser BIA Werkstatt erlernen Schüler in einer sechsjährigen Ausbildung das Thangka Zeichnen
Foto: Tokpa Korlo
Darüber hinaus ist ihm auch absolute Transparenz wichtig. Nicht nur seine Fabrik zur Herstellung biologischer Teller kann ohne Absprache direkt in Nepal besichtigt werden, auch die Projekte und die Erfolge verschiedener Hilfsorganisationen können vor Ort besucht werden. So können sich Spenderinnen und Spender sicher sein, dass jeder Cent ankommt und sinnvoll verwendet wird. Auch mit den Mädchen oder Jungen, für die eine Patenschaft übernommen werden kann, besteht jederzeit die Möglichkeit zum direkten Kontakt vor Ort, alternativ auch über Telefon, Messenger oder per Mail. Mit nur 25 Euro im Monat kann somit ein nepalesisches Kind unbesorgt in seine Zukunft starten.
Paul Harazim würde sich sehr freuen, wenn die kleinen Organisationen, die ihm sehr am Herzen liegen, weiterhin unterstützt werden.
www.bia-deutschland.com
www.windhorse-rising.org
www.streetdogcare.com
www.herzenssache-nepal.de
Foto oben rechts: Besuch im SOH Waisenhaus in Swayambunath in Kathmandu
Foto: Alexander Fichtner
Text: Martina Jansen