Digitalisierung der Dorstener Schulen
von Martina Jansen (Kommentare: 0)
Digitalisierung der Dorstener Schulen
Stadt schafft zunächst die Infrastruktur in den Schulgebäuden, erst dann kann über Anschaffung von Endgeräten für Schüler entschieden werden.
In den letzten Tagen hat es eine ebenso lebhafte wie in großen Teilen von Halbwissen geprägte Diskussion über die Digitalisierung der Dorstener Schullandschaft gegeben (u.a. in den sozialen Netzwerken). Manche Annahmen in diesen Debatten sind schlicht falsch.
Insbesondere die Kontroverse um eine vermutete „Verpflichtung“ von Eltern, Tablets für Schulkinder leasen zu müssen, entbehrt zum jetzigen Zeitpunkt jeder Grundlage.
In den Schulen wird zunächst die Infrastruktur (Glasfaseranschluss, Netzwerk, WLAN, Whiteboards und Nahdistanzbeamer) geschaffen, um überhaupt mobile digitale Endgeräte einsetzen zu können. Welche Geräte hier zum Einsatz kommen und wie sie beschafft werden – darüber wurde bisher weder im Detail beraten, geschweige denn entschieden. Diese Frage wird sich erst mit der fortschreitenden Schaffung der Infrastruktur stellen.
Die Stadt Dorsten möchte daher mit den folgenden Erläuterungen zu einer sachlichen Debatte beitragen. Die ausführlichen aktuellen Berichte zu diesem Thema für die Politik (Schulausschuss und Rat der Stadt Dorsten) können unter dem folgenden Link nachgelesen werden:
https://dorsten.more-rubin1.de/ (dort bitte auf Recherche klicken und in die Suchmaske die Vorlagennummern 405/19 und 406/19 eingeben).
Bund und Land unterstützen die Digitalisierung der Schulen. Bereits aus dem Sanierungsprogramm „Gute Schule 2020” konnten ab 2017 Mittel für den Ausbau der digitalen Infrastruktur verwendet werden. Die Stadt hat diese Möglichkeit genutzt, wo ohnehin Sanierungsarbeiten erforderlich waren.
Bedeutender ist der „Digitalpakt Schule”, der im Mai 2019 in Kraft getreten ist und mit dem bundesweit fünf Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Die Stadt Dorsten kann davon 2,66 Millionen Euro abrufen, leistet zudem 10 Prozent Eigenanteil, so dass insgesamt rund 3 Millionen Euro für Schulen in städtischer Trägerschaft zur Verfügung stehen.
Mit diesen Geldern wird die Stadt in den Dorstener Schulen zunächst eine digitale Grundstruktur schaffen, hier insbesondere Netzwerkverkabelung mit Anschlüssen von Access-Points für W-LAN sowie Ausstattung der Klassenräume mit interaktiven Whiteboard-Tafeln und Nahdistanzbeamern. Über ein Bund-/Länder-Förderprogramm werden zudem derzeit alle Dorstener Schulen mit schnellen Glasfaser-Anschlüssen angebunden.
Die Stadt Dorsten hat sich frühzeitig auf den Weg gemacht und ist bei den Planungen zur Digitalisierung der Schulen schon weiter als manche andere Kommunen. Die Schulen wurden früh informiert und bei der Erstellung von Konzepten eingebunden. Die Ausstattung mit interaktiven Whiteboards und Nahdistanzbeamern wurde in Pilotklassen der Grünen Schule in Barkenberg sowie in der Von Ketteler-Schule erprobt, in der Agatha-Schule am neuen Standort Nonnenkamp sowie in der Urbanusschule Rhade bereits umgesetzt. Weitere Schulen folgen ab 2020.
Die Stadt Dorsten hat auch die Nachhaltigkeit der Systeme in ihre Überlegungen einbezogen, denn Infrastruktur muss nicht nur gebaut, sie will auch gepflegt werden, um jederzeit zur Verfügung zu stehen. Um Support und Wartung wird sich die technische Abteilung im Gebäudemanagement der Stadt kümmern. Personelle Verstärkung ist geplant, damit jederzeit vor Ort Ansprechpartner zur Verfügung stehen, wenn es zu technischen Problemen kommt. Die Geräte sollen daher einem einheitlichen Standard folgen. Nur so ist es möglich, Ersatzgeräte vorzuhalten, die bei Schäden in kurzer Frist eingesetzt werden können. Die Systeme arbeiten plattformunabhängig, können also mit anderen Systemen gekoppelt werden. Zu beachten ist außerdem die Datensicherheit, da die Geräte auf Schulserver zugreifen.
Die Digitalisierung der Schulen ist die Voraussetzung für die Digitalisierung der Schüler, sprich: Deren Ausstattung mit mobilen Endgeräten. Konkret und sinnvoll zu beantworten ist diese Frage erst, wenn die digitale Infrastruktur in den Schulen absehbar vorhanden sein wird.
Aus den Mitteln des Digitalpaktes dürfen höchstens 20 Prozent insgesamt und höchstens 25 000 Euro pro Schule für die Anschaffung von Endgeräten ausgegeben werden. Mit diesen Geldern können bestenfalls einzelne Tablet-Klassen an den Schulen ausgestattet werden.
Die Stadt Dorsten hat als denkbares Modell die Anschaffung von Tablets eines Anbieters für alle Schüler über Leasing-Verträge als „Ausblick” und als eine Möglichkeit skizziert. Beschlossen ist dies nicht, von einer Pflicht für Eltern kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Rede sein.
Kritisiert wurde in der Debatte der letzten Tage, dass mit Apple ein konkreter Hersteller ins Gespräch gebracht wurde. Apple ist tatsächlich Vorreiter bei der Digitalisierung von Schulen im Software- und Hardware-Bereich, stellt zahlreiche kostenlose Apps über den eigenen Education-Bereich zur Verfügung und bietet für die Anschaffung von Geräten attraktive Konditionen.
Dass Apple sich damit Zugang in einen Zukunftsmarkt verschaffen will, liegt auf der Hand. Die Stadt hat sich deshalb nicht auf Apple festgelegt und beobachtet den Markt. Bis tatsächlich erste Tablett-Klassen ausgestattet werden können, gibt es möglicherweise weitere Anbieter mit attraktiven Konditionen.
Wie bei der Infrastruktur gilt auch bei den Endgeräten: Ein einheitlicher Standard ist entscheidend für die Unterhaltung des Systems, für guten und schnellen Support.
Weitere Fragen sind ebenfalls noch nicht geklärt: Ob Tablets von Eltern oder öffentlich finanziert werden müssen – dazu wird es sicherlich eine bundesweite Debatte geben. Die Stadt Dorsten hat bisher nur darauf hingewiesen, dass es für Familien mit geringem Einkommen schon heute Fördermöglichkeiten gibt. Zu prüfen sind der Umgang mit Diebstahl, Beschädigung, Wartung und Betrieb, Versicherung und Geräteersatz.
Und letzten Endes ist die Digitalisierung des Unterrichts nicht allein eine Frage der Ausstattung, die nur ein Hilfsmittel ist. Hier bedarf es des Zusammenspiels vieler Akteure, die sich auf diese „neue Welt” einlassen müssen, um sie zum Wohle der Kinder im Schulalltag lebendig werden zu lassen.
Text: Stadt Dorsten